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Beobachtungen:

Diagmagnet

/Reichenbach 1849/
FZ5SAAAAcAAJ


K. v. Reichenbach, Physikalisch-physiologische Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektrizität, der Wärme, des Lichtes, der Krystallisation, des Chemismus in ihren Beziehungen zur Lebenskraft,


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Abb. 01:
K. v. Reichenbach
        Physikalisch-physiologische Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektrizität,
        der Wärme, des Lichtes, der Krystallisation, des Chemismus in ihren Beziehungen zur Lebenskraft,
        Vieweg und Sohn, Braunschweig (1849), 2. Aufl. in Band 2,
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Abb. 02:

Band 2  beginnt mit dem
Vorwort
277. Man hat mir den Einwurf gemacht, fünf Mädchen, die ich zu meinen bisherigen Untersuchungen wie Reagentien in Anspruch genommen habe, seien nicht genügend, wo es sich um zweifelsfreie Feststellung wichtiger naturwissenschaftlicher Wahrheiten handle. Ich ließ mir dies gesagt sein, und bestrebte mich, meinen Forschungen Ausdehnung über eine größere Anzahl von Personen zu verschaffen, in deren Verhältnissen mehr Abwechslung vorhanden wäre. Hierüber sind über zwei Jahre Zeit verflossen, um welche gegenwärtige Abhandlung deshalb verspätet werden mußte. Nun aber erscheint sie mit beinahe sechzig sensitiven Personen ausgerüstet, Männern und Frauen, Müttern und Mädchen, Kindern und Greisen, Niederen und Hohen, Armen und Reichen, Schwachen und Starken, Kranken und Gesunden, Menstruirenden und Schwangern; eine Mannichfaltigkeit von Verhältnissen ist jetzt vertreten, die wenig zu wünschen mehr übrig lassen möchte.
Der wesentlichste Zuwachs, der durch diese Ausdehnung der Arbeit gewonnen worden, wird aber der sein, daß ganz gesunde starke Leute in großer Anzahl sich in die Reihen der Sensitiven einstellen; daß Menschen, die niemals krank waren und ihr Leben in fortdauernder starker körperlicher Arbeit zubrachten, ganz ebenso die eigenthümlichen Empfindungen und die Lichterscheinungen wahrnehmen, die den Gegenstand dieser Untersuchungen ausmachen, wie auf dem Ruhbette stilllebende Frauenzimmer, daß weder Jugend, noch  Alter, noch Geschlecht, noch Lage hierin einen Unterschied machen, und daß die Sensitivität somit nicht ein Krankheitszustand sowohl, als vielmehr eine Eigenthümlichkeit vieler Personen ist, die nur unter verschiedenen Umständen bald stärker, bald schwächer hervortritt, bisweilen in's Unmerkliche sich verliert. Die hiernächst folgenden Aufzählungen werden zeigen, daß schon jetzt mehr als die Hälfte der Personen, die dem Kreise dieser Untersuchungen sich zu widmen, die Gefälligkeit für mich und die Sache der Wissenschaft hatten, aus ganz Gesunden besteht. Ich habe mit wahrer Ueberraschung gefunden, daß die Zahl der Sensitiven über alle Erwartung groß unter den gewöhnlichen Menschen ist; daß eine Menge Leute, die weit davon entfernt sind, von.sich selbst solch etwas nur zu ahnen, die odischen Gefühle und die Lichterscheinungen nach hinreichend langem Verweilen im Finstern recht gut wahrnehmen. Ja dies geht endlich so weit, daß ich zu meinen Arbeiten der Kranken fast gar nicht mehr bedarf und mir es nicht nur genügt, Gesunde da zu zu haben, sondern daß ich wohl demnächst daran bin, die Kranken und namentlich die Somnambulen davon überhaupt auszuschließen. Die Einwendung also, daß die Beobachtungen nicht mit genugsamen Zeugschaften belegt seien, sowie eine zweite, daß den Zeugnissen kranker Beobachter nicht hinlängliches Vertrauen zuzugestehen sei, werden in dem Folgenden ihre Widerlegung finden und für die Zukunft hinwegfallen.

Ueber den Grund, warum ich nicht schon früher eine größere Anzahl von Belegen für meine Beobachtung vorgeführt habe, habe ich mich bereits oben § 6. erklärt; ich fürchtete durch zu viel Material dem Leser ermüdend zu werden. Nun aber dies als eine Unvollständigkeit meiner Arbeit bemängelt wird, zaudere ich nicht mehr, der ganzen Beweiskraft mich zu bedienen, welche mir zu Gebote steht und damit meine Sätze auf die breiteste Unterlage zu stellen; unter den verschiedenartigsten Umständen wird man immer die nämlichen Erscheinungen hervortreten ſehen und nun besser als früher im Stande sein, sie überall und mit Leichtigkeit zu wieder holen. Zur besseren Uebersicht füge ich dem bei die
Namensliste der Personen
welche vermöge ihrer Fähigkeit zu sensitiven Wahrnehmungen mich in meinen Arbeiten durch ihre Theilnahme und ihre Beobachtungen unterstütz haben.
( Nummerierung vom Autor FB)
Seite 3
  1. Frau Cecilie Bauer, Gattin eines Gastwirthes zu Wien, Braunhirschengrund Nr. 161
  2. Jungfrau Leopoldine Reichel, Officianten-Tochter von Schönbrunn.
  3. Jgf. Maria Atzmannsdorfer, Tochter eines Militätarztes.
  4. Fräulein Angelica Sturmann, Tochter eines Wirthsachfts-Directors
  5. Jgfr. Franzcisca Weigand, Hutbachers-Tochter, in Wien, Windmühl Nr. 60
  6. Friedrich Weidlich, Marine-Invalide
  7. Frl. Josephine Winder, Tochter eines Malers zu Graz
  8. Frl. Marie Nowotny, Tochter eines subalternen Beamten
  9. Frl. Clementine Girtler, Kaufmanns-Tochter
  10. Frau Francisca Kienesberger, Gattin eines Herrrschafte-Vorstehers
  11. Frau Johanna Lederer, Wittwe eines kais. Beamten
  12. Frl. Maria Maix, Beamten-Tochter, Wien, Kehrmarkt Nr. 260
  13. Jgfr. Josepha Zinkel, Tochter eines Hausgesitzers zu Nußdorf bei Wien
  14. Freiherr August von Oberänder, zu Schebetau in Mähren
  15. Herr Nicolaus Rabe, k.k.Beamter bei der Montanhofkammer
  16. Frl. Amalie Krüger, Wirthschaftsdirectors-Tochter, Wien, in der Leopoldstadt Nr. 27
  17. Jgfr. Wilhelmine Glaser, Gasthausbesitzers-Tochter von Bochtitz in Mähren
  18. Alois Baier, Professionist in Wien
  19. Frau Johanna Anschütz, Gattin des Herrn Gustav Anschütz
  20. Herr Med. Dr. Ried, ausübender Arzt in Wien, Erdberg Nr. 396
  21. Herr Sebastian Zinkel, Hausbesitzer in Nußdorf bei Wien
  22. Jgfr. Johanna Kynast, Bäckers-Tochter von Weidhofen in Oesterreich
  23. Jgfr. Leopoldine Atzmannsdorfer, genannt Dorfer, Tochter eines Militärarztes.
       Seite 4
  24. Frau von Puchich-Zimanyi, Wittwe eine ungarischen Edelmanns
  25. Johann Klaiber, Tischler in meinem Dienste
  26. Freifrau Maria von Augustin, Gattin des k.k. Majors Baron von Augustin
  27. Frl. Wilhelmine von Weigelsberg, in Wien, Wieden Nr. 451
  28. Frl. Sophe Pauer, Tochter des Herrn Consistorialraths Pauer in Wien
  29. Herr Professor Dr. Stephan Endlicher, Director des k.k. botanischen Gartens, Mitglied der Wiener Akademie
  30. Herr Franz Fernolendi, Fabriksbesitzer in chemischen Producten in Wien
  31. Anna Hemanek, Feldarbeiterin auf meinem Gute Reisenberg
  32. Frl. Enestine Anschütz, und ihr Bruder
  33. Herr Gustab Anschütz, Maler, in Wien, Wieden, Ferdinandsgasse Nr. 268
  34. Herr Stephan Kollar, jun.
  35. Friedrich Bollmann, blinder Tischler
  36. Frau Josephine Frenzl, Gattin des k.k. Custos Herrn Med. Dr. Fenzl
  37. Frau von Baray, Gattin des k.k. Hofrathes Herrn von Barady
  38. Herr Johann Studer, Landwirth aus Zürich
  39. Freifrau Pauline von Ratorp, Gattin des Baron Ratorp in Wien
  40. Ritter Hubert von Rainer, Jurist aus Klagenfurth
  41. Herr Ernst Pauer, Consistorialrath und Superintendent bei der evangelischen Gemeined in Wien
  42. Herr Wilhelm Hochstetter, aus Eßlingen, Gärtner in Schönbrunn
  43. Freifrau Isabella von Tessedik, Wittwe eines ungarischen Edelmannes und k.k. Hesscretaires
  44. Herr Demeter Tirka, Großhändler in Wien, Grieche
  45. Freifräulein Elise von Seckendorf zu Sondershausen, in Sachsen
  46. Herr Constantin Delhez, Philolog in Wien, aus Belgien
  47. Herr Theodor Kotschy, der bekannte Reisende in Afrika, Persien u.s.w
      Seite 5
  48. Maximilian Krüger, Waisenhausknabe in Wien
  49. Hermine Fenzl, kleines Töchterchen des Hrn. Med. Dr. Fenzl
  50. Herr Karl Schuh, Physiker, aus Berlin
  51. Herr Med. Dr. Friedrich, aus München
  52. Herr Med. Dr. Ragsky, k.k. Professor der Chemie zu Wien
  53. Herr Mathias Mauch, Thierarzt, aus Würtemberg
  54. Herr Professor Rößner, k. Rath an der Akademie der schönen Künste zu Wien
  55. Herr Eduard Hütter, Buchhändler in Wien
  56. Herr Franz Kratochwila, k.k. Administrativ-Beamter
  57. Herr Franz Kollar, Custos am k.k. Hofnaturalien-Cabinet
  58. Jgfr. Susanne Rather, Officiers-Tocher aus Basel, jetzt in Wien
  59. Herr Professor Dr. Huß, Leibarzt des Königs von Schweden, zu Stockholm
  60. Meine Tochter Hermine
  61. Herr Med. Dr. Diesing, Custos am k.k. Hofnaturalien-Cabinet.

Fast alle diese Personen sind in Wien befindlich und können jederzeit gefragt und gehört werden. Die Reihenfolge, in der sie hier verzeichnet sind, entspricht in abnehmender Ordnung ungefähr der Größe ihrer sensitiven Reizbarkeit.


Seite 7
279.
Ein Drites und Letztes, was ich hier zu bevorworten habe, ist noch einmal das Wort Od. Sein Begriff, wie ich ihn § 215 festgestellt habe, schließt, wie man sieht, ziemlich wahrscheinlich das mit ein, was ein Jahr später Hr. Faraday unter dem Ausdrucke Diamagnetismus als eine neue Kraft der Materie in's naturwissenschaftliche Publikum eingeführt hat. Der brittische Physiker hat von meinen Untersuchungen, die in englischer Übersetzung in London erschienen sind, ohne Zweifel nichts gewußt, sonst hätte er sie vermuthlich nicht ignorirt. Ich habe unter dem Begriff des Wortes Od die endliche Ursache aller der von mir beschriebenen Erscheinungen zusammengefaßt, in soweit sie nämlich mit unseren bisherigen Kenntnissen vom Wesen des Magnets und der übrigen Dynamide unvereinbar und namentlich von magnetischen Körpern auf sogenannte unmagnetische, auf Metalle, Glas, Seide, Wasser, Salze und alles Andere übertragbar sich zeigten. Der Diagmagnetismus ist zwar von Seebeck, von Hrn., Munke, Hrn. Buchner und Hrn. Becqerel schon in den zwanziger Jahren erkannt und bekannt gemacht worden, was Hrn. Faraday ebenfalls nicht bekannt war; auch bin ich in meinen Arbeiten auf die quere Stellung schwebender unmagnetischer Körper gegen den magnetischen Strom nicht gestoßen und es bleibt eine Kluft zwischen dem, was er und was ich bearbeiten, vordersamts unausgefüllt:
gleichwohl ist es meines Dafürhaltens nicht unmöglich, daß wir beide an einerlei Wagen ziehen, nur jeder von uns an einem anderen Strange. Wenn mich der Anschein nicht täuscht, hat Hr. Fraday von den vielen odischen Fäden einen erfaßt, einen überaus günstigen, und wird mit der Kraft seines fruchtbaren Talents der Sache vorwärts helfen. Dies wird der Förderung der Wissenschaft nur vortheilhaft sein. Ob Magnetismus, Diamagnetismus und Od einst in Eins zusammenfallen, oder ob zwischen ihnen feste Scheidewände stehen bleichen werden, ist eine Frage, deren Erledigung mir für jetzt noch in einiger Ferne zu liegen scheint. In jedem Falle schließen sie theilweise ganz neue Qualitäten aller todten und lebendigen Materie ein und sind ihrer Allgemeinheit und Allverbreitung im Weltall wegen von der höchsten physikalischen Bedeutung.

A. Unterschiede von Wärme
a) Odemanationen wirken auf das Gefühl aller Sensitiven Kühle und Wärme, ja bisweilen eisähnliche Kälte und brennede Hitze erzeugen, d.h. einen diesen scheinbar gleiche Empfinung erregend. Leitet man sie aber gegen Thermometer, so haben sie nicht den gringsten Einfluß darauf, ja ein Nobili'sches Thermoskop bleibt unbeweglich. Weder der kaltgebende noch der wärmeerregned Krystallpol afficiert im Geringsten diese Instrumente.
b) Es finden viele Fälle statt, wo Wärme und Od geradezu entgegengesetzte Wirkungen hervorbringen. Eine rechte Hand wirkt kühlend auf das Gefühl der Sensitiven: auf ein empfindliches Thermoskop aber umgekehrt immer wärmend. - Die  Sonnenstrahlen wirken auf Sensitive kühlend: auf Thermometer dagegen wärmende. - Der Mondschein wird lebhaft warm empfunden: vom Thermoskope ebenso gut wie gar nicht angezeigt. - Kolengluth, Flammen von brennenden Körpern aller Art strahlen auffallende Kühle auf den sensitiven Nerv zu: am Thermometer zeigt sich davon umgekehrt der Effekt von Wärmestrahlen. - Bei chemischen Hergängen entstehen Kältegefühle, während oftmals Wärmeentwickelung am Thermoskope angezeigt wird.

c) Die Leitbarkeit des Ods an Metallen übersteigt alle Grenzen der Wärmeleitfähigkeit. Ein Kupferdraht von beträchtlicher Länge von 20 ud mehr Metern, an einem Ende odisch geladen, liefert am anderen Ende odische Gefühlswechsel. Dasselbe thut ein Holzstab, ein Glasstab, ein Seidenband, ein viele Meter langer gewobener Leinen- oder Baumwollstreifen, Körper also, die Wärme in dieser Weise zu leiten bei weitem unfähig sind.

d) Die Durchgängigkeit durch dicke Körper wird dem Ode sehr leicht, in einigen Secunden empfinden die Sensitiven einen Krystall, einen Menschen, einen Magnet hinter dicken Mauern, ohne von ihm zu wissen: die größte Hitze würde viele Stunden brauchen, bis sie jenseits nur anfinge, wahrgenommen zur werden. Sonnenstrahlen empfindet Niemand hinter einer Mauer, am wenigsten an Erkühlung: Sensitive aber unterscheiden innerhalb der Geäude augenglicklich eine Wand, welche außerhalb von dern Sonne beschienen ist, von einer anderen, die im Schatten sich befindet.

e) Concentrierte Odstrahlungen werden von den höheren Sensitiven auf unglaubliche Entfernungen empfunden: Magnete, Krystallpole, Menschenhände, Bäume auf Abstände von hundert und mehr Meter: schwache Wärmestrahlung, von Körpern in gewöhnlicher Lufttemperatur ausgegangen, zeigt uns in solchen Distanzen bei weitem kein Instrumment an und Sensitive empfinden letztere ebenso wenig mehr.

f) Weder Odwärme, noch Odkälte ändert die Dichtigkeit oder das Volumen der Körper. Man kann ein Thermometer selbst vollständig odisch laden, positiv warm oder negativ kalt, es ändert seinen Jnder nicht im Geringsten. Was ein Thermometer thut, wenn es mit Wärme erfollt wird, weiß Jedermann.

g) Wir wissen schon, daß große Unterschiede der odischen Verfassung zwischen den verschiedenen Farben des Lichtspectrums stattfinden, und werden sie im Laufe dieser und der nächsten Abhandlungen noch näher kennen lernen; aber wenn ich Sonnen- Mond-, Feuerlichtstrahlen unter 35° auf zehnfache Glasscheiben fallen ließ und das durchfallende Licht mit dem Prisma in eine Iris zerlegte, so empfanden die nur einigermaßen höheren Sensitiven alle sehr große Temperaturunterschiede zwischen den verschiedenen Farben, also an Orten, wohin nach unseren Kenntnissen keine Spur von freier positiver oder negativer Wärme mehr gelangen kann.

h) Metalldrähte, welche die Sensitiven odisch erglühen sehen, bleiben für's Gemeingefühl und für's Thermoskop ganz auf der Temperatur ihrer Umgebungen.

i) Von zwei Gläsern Wasser, wovon eines im Schatten stehen bleibt, während das andere einige wenige Minuten den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird, erklärt jede sensitive Person das vom warmen Strahle getroffene afür das kühlere.  § 105

k) Ja noch mehr: ein über Feuer an einem Ende unmittelbar erhitzter Porzellanstab, sogar ein angezündert Holzstab, werden am anderen Ende in der Hand gehalten, von den Sensitiven stark kalt werdend empfunden. Dies werde ich demnächst näher auseinandersetzen.

B. Unterschiede von Elektricität.


a) Od vertheilt sich durch die Masse der Materie; eine hohle Metallkugel zeigt sich nicht nur außen, sondern auch innen leuchtend davon erfüllt. Ein Glas Wasser schmeckt durch seine ganze Masse geodet; selbst wenn es in ein anderes Gefäß ausgegossen wird ( §. 107.), bleibt es durch und durch odisch: freie Elektricität lagert sich nur auf der Oberfläche der Körper. — Od läßt sich im Innern eines Zimmers auf alle Gegenstände, selbst auf die Luft auf einige Zeit verladen: Elektricität vermochte Hr. Faraday in einem eigens dazu eingerichteten Zimmer nirgends aufzuhäufen, sie entwich alle augenblicklich auf die Oberfläche desselben.

b) Auf einen Körper verladen verharrt das freie Od auf ihm in der Weise, daß es nicht schnell von demselben wieder weggenommen werden kann, sondern einiger Zeit, Viertelstunden bis ganzer Stunden bedarf, bis es in Contact mit anderen Körpern daraus wieder verschwindet: freie Elektricität wird durch Berührung von jedem geladenen Körper augenblicklich hinweggeführt.

c) Od kann auf unisolirte Körper verladen und bis auf ein gewisses Maß darin angehäuft werden: Elektricität läßt sich nur auf isolirte laden und verdichten, auf unisolirte gar nicht.

d) Alle Körper sind, wenn sie nur Continuität besitzen, fast gleich gute Leiter für das Od, nur die incohärenten sind es etwas minder: Elektricität wird nur von Metallen gut geleitet, von vielen anderen Körpern schlecht, zum Theil fast gar nicht. Die Fortleitung des Ods in den besten Leitern, wie in Metalldrähten, geht langsam von statten, 20 bis 40 Secunden sind auf einen Draht von 50 Metern erforderlich: — die Elektricität durchläuft millionenmal längere Strecken in unmeßbar kurzer Zeit.

e) Permeabilität für Od findet sich in allen Körpern; schwache Unterschiede hierin sind zwar unter verschiedenen Körpern voranden, aber sie sind wenig bedeutend: der Elektricität da gegen stoßen in großer Zahl Körper auf, die der Durchgängigkeit für sie fast ganz ermangeln und unübersteigliche Hindernisse für sie auf ihrem Wege werden.

e) Permeabilität für Od findet sich in allen Körpern; schwache Unterschiede hierin sind zwar unter verschiedenen Körpern vorhanden, aber sie sind wenig bedeutend: der Elektricität dagegen stoßen in großer Zahl Körper auf, die der Durchgängigkeit für sie fast ganz ermangeln und unübersteigliche Hindernisse für sie auf ihrem Wege werden.

f) Fernwirkung findet von Elektricität auf Od viel weiter und stärker Statt, als von Elektricität auf Elektricität. Eine schwache elektrische Ladung von ½ Centimeter Funkenstärke erregt auf 2 Meter Entfernung noch lebhaften Odstrom in einem Metalldraht.(§169), wo ein Conductor in dem anderen keine merkbare Vertheilung mehr hervorzubringen im Stande wäre.

g) Die Erregung von Od durch Elektricität erfolgt nicht augenblicklich, sondern bedarf immer einer merbaren Zeit, oft 30 und mehr Secunden. Dies gilt sowohl bei Gefühlserregung, als bei Lichterzeugungen. Ein gepeitschter Elektrophor ist längst elektrisch, ehe die Odflamme auf ihm sichtbar auftritt. Ein elektrisierter und ein galvanisirter Draht wird odglühend, erst nachdem der Strom einige Zeit durch in durchzufließen angedauert hat oder nachdem der Leidenerflaschenzug bereits einige Secungen ihn schon passier hat. An einem Schweigger'schen Mulitiplicator tritt die Odleuchte erst 10 bis 15 Secunden nach der Ablenkung der Nadel ein: -- alle Aeusserungen und Effecte der Elektricität sind augenblicklich.

h) Die Andauer der Oderscheinungen hinwiederum währt ohne allen Vergleich länger, als die der elektischen Durchströmungen. Wenn ein auf elektrischem Wege odglühend gewordener Draht außer die Strombahn gebracht wird, so dauert seine Leuchte noch eine halbe, ganze, ja bei starken Leidnerflschenschlägen zwei Minuten lang hinfort und erlischt dann langsam. Am Multiplicator ist die Magnetnadel längst von ihrer Abweichung zurück in den Meridian eingetreten, wenn der Wickeldraht noch immerfort Odlicht ausströmt. Gewisse flammende odische Erscheinungen auf Conductoren, Metallplatten, Drahtleitungen, wenn sie elektrisirt werden, treten alle nicht sogleich ein, wenn sie ihr Maximum von elektrischer Ladung haben, sondern erst, wenn der Zufluß eine kleine Weile angedauert hat; hört aber der Zufluß auf, so verschwinden die odischen Erscheinungen nur ganz allmälig und langsam auch aus unisolierten Leitern, ihre odische Beschaffenheit aber für's senitive Gefühl dauert in manen Fällen, z.B. bei Wasser, Menschen etc. stundenlang noch fort.

i) Aber auch umgekehrte Fälle gibt es, wo Odlicht früher verschwindet, als die erregte Elektricität; ein Elektrophor verliert seine Odleuchte nach dem Schlagen mit dem Pelze, sobald einie Minuten, etwa zehn verflossen sind, während die elektrische Ladung des Kuches noch Tage und Wochen lang anhält. -- Es folgt aus dem, daß das Od von jeder elektrischen Action zwar erregt wird, dann aber seinen eigenen unabhängigen Verlauf nimmt.

k) Viele flammende Oderscheinungen zeigen ein beständiges Streben nach aufwärts und steigen vertical in die Höhe: — Elektricität, weder in Bewegung, noch in Ruhe, zeigt irgend eine ähnliche Tendenz.

l) Odische Lichterscheinungen von großem Umfange, die über elektrisirten unisolirten Metalltafeln erscheinen, halten nicht fest an dem Metalle, sondern strömen über demselben hin wie das Nordlicht über die Erde: - elektrische Ströme halten sich immer fest an dem Metalle, so weit sie es auf ihrem Wege vorfinden. Die Versuche zu diesem Satze liefert erst die nächste Abhandlung.

m) Odausströmungen halten sich nicht mit Ausschließlichkeit an Spitzen, wo sie ihnen zu Gebote stehen, sondern entsteigen sehr oft auch den Seiten selbst zackiger Körper, sogar bei größeren Krystallen: Elektricität bedient sich in solchen Fällen durchaus nur des Weges der Spitzen. - An der hydroelektrischen Kette strömen alle Elemente Leuchten und fühlbares Od aus: vom elektrischen Strome derselben kennen wir bei geschlossener Kette nur innere Thätigkeit und gänzliche Beschränkung des elektrischen Umlaufes auf sich selbst.

n) Selbst wo sie durch Elektricität erregt werden, zeigen odische Ströme einen merkwürdigen Grad von Unabhängigkeit von jener; man kann isolirte Metalltafeln, auf denen beide mit einander auftreten, mit den Händen anfassen, oder elektrisirte Drähte auf dem Boden flattern lassen, ohne die Odstromleuchten zu ändern, während doch die elektrischen Stromrichtungen dadurch in ganz andere Bahnen gebracht werden.

o) Odflammen von was immer für Körpern ausströmend, positiven oder negativen, zeigen kein Vereinigungs- oder Ausgleichungsbestreben in der Nähe; wenn sie sich kreuzen, so nehmen sie einander mit; wenn sie aber diametral in Conflict gebracht werden, so stoßen sie sich einander gegenseitig zurück ( unten §401.): ungleichnamige Elektricitäten gleichen sich unter heftiger Anziehung sogleich aus.

p) Influenz und Induction, die bei der Elektricität so ausgezeichnete Wirkungen hervorbringen, habe ich bei den Oderscheinungen bis jetzt nirgends mit einiger Sicherheit wahrnehmen können.
 
q) Ein elektrischer Schörl zeigte an seinem Pole, wie jeder Krystall, lebhafte Reizwirkung auf Sensitive:  erwärmt aber ändert sie sich nicht, sie wird nicht stärker, und die dadurch erregte Elekticität wird nicht merklich empfunden.

r) Am auffallendsten vielleicht stellt sich die heftige Wirkung des Ods auf die Reizbarkeit sensitiver Personen der Unempfindlichkeit gegenüber, welche ebendieselben gegen elektrische Einwirkungen zeigen, und die so gering ist, daß sie die auf Gesunde, selbst bei Hochsensitiven um nichts übertrifft. Hydroelektrische und reibungselektrische Ströme, oder Kleist'sche Flaschenschläge halten sie ohne Unterschied wie jeder Andere aus. Das Streicheln einer Katze, das Heranziehen eines Gewitters, die Scherze auf einem Isolirstuhl, machten Manchen von ihnen Vergnügen.

Aber Alles dieses zeigt, daß die Kluft, die Od und Elektricität scheidet, sehr groß ist.





Ann. Bd. 84 S. 245


Seite 249: sechs Ketten von Antimon und Wismut

Als ich zun ersten Male von meinem (Galvanometer mit zwei Nadeln *) sprach, führte ich mehrere Versuche zum Beweise der Empfindlichkeit dieses Instumentes an. Ich erwähnte unter andern, dass man eine der Lötstellen einer themo-elektrischen Kette nur um zwei Grad über die Temperatur der Umgebung zu erwärmen brauchte, um eine Ablenkung von 13 bis 20° am magnetischen Indicator zu erhalten **). Von da an hielt ich es für wahrscheinlich, dass ein nach allen Regeln construirter Galvanometer ein ungemein empfindliches Differentialthermometer werden könnte. Durch sonstige Geschäfte abgehalten, konnte ich erst im verflossenen Sommer ernstlich an die Construction eines solchen Instrumentes denken.

Nobili Thermoskop:  Thermosäule aus Wismut/Antimon und Galvanometer mit zwei Magnetnadeln.
img_1979_g.jpg
Abb. xx. Galvanometer mit zwei Nadeln, die obere ist außerhalb vom Mulitplikator (Kupferspulen) die unterer innerhalb. Beide Nadeln sind entgegengesetzt magnetisiert. Die durch das Erdmagnetfeld in beiden Nadeln erzeugte Drehmomente sind entgegengesetzt und heben sich in der Wirkung auf. Es bleibt nur die Wirkung vom Magnetfeld innerhalb der Spulen übrig. (FB)








K.v. Reichenbach   Der sensitive Mensch und sein Verhalten zum Ode, Stuttgart und Tübingen (1854)

Seite XXIII und XXIV

Ein anderer öffentlicher Beurtheiler meiner Arbeiten, Hr. Heidenreich, hat sich sein Geschäft dadurch zu erleichtern geglaubt, daß er meine odischen Schriften in die Rubrik des Mystischen schob. Mystisch ist das, was man nicht versteht und was Einem verborgen gehalten wird, damit man es innerlich nicht verstehe.* Sobald man eine Sache begreift und versteht, fällt alle Mystik fort. In meinen Schristen wird nichts verborgen gehalten. Es werden im Gegentheile lauter klare Thatsachen der Natur und des Bewußtseyns vorgeführt und alles wird durch reichlichen und strengen Beweis als wissenfchaftliche Thatsache festgestellt, also vielmehr der Mystik entrissen, wo irgend welche noch statt hatte. Bei mir ist also nichts mystisches zu finden, das Rubrum ist gänzlich Mißgriffen, und wenn sich solches in den Ideen des Recensenten bildet, so geschieht es nur darum, weil er den Inhalt eben nicht versteht, d.i. meine Schriften nicht gelesen und die offenliegenden Thatsachen wie ihre Beweise nicht geprüft hat. Ihm empfehle ich, sich Hrn. Hugo von Mohl's jüngstes treffendes Wort* zu merken: „niemand soll ein Buch beurtheilen, dessen Materie er nicht gründlich verstehe, weil ein unreifes Urtheil nach allen Seiten schade."
Derselbe Autor hat auch bemerkt, daß ich vor sechs Jahren die Vermuthung aussprach, der Diamagnetismus könnte vielleicht innerhalb des Odes liegen und daß in diesem Falle Hr. Faraday und ich in verschiedener Richtung denselben Gegenstand bearbeiteten. Das findet er „ganz naiv" von mir. Wenige Blätter nachher aber nennt er Hrn. Dubois Reymond „den größten aller Elektrizitätsmänner", dem er so eben einen gewaltigen Verstoß gegen die bekanntesten Gesetze der Elektrizität nachgewiesen; und das Od nimmt er ohne weiteres für gleichbedeutend mit Diamagnetismus, vertauscht sogar ihre Namen, alles willkührlich ohne die geringste Begründung. Einmal sagt er, daß zahlreiche gesunde und rüstige Menschen sensitiv seyen, und acht Zeilen tiefer urtheilt er, daß von einem Ode, welches von gesunden Menschen gar nicht wahrgenommen werde , in der erakten Wissenschaft keine Rede seyn könne. — Auch ich finde derlei „ganz naiv", ja ich finde es — konfus und vollkommen unwissenschaftlich.
Hr. Heidenreich sagt gleich mit dem ersten Worte, das er über das Od ausspricht, „es sey eine Hypothese, und sollte deßwegen aus seiner empirischen Schrift ferne gehalten werden." Aber vergißt er denn, daß jede Kraft eine Hypothese ist? daß die Wärme, das Licht, die Elektrizität, die er in seiner therapeutischen Physik abhandelt, in so ferne er sie nicht als Erscheinungen, sondern als Kräfte nimmt, nicht um ein Haar weniger hypothetisch sind als das Od?
Es liegt etwas sehr Unerquickliches für den Schreiber wie für den Leser in derlei akademischem Federgefechte. Allein so lange man auf Unterdrückung und Vertilgung ausgehende ungerechte Angriffe auf sich einstürmen sieht, so bleibt nichts übrig, als mit gerechter Abwehr sie sich vom Leibe zu halten. Der Ton solcher Einreden war einst



Seite 199
§. 438. Noch gehört hierher ein Versuch, den ich einst mit Hrn. Delhez und ein andermal mit Frl. Zinkel zuletzt mit Frl. Geraldini anstellte. Ein starkes Hufeisen mit Kupferdraht einfach umwickelt und so zu einem Electromagnete zugerichtet, stellte ich auf den Boden und ließ Ersteren beide Hände lose über beide aufwärts gerichtete Pole halten oder hängen.
Nach kurzer Gewöhnung dieser Verrichtung ergriff ich die beiden Enden des Wickeldraths, jeden mit einer meiner Hände. Der Strom, der von diesen ausging, welcher Natur er immer seyn mochte, mußte nun, wenn irgend einer vorhanden war, den Weg durch den Kupferdraht nehmen, von einer zur andern meiner Hände, und es war nun zu erforschen, welche Wirkung dieß auf die Pole des Hufeiseus hervorbringen würde. Hr. Delhez fühlte nach einigen Sekunden alsobald von dem Pole, dessen Draht meine Rechte hielt, in seiner Linken Kühle ausströmen; dasselbe empfand er in seiner Rechten von dem andern Pole, dessen Wickeldrahtende meine Linke hielt, nur schwächer kühl. Ich krenzte nun meine Hände an den Drähten und er hielt sogleich die Wirkungen in umgekehrtem Sinne. — Den Versuch mit Frl. Zinkel führte ich an einem Monster von Elektromagnet aus, wovon das Eisen fünf Wiener Centner und der siebenfach darauf gewickelte '/4Zoll dicke Kupferdraht zwei Centner und darüber wog, eine Zusammenstellung also, die größer war, als die berühmte Faraday'sche und somit wahrscheinlich für den Augenblick die größte in der Welt. Sie stand aus vier Nußrädern und konnte so nach Belieben leicht in jede Richtung gebracht werden. Als ich nun, die beiden Drahtenden davon in meine Hände gefaßt hatte, so fand die Sensitive wieder, wie Hr. Delhez, denjenigen Pol negativ wirkend, wo meine Rechte lag, den andern, wo meine Linke lag, positiv. Die Drähte waren in der einen Verrichtung von links nach rechts und in der andern
Seite 200
von rechts nach links gewunden. — Die Erklärung davon ist sehr einfach; es hat gar keine inducirende Action stattgefunden; von meiner Rechten wurde der Kupferdraht sammt dem Eisen odnegativ, von meiner Linken beide odpositiv geladen und in diesem geraden Sinne wirkten sie auf die befühlenden Hände. Das Ergebnis; fiel also ganz confirmativ für alle meine anderweitigen bisherigen Versuche und daraus gezogenen Folgerungen über das Od aus und gewährte, indem keine neue Beobachtung daraus hervorging, einen wesentlich negativen Gewinn. -


Durch sehr dünne Körper.

§. 439. Ob die Odleitung auch durch ganz feingezogene dünne Körper sinnlich merkbar sich durchleiten ließe? und wie weit dieß etwa ginge? Der Frl. Maix gab ich das Ende von einem armlangen Faden gewöhnlicher Nähseide in die rechte Hand, und faßte das andere mit meinen rechten Fingerspitzen. Die Wirkung war so stark, daß die Sensitive einen brennenden Schnitt in der Hand zu fühlen glaubte. — Josephine Schwarz ergriff mit den linken Fingern einen baumwollenen Faden von feinem Nähgarn. Als ich ihn auf einen Längenabstand von einer halben Elle mit meinen linken Fingerspitzen ergriff, gewahrte sie keine Aenderung an demselben; als ich ihn aber zwischen meinen rechten Fingerspitzen faßte, fühlte sie ihn auffallend kalt werden. Einen noch feinern Seidenfaden gab ich der Frl. Zinkel  in die linke Hand und faßte ihn am andern Ende abwechslungsweise mit meinen linken und rechten Fingern. Es war überraschend, die Stärke der Wirkung zu sehen, wie meine Rechte Kühle und meine Linke so starke Lauwidrigkeit durch solch dünne Leitung hervor brachte, daß die Hand von Gruseln ergriffen wurde, und dieß so stark, daß sie nicht aushalten wollte, sondern sich dem Faden entwand, um durch Aneinanderreiben der Hände sich der widrigen Empfindung des Gruselns zu entledigen. — Endlich that ich dasselbe mit einem zwei Spannen langen Frauenhaar, dessen Ende ich der Frl. Zinkel in die linke Hand brachte.
Die Wirkungen, wenn ich abwechslungsweise meine linken und meine rechten Fingerspitzen an das andere Ende des Haares anbrachte , waren ganz ähnlich denen am Seidenfaden, selbst das Gruseln von meiner linken Hand fand sich ein und dieß nur wenig schwächer. — Noch stärker ausgesprochen ergab sich dieß, als ich ein am Kopfe noch angewachsenes langes Haar bei Frl. Zinkel diesem Versuche unterwarf. Wenn ich zu dem Ende ein beliebiges Hinterhaupthaar vorne erfaßte, ohne zu wissen, wo es angewachsen war, so konnte ich durch die bloße Berührung mit meinen Fingern erfahren, ob es der rechten oder der linken Hinterkopfhälfte angehöre. Ergriff ich es mit meinen linken Fingern und sie empfand lauwidrige Affektiv» davon, so war
eS auf der linken Kopfhälste angewachsen. Ersaßte ich eS mit meiner Rechten und sie fand es angenehm, so war es wieder auf ihrer linken Seite eingewurzelt; nahm ich es jetzt zur Gegenprobe zwischen meine linken Finger, so ergab sich sogleich lauwidrige Reaktion, so stark, daß unverzüglich Kopfschmerz daraus entstand und die Sensitive mir das Haar aus der Hand zog, um sich vom Schmerze zu befreien. — Und dieß von einem einzigen Frauenhaar, — das freilich noch mit seiner Haarzwiebel und dem dieselbe nährenden Nervenende zusammenhing!
 
§. 440. Die feinsten Fäden aber sind vollkommen befähigt, Od reichlich durchzuleiten.
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§. 445. Oefters hörte ich bei Annäherungs-Versuchen die Nebenbemerkung, daß sie etwas schwächer reagiren, als der wirkliche Contakt, und daß ein Nebengefühl sich dazu geselle, ähnlich dem, das man im Leben habe, wenn man eine Sache, nach der man Verlangen trage, beinahe erziele und doch nicht völlig erreichen könne. Wir lassen letzteres, als hier nicht zum Wesen unserer Sache gehörig, dahin gestellt seyn, und eilen zum Schlusse:

§. 446. Alle diese zahlreichen Fälle also, Von §. 392 bis hierher bezeugen wie aus Einem Munde, daß Alles Od, möge es leblosen Körpern oder deren odischen Polen, oder dem menschlichen Leibe entströmen, durch Stoffe und Gegenstände aller Art und so auch durch menschliche Leiber selbst, durch einfache und zusammengesetzte Substanzen, durch Ketten mechanisch aneinander gereihter gleichartiger und ungleichartiger Körper, selbst durch die feinsten Haare durchleitbar ist, und zwar auf gleiche Weise, möge es von Verladung aus unmittelbarer Berührung, oder nur aus Annäherung bis auf geringe Entfernung herrühren.







Faraday  Neunzehnte Reihe


2150. A ray of light issuing from an Argand lamp, was polalized in a horizontal plane by reflection from a surface of glass, and the polarized ray passed through a " NICHOL'S eye-piece revolving on a horizontal axis, so as to be easily examined by the latter. Between the polarizing mirror and the eye-piece, two powerful electro-magnetic poles were arranged, being either the poles of a horse-shoe magnet, or the contrary poles of two cylinder magnets; they were separated from each other about two inches in the direction of the line of the ray, and so placed, that, if on the same side of the polarized ray, it might pass near them; or, if on contrary sides, it might go between them, its direction being always parallel, or nearly so, to the magnetic lines of force (2149.). After that, any transparent substance placed between the two poles, would have passing through it, both the polarized ray and the magnetic lines of force at the same time and in the same direction.

2150) Licht von einer Argand‘schen Lampe wurde durch Reflexion an einer Glasfläche in horizontaler Ebene polarisirt und dann durch ein Nichols’sches Prisma geleitet, welches zur leichten Untersuchung des Lichts um horizontaler Axe drehbar war. Zwischen dem polarisirenden Spiegel uud dem Nichol waren zwei kräftige Elektromagnetpole aufgestellt, entweder die Pole eines Hufeisen-Magnets odcr die entgegengesetzten Pole zweier cylindrischen Magnete. Sie standen in Richtung des Strahls etwa zwei Zoll auseinander, und zwar entweder beide auf einer Seite des polarisirten Strahls, dicht neben ihm, oder zu beiden Seiten desselben, so dass dieser zwischen ihnen hindurch ging, und ganz oder nahe die Richtung der Magnetkraftlinie hatte (2149). Sonach mußte also eine zwischen die beiden Pole gebrachte durchsichtige Substanz zugleich den polarisirten Lichtstrahl und die Magnetkraftlinien in derselben Richtung durch sich hinlassen.

2151) Vor 16 Jahren machte ich Versuche über ein optisches Glas bekannt , und beschrieb dabei die Darstellung und die Eigenschaften eines schweren Glases, welches, wegen seiner Bestandtheile, kiesel-bonaures Bleioxyd genannt worden ist. Dieses Glas war es, welches mich zuerst auf die Entdeckung des Zusammenhanges zwischen Licht lind Magnetismus führte; es übertrifft, um dieses darzuthun, bei weitem alle andere Karper. Der Deutlichkeit wegen will ich zunächst die Erscheinungen beschreiben, wie sie sich bei diesem Glas darbieten.
 2152) Ein Stuck von diesem Glase, etwa 2 Zoll im Quadrat und 0,5 Zoll dick, mit ebenen und polirten Endflächen wurde, als diamagnetische Substanz (2149), so zwischen die (noch nicht durch den elektrischcn Strom magnetisirten) Pole gebracht, dass der polarisirte Strahl es der Länge nach durchlaufen musste.
Das Glas wirkte wie Luft, Wasser oder irgend eine andere indifferente Substanz wirken würde, und wenn der Nichol zuvor in solche Lage gedreht worden, daß der polarisirte Strahl ausgelöscht, oder vielmehr das von ihm erzeugte Bild unsichtbar war, brachte die Dazwischensetzung dieses Glases in dieser Beziehung keine Aenderung hervor. Unter diesen Umständen wurde die Kraft des Elektromagneten erregt, indem man durch sein Drahtgewinde einen elektrischen Strom sandte; augenblicklich ward das Bild der Lampenflamme sichtbar, und blieb es, so lange als der Strom unterhalten ward.
Als man den Strom unterbrach, also die magnetische Kraft verschwinden liess, verschwand auch das Licht augenblicks.
Diese Erscheinungen konnten nach Belieben in jedem Augenblick erneut werden, und jedesmal zeigte sich eine vollkommene Abhängigkeit zwischen Ursache und Wirkung.





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Michael Faradays 1845 Magneto-Optical Electro-Magnet

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Faraday Series XXVIII

3157. What is the idea of polarity in a field of equal force? (whether it be occupied by air or by a mass of soft iron?) A magnetic needle, or an oblong piece of iron, would not show it in the air or elsewhere, except by disturbing the equal arrangement of the force and rendering it unequal; for on that the pointing of the needle or the iron, or the motions of either towards the walls of the magnetic field, if limited (2828.), would depend. A crystal of bismuth in showing this polarity by position (2464. 2839.), does it without much altering the distribution of the force, and the alteration which does take place is in the contrary direction to that effected by iron (2807.), for it expands the lines of force. It seems readily possible that a magnetcrystal might exist, which, when in its stable position, should neither cause the convergence nor divergence of the lines of force within it. It need only be neutral in relation to space or any surrounding medium in that direction, and diamagnetic in its relation in the transverse direction, and the conditions would be fulfilled.

3158. But though an ordinary magnetic needle* cannot show polarity in a field of equal force, having no reference to it, and in fact ignoring such a condition of things, a moving wire makes it manifest instantly, and also shows the full amount of magnetic power to which such polarity belongs; and this it does without disturbing the distribution of the power, as far as we comprehend or understand distribution, when thinking of magnetic needles. At least such at present appears to me to be the case, from the consideration of the action of thin and thick wires (3141.) and wires of different substances (3153,),
3159, As an experimentalist,


3157. Was ist die Idee der Polarität in einem Feld von gleicher Kraft? (Eine Magnetnadel oder ein längliches Stück Eisen würde sie weder in der Luft noch anderswo zeigen, es sei denn, dass sie die gleichmäßige Verteilung der Kraft stören und ungleich machen; denn davon würde die Ausrichtung der Nadel oder des Eisens oder die Bewegung beider zu den Wänden des Magnetfeldes, wenn sie begrenzt ist (2828.), abhängen. Ein Wismutkristall, der diese Polarität durch seine Lage zeigt (2464. 2839.), tut dies, ohne die Verteilung der Kraft wesentlich zu verändern, und die Veränderung, die stattfindet, geht in die entgegengesetzte Richtung zu der, die das Eisen bewirkt (2807.), denn es erweitert die Kraftlinien. Es scheint ohne weiteres möglich zu sein, dass es einen MagnetKristall gibt, der in seiner stabilen Lage weder die Konvergenz noch die Divergenz der Kraftlinien in seinem Inneren verursacht. Er braucht nur in dieser Richtung gegenüber dem Raum oder einem umgebenden Medium neutral und in der Querrichtung diamagnetisch zu sein, und die Bedingungen wären erfüllt.

3158. Aber während eine gewöhnliche Magnetnadel* die Polarität in einem Feld gleicher Kraft nicht zeigen kann, weil sie keinen Bezug dazu hat und in der Tat eine solche Bedingung der Dinge ignoriert, macht ein sich bewegender Draht sie sofort sichtbar und zeigt auch den vollen Betrag der magnetischen Kraft, zu der diese Polarität gehört; und das tut er, ohne die Verteilung der Kraft zu stören, soweit wir Verteilung verstehen oder begreifen, wenn wir an Magnetnadeln denken. Wenigstens scheint mir das gegenwärtig der Fall zu sein, wenn man die Wirkung von dünnen und dicken Drähten (3141.) und von Drähten aus verschiedenen Stoffen (3153,) betrachtet,





28. Serie
Hierauf kam die magnetische Polarität in Betracht. Der Verfasser versteht mit diesem Worte die entgegengesetzten, und antithetischen Wirkungen, die an den gegenüberliegenden Euden oder gegenüberliegenden Seiten eines begrenzten Stücks einer Kraftlinie auftreten. Er ist der Meinung, daß diese Eigenschaften oder Zustände nicht immer mit
Bearbeitung FB 07.08.2016 Seite 1304
Seite 541
Sicherheit durch Anziehungen oder Abstoßungen angezeigt werden. So wird, wie aus früheren Untersuchungen über diamagnetische uud paramagnetische Wirkungen ersichtlich, eine Lösung voin Eisenvitriol durch einen Magnetpol augezogen, wenn sie von einer verdünnteren Lösung umgeben ist, aber abgestoßen, wenn sie von einer concentrierten Lösung umgeben ist. Dennoch kann die Richtung der durch sie und die umgebenden Media gehenden Kraftlinien in diesen beiden Fällen nicht umgekehrt seyn, und daher muß die Polaritat dieselbe bleiben. Der bewegte Drabt zeigt indeß in solchen Fällen die wahre Polaritat oder die
Richtung der Kräfte an. Zur Anwendung ihrer Principien in dieser Beziehung auf die Metalle wird ein Apparat beschrieben






XXX series




























































diamagnetismus-diag01-001.jpg
Suszeptibilität
SI-Einheiten
Aluminium (paramagnetisch)2.1E-05
Antimon
-6.8E-05
Beryllium-2.3E-05
Bismut (Wismut)
-1.7E-04
Blei-1.6E-05
Bor-1.9E-05
Cadmium-1.9E-05
Germanium-7.1E-05
Gold-3.4E-05
Kohlenstoff (Diamant)-2.2E-05
Kupfer-9.6E-06
Silber-2.4E-05
Wasser
-9.1E-06
Zink-1.6E-05








Literatur:  b-literatur.htm

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