Wie funktioniert eigentlich ein Kehrrad ?
Applet ( in separatem Fenster, ca. 600 x 590 Pixel )
- Inhalt -
Erläuterungen zur Simulation
Ablaufsteuerung des Applets
Diagramme einiger Zustandsgrößen
Eine Wassertasche unter der "Lupe"
Download
- Erläuterungen -
Beides sind oberschlägige Wasserräder, wobei das
Kehrrad 2 Kränze von entgegengesetzt angeordneten Taschen
( hier je 72 ) besitzt, die alternativ mit Wasser beaufschlagt
werden können und so eine Umkehr der Arbeitsrichtung erlauben,
während beim Kunstrad mit nur einem Taschenkranz die
Arbeitsrichtung vorgegeben ist.
Im dargestellten Beispiel einer untertägigen Radstube wird
beim Kehrrad über zwei auf Zug belastbare Gestängepaare
ein Seilkorb angetrieben, auf dem zwei Förderketten
auf- bzw. abgewickelt werden.
Zum Antrieb einer Fahrkunst wird die Drehbewegung eines
Kunstrades über eine auf Zug und Schub belastbare und i.A.
kürzere "Pleuelstange" auf ein Kunstkreuz
übertragen.
( Um beide Anwendungen im gleichen Applet darzustellen, und um den
Platzbedarf für die graphische Darstellung zu reduzieren, wurde auch
für den Antrieb einer Fahrkunst die gleiche Radstube und, abweichend
vom historischen Vorbild, ein oberhalb des Kunstrades angeordnetes
Kunstkreuz und Antriebsgestänge gewählt. )
In einem zweiten Schacht sind die nur auf Zug belastbaren
Steuergestänge zur Regulierung des Aufschlagwassers und
zur Betätigung der Bremse in die Schützerstube nach oben
geführt.
Das dynamische Verhalten des Rades wird durch eine Differentialgleichung
beschrieben, in der dem Drehmoment durch das Gewicht des im Radkranz
aufgefangenen Aufschlagwassers die Drehmomente der Trägheit des Rades
( sowie des Wassers ) und des Reibungsverlustes gegenüberstehen.
( Der beim Auftreffen des Wassers, Fallhöhe ca. 1 [m], übertragene
Impuls wird zwar ebenfalls berücksichtigt, ist aber für die
Drehmomentbilanz nur von geringer Bedeutung. )
Beim Einsatz zur Förderung kommen die am Seilkorb angreifenden
Drehmomente des Gewichts und der Trägheit von Kette und Tonne hinzu,
beim Antrieb einer Fahrkunst kommen neben der Trägheit der Antriebs-
und Fahrkunstgestänge lediglich deren Gewichtsdifferenz durch
unterschiedliche Belastung ( ein-/ausfahrende Bergleute ) hinzu.
In beiden Anwendungen werden die relativ hohen Reibungsverluste im Schacht
berücksichtigt.
Über die entsprechende Differenzengleichung wird die Bewegung des Rades
in konstanten Zeitschritten von 40 [ms] ( 25 Schritte pro Sekunde )
berechnet.
Alle Angaben, wie U/min, l/min etc., beziehen sich auf diese Zeitskala
( Anzeige [min:sec] ), während die zu beobachtenden Bewegungen,
aufgrund der relativ rechenintensiven graphischen Darstellung, und
abhängig von der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Rechners und
seiner Auslastung durch andere Prozesse, erheblich langsamer ablaufen
können ( Anzeige ECHT ZEIT ).
- Ablaufsteuerung -
In beiden Anwendungen wird mit
- Schützerstube -
Beide Anwendungen werden in der übertägigen Schützerstube ( links oben ) bedient.
BREMSE ( AUF / ZU ) :
Als "Anfahrhilfe" kann zur Erhöhung des Drehmoments
beim Start das Wasser weiter nach außen auf den Radkranz gelenkt
werden :
Hierzu kann an der Wasserzufuhr nach links / rechts eine Rinne ausgefahren
werden ( Mausklick in ein grau umrandetes Rechteck in der
Verlängerung des Kastenbodens ).
Da dies den Wirkungsgrad des Rades erheblich herabsetzt, sollte die
Umlenkrinne nach dem Anfahren wieder eingezogen werden ( Mausklick auf
den Kastenboden ).
Screenshot Förderung :
Ablaufsteuerung Förderung :
Um die Zeit für einen Förderzyklus zu verkürzen, ist die Endteufe auf ca. 50 [m] verringert ( in Wirklichkeit ca. max. 200 [m] ).
Die Förderung erfolgte über zwei Einzelketten ( Kein
Endlosseil ! ), deren Gewicht bei großer Endteufe das
Tonnengewicht um ein Mehrfaches überstieg.
Zur Simulation einiger daraus resultierender Zusammenhänge zwischen
Last-Gewicht / Drehmoment und Teufe einer Tonne ist das Kettengewicht
auf ca. 20 [kg/m] ( tatsächlich "nur"
ca. 5 - 8 [kg/m] ) erhöht.
Förderschacht :
Der obere Teil des Schachtes ( 0 ... ca. 4 [m] ) und die Umgebung des unteren Füllortes ( ca. 45 ... 50 [m] ) sind im gleichen Maßstab wie die Radstube dargestellt, der Teufenbereich 4 ... 45 [m] ist ca. 6-fach gestaucht.
Ein Mausklick in die Teufenskala links / rechts des Schachtes setzt die linke / rechte Tonne ( auch während des Laufes ) auf die entsprechende Teufe.
Befindet sich eine Tonne in der näheren Umgebung eines der beide
Füllorte, so wird die entsprechende Teufenangabe in der
Schützerstube als Vorwarnung grün / magenta umrandet,
beim Erreichen der exakten Füllposition wird der Teufenzähler
farbig hinterlegt.
Entsprechendes gilt für die Annäherung an den oberen Anschlag
( ! rot ! ).
! Der Umstand, dass oberer und unterer Füllort nicht gleichzeitig erreicht werden ist beabsichtigt, da dies vermutlich den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach, und die Anforderungen auch an den "Computer"-Schützer im Hinblick auf Zeitaufwand und sparsamen Umgang mit dem vefügbaren Wasser deutlich erhöht !
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Screenshot Fahrkunst :
Ablaufsteuerung Fahrkunst :
Zur bessern Unterscheidung sind die Filzkappen der einfahrenden Bergleute sauber ( grün ), die der ausfahrenden Bergleute verstaubt ( dunkelgrau ).
Fahrkunst :
Während der Antrieb durch ein Kunstrad, hölzerne Gestänge und Kunstkreuze älteren historischen Vorbildern entspricht, simuliert die Fahrkunst selbst eine erst Ende des 19. Jahrhunderts im Kaiser Wilhelm Schacht installierte Konstruktion, die von einer Wassersäulenmaschine angetrieben wurde.
Bei einem Hub von 4 [m] sind beide Fahrkunstgestänge auf beiden
Seiten
( im Applet : "vorn" = schwarz, "hinten = hellgrau )
mit um 4 [m] gegeneinander versetzten Tritten im Abstand von 8 [m]
versehen.
Die Tritte sind so angeordnet, dass sich beim Trittwechsel an den
Schachtbühnen in 4, 8, 12 ... [m] Teufe "passende"
Tritte ( beide "vorn", beide "hinten" ) auf
gleicher Teufe befinden.
Diese Konstruktion erlaubt die Nutzung sämtlicher Tritte beim Ein- oder Ausfahren der gesamten Belegschaft und ein gleichzeitiges Ein- und Ausfahren zum Schichtwechsel.
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- Informationen zum Zustand der Anlage -
ZEITSKALA :
[min:sec] zählt die "interne" Zeit ab
START ( nach RESET )
( gemessen in der internen Zeitskala mit 25 Rechenschritten pro
Sekunde ),
ECHT ZEIT [U/min] zeigt die Drehzahl, mit der die Simulation auf dem Bildschirm abläuft.
Vorsicht : Bei Überforderung des Rechners durch zu große Beschleunigung des Ablaufs kann sich Netscape "aufhängen".
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GRAPH :
Öffnet ein separates Fenster für die graphische
Darstellung verschiedener Messgrößen zur Beschreibung des
Zustandes der Anlage und zur Verdeutlichung ihrer Funktionsweise
( Ein / Aus mit linker / rechter Maustaste ).
Die Werte
Bei X-Axe = ZEIT wird zusätzlich die Wasserzufuhr [l/min] dargestellt ( cyan, rechte Skala ), um die Wirkung von Änderungen zu Verdeutlichen.
Vorsicht : Die On-Line-Darstellung kostet Rechenleistung.
Insbesondere Initialisieren ( erster Aufruf ),
Verschieben und Dimensionieren des GRAPH-Fensters sollten nur
im HALT-Modus vorgenommen werden ( anschl. weiter mit
START ).
Die Anzeige der aktuellen Mausposition kann durch einen Mausklick
in das GRAPH-Fenster mit der linken Maustaste ein / mit der
rechten Taste aus-geschaltet werden.
Da die Anzeige nur im HALT-Modus möglich ist, wird das Kehrrad /
Kunstrad ggf. mit dem Einschalten angehalten, und läuft nach dem
Auschalten weiter.
Förderzyklus mit zwei leeren Tonnen ( links = blau, rechts = rot, Wasserzufluß = cyan )
Zu Beginn der Förderung ( Zeit <= 0 ) befindet sich die
rechte Tonne am oberen Füllort ( Teufe R = 0 [m] ),
die linke Tonne unterhalb des unteren Füllortes ( Teufe L ca.
50 [m] ).
Nach ca. 1 min 50 sec läuft die linke Tonne gegen den
Anschlag ( Teufe L ca. -1 [m] ), die linke Kette wird
überlastet ( s. Abb. Statische Last ) und reißt :
die linke Tonne fällt in den Schacht.
Während sich Teufe und Last monoton ändern, verdeutlicht die Abb.
Drehmoment die Überlagerung von Laständerung und Änderung
des Wickelradius ( = Hebelarm der Last ) am jeweiligen
Seilkorb.
Ein Mausklick in den Radkranz markiert eine Wassertasche ( roter Punkt ) für eine vereinfachte Detaildarstellung mit Zahlenwerten
Bei höheren Drehzahlen wird die Wirkung der Fliehkraft an der Neigung des Wasserspiegels und an der früher abgeschlossenen Entleerung der Tasche deutlich.
( Ein Mausklick in die Detaildarstellung versteckt sie wieder. )
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DOWNLOAD
Die für eine lokale Installation des Applets benötigten Class- und Html-Files sind verfügbar als zip-File und als tar.gz-File.
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Viel Spaß wünschen Ihnen
Fritz Keller, ehem. Institut für Geophysik der TU Clausthalund
( einige Applets zur Geophysik )
Dr. Friedrich Balck, Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal
( Forschungsbereich Technikgeschichte )
Rev. 08-Aug-2004