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Beobachtungen        Observations:

Geologie-004                  Geology-004

Bergschadensgebiet am Rhein.

Beim Steinkohlenabbau am Rhein wird der durch Abbau der Flöze geschaffene Hohlraum nicht verfüllt, sondern man läßt ihn zusammenbrechen. Damit sinkt von oben das Gebirge über den Flözen nach. Die Auswirkungen auf die Landschaft sind unübersehbar:
Flussbetten muß man höher legen, damit das Flusswasser wie gewohnt ablaufen kann. Gelände, das vor dem Bergbau eine natürliche Entwässerung über Bäche und Flüsse besaß, muß nach dem Absinken ständig trocken gepumpt werden.

Sofern die Erdbewegungen in bewohnten Gebieten nicht besonders langsam und gleichmäßig erfolgen, kommt es immer wieder zu Schäden an Gebäuden. Die Kosten für die Instandhaltung und Reparatur nach einem Schaden sind nicht von der Hand zu weisen.
Der Bergbaubetrieb ist gesetzlich verpflichtet, für die Schäden zu haften, die er verursacht. Dennoch kommt es manchmal zu Streitigkeiten, bei denen der Bergbaubetrieb die Haftung ablehnt, weil das geschädigte Objekt nicht in unmittelbarer Nähe zu seinem Abbaufeld liegt.
Durch Aufgrabungen mit einem Bagger, d.h. mit übersichtlichen geologischen Methoden läßt sich zweifelsfrei feststellen, ob es in dem fraglichen Gebiet Verschiebungen oder Unstetigkeiten gegeben hat, die auch trotz größerer Distanz zum Abbaufeld entstanden sind.
Doch bevor man das gesamte Gelände aufgräbt und hohe Kosten verursacht, ist es sinnvoll, mit geeigneten Methoden die Unstetigkeiten vorher zu suchen. Das spart für beide Streitparteien erhebliche Mengen an Geld und Aufregungen ein.

Das Verfahren des Rutengehens läßt sich bei der Beurteilung von Unstetigkeiten im Boden nutzen.
Es erlaubt in kurzer Zeit die Ermittlung von Lage, Verlauf und Neigung von Bruchkanten.
Ein sensibler Mensch scheint schneller zu sein als geophysikalische Verfahren, wenn es darum geht, Plätze zu bestimmen, um den Boden gezielt mit der Baggerschaufel zu untersuchen.

Das über Jahrhunderte im Bergbau bei der Lagerstättenerkundung hoch angesehene Verfahren ist ca. ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch sogenannte moderne Verfahren in den Geowissenschaften verdrängt und diskreditiert worden.
Erst 1989 ist dieses Verfahren durch Martin Schmidt mit seiner Veröffentlichung im wissenschaftlichen Verbandsorgan des Deutschen Markscheidervereins,  Markscheidewesen, 1989, Heft 4, S. 334-336, "Aufnahme von tektonischen Störungen und Spaltwasser mittels Lecher-System", wieder ins Gedächtnis zurückgebracht worden. Doch haben bisher unkritische und zum Teil unsachliche Vorbehalte eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Verfahren verhindert.


Die hier dargestellten Untersuchungen begleiten die Arbeit von Dr. Klaus Becker aus Siegburg.
Sie belegen mit Beispielen, daß durch Nachgrabungen die Zuverlässigkeit der Angaben des Rutengängers bestätigt werden konnte.





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Abb. 01: Dieses Vorratsgebäude ist aus Ziegelsteinen gemauert, es zeigt viele Risse.
Sind die Risse durch bergbauliche Tätigkeit im Untergrund entstanden? (FB)
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Abb. 02: Auf der ganzen Länge findet man Risse, die auf Bewegung im Untergrund hindeuten. (FB)
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Abb. 03: Hier sind Unstetigkeiten im Boden (Bruchkanten) mit Sprühfarbe markiert.
Die Markierung in der Form des Buchstabens "T" sagt, daß die Bruchkante in Richtung der durchgehenden Linie vom "T" verläuft und die Höhenverschiebung dabei in Richtung der einzelnen Linie vom "T" nach unten, also abwärts erfolgt ist.
An dieser Stelle am Haus bedeutet die Markierung, daß es im Untergrund in der Bildmitte, quer zum Bild eine grabenförmige Absenkung gegeben hat. Im Vordergrund sowie im Hintergrund liegt das ursprüngliche Gelände höher als in der Mitte.  (KB)
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Abb. 04: Sonderbetriebsplan des Bergbaubetreibers. Gekennzeichnet durch Schraffur sind die Abbaubereiche. Das zu untersuchende Objekt liegt etwas links von der Bildmitte (heller Bereich) und ist somit außerhalb dieser Abbaubereiche. Wie die Signaturen aber auf der Zeichnung andeuten, hat es auch in diesem Gebiet schon Absenkungen mit linienartigen Bruchkanten gegeben.  

(Auszug aus der Abbauhistorie zu Sonderbetriebsplan Abbaueinwirkungen auf
das Oberflächeneigentum, Flöz Girondelle 5, BH 630, 632, Abbauhistorie,RAG Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk West)
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Abb. 05: Steinkohle kommt in Flözen vor (schwarze Streifen). Um 1925 hat man die abgebauten Bereiche mit Grubenholz abgestützt solange die Bergleute dort aktiv waren. Die Hölzer sind dann später unkontrolliert zusammengebrochen. Das darüber liegende Gebirge hat sich dabei gesenkt. (aus Meyers Lexikon 1925)
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Abb. 06: Später baute man zum Stützen des Deckengebirges hydraulische Schilde ein, die nach Abbau der Kohle (links) nach links weiter rückten und das Deckengebirge dann frei gaben. Es konnte kontrolliert auf einer größeren Länge zusammenbrechen.
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Abb. 07: Kohlehobel bei der Arbeit, darüber die eisernen Schilde. (vdB)
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Abb. 08: Der Bodenkundler und Bergschaden-Sachverständige Dr. Klaus Becker arbeitet mit zwei Winkelruten. Er spürt damit die Unstetigkeiten im Untergrund. Er kann aufgrund seiner langen Erfahrung Lage, Verlauf und Neigung der Bruchkante bestimmen.
Die Unstetigkeit hier im Vordergrund ist so kräftig ausgeprägt, daß man sie auch mit bloßem Auge, bzw. schon beim Gehen mit den Füßen erfassen kann. (FB)
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Abb. 09: Es gibt aber auch Flächen, bei denen die Oberfläche des Bodens verdeckt ist, wie  z.B. hier durch Betonplatten.
Allerdings erkennt man dort, dass diese infolge der Bruchstufe im Boden verkippt und schief gestellt sind. Gleiches gilt für Oberflächen die durch Erdbaumaßnahmen wieder eingeebnet worden sind.
(FB)
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Abb. 10: Ergebnis einer Schadensanalyse auf diesem Betonplattenweg:
Man sieht ein komplexes Muster von mehreren gestuften Bruchkanten, von denen zwei als Stufe und Gegenstufe ausgebildet sind, so daß sich dazwischen eine grabenförmige Einbruchzone auf ca. 2 m Breite und ca. 20 cm tief unter den Betonplatten ausgebildet hat. Als starre Baukörper sind die Betonplatten dieser Bewegung nicht gefolgt sind, sodaß sich darunter Hohlräume gebildet haben, wodurch die Platten verkippt sind. (FB)


Nachprüfen einer Mutung mit dem Bagger

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Abb. 11: Der Beweis für die mit der Spürfähigkeit ("mentale Geophysik") aufgedeckten Befunde ist durch den mit Bagger angelegten Profil-Schürf erbracht (kleines Bild rechts). An den unterschiedlich gefärbten Sandschichten ist die Bruchzone im Bodenprofil deutlich erkennbar. Dort hat sich der Boden entlang der Bruchlinie im Gelände auf der Scherebene wie eine Treppenstufe um rund 20 cm vertikal verschoben.
Untstetigkeiten an der Erdoberfläche werden durch intensive landwirtschaftliche Bearbeitung wie z.B. Pflügen oder Eggen eingeebnet, glattgezogen und sind dann im Gelände auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen (Klaus Becker)
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Abb. 12: Die unterschiedliche Färbung der Sandschichten bringt objektiv den Nachweis, daß sich der Boden hier an der Bruchlinie im Gelände stufenförmig um ca. 10 cm abgesenkt hat. (Klaus Becker)

Literatur   b-literatur
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- 16.04.2014


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