Die roten Seitenzahlen beziehen sich
auf die Erste Auflage. 1852, die
blauen auf die Zweite Auflage von 1856
Der Text entspricht dem der 2. Auflage. (FB)
Vorwort
Die odischen Briefe sind ein nur wenig veränderter
Abdruck aus der Allgemeinen Zeitung von Augsburg. Ihr
Zweck war, offen ausgesprochen, ein Appell an das
deutsche Publikum gegen die Unbill gewisser
Fachgelehrten, die nicht Gründe, sondern ihr
wissenschaftliches Ansehen dahin einsetzten,
gegenwärige Untersuchungen von vornherein für
unzulässig zu erklären und ungeprüft, von oben herab,
als gegenstandslos in der öffentlichen Meinung in
Mißachtung zu bringen. Alles Neue muß den Kampf
bestehen gegen das Alte; die Unbequemlichkeit, ihm Platz
machen zu sollen, regt den Widerstand auf. Ich habe mich
nicht getäuscht; viele von den Thatsachen, die ich (Seite vi)
vorgeführt, sind aller Welt bekannt, stehen fest und
sicher gegen dialektische Anfechtungen, und
Hundertausende im deutschen Volke sind Zeugen davon; die
daraus gezogenen Schlüsse erfließen fast von selbst, und
die öffentliche Stimme, die Wahrheit durchfühlend, hat
sich überall meiner Arbeit wohlwollend angenommen.
Daß Mitteilungen dieser Art in einer politischen Zeitung
sich auf flüchtige Andeutungen beschränken müssen, liegt
in der Natur des gemischten Leserkreises, vor welchen
sie treten. Einige Hauptsätze, diese so klar als
möglich, mit Vermeidung jeder Weiterung sind alles, was
der Raum dort zuläßt.
Die Allgemeine Zeitung hat uns schon öfters Reihen
anziehender wissenschaftlicher Briefe geliefert,
astronomische, chemische, geologische, phrenologische,
physiologische; aber gegen alle diese stand ich in
führbarem Nachtheile. Sie sämmtlich hatten (Seite vii) nur
bekannte oder anerkannte Wahrheiten mitzutheilen, die
Niemand bestreitet; die odischen Briefe dagegen führen
fast lauter neue Dinge und neue Gesichtspunkte von
bekannten Dingen vor, und sind deßwegen genöthigt, nicht
bloß die Sätze aufzustellen, sondern auch häufig die
Beweisführung zu leisten. Jene bewegen sich auf
gebahntem ebenem Wege, diese müssen sich durch die
Dornen des Meinungskampfes erst Bahn brechen. Damit muß
ich gegenwärtige Briefe beantworten und diejenigen,
welche umständlicher Auseinandersetzung, strengere
Beweisführung und tieferes Eingehen wünschen, einerseits
auf meine bereits veröffentliche Schrift:
"Untersuchungen über die Dynamide des Magnetiscmus etc.
etc." verweisen, andrerseits um kurze Geduld bitten, bis
eine größere Arbeit über weiter fortgeführte
Untersuchungen mit der ich seit längerer Zeit
beschäftigt bin und worin ausgedehntere Forschungen
vorkommen, als in den Briefen berührt werden konnten, (Seite viii)
ihrer Beendigung hoffentlich bald zugeführt seyn wird.
Schloß-Riesenberg, unfern Wien im August 1852,
Reichenbach
Vorwort zur zweiten Ausgabe.
Es sind vier Jahre, seit die odischen Briefe in der
Allgemeinen Zheitung vor das Publikum getreten. Bald
darauf in einem eiegnen Abdrucke erschienen, hat die
deutsche Lesewelt die ziemlich starke Auflage verbraucht
und verlangt jetzt wiederum Eine. Es ist dieß also die
dritte Ausgabe derselben. Ich entnehme hieraus mit
Beruhigung, daß mir einige Theilnahme für die
Behandlungsart, die ich mich dem heiklichen Stoffe
eingeschlagen habe, nicht entgeht, wenn auch meine
Fachgenossen in der Naturwissenschaft nicht alle mir ihr
Einverständiß votieren. Seltsam wird man es finden, daß
bei einer so (Seite ix)
allgemeinen Verbreitung der odischen Wahrheiten und
innerhalb der langen Zeit von zehn Jahren seit ihrer
ersten Veröffentlichung keiner von ihren vielen Gegner
auf dem offenen Felde sich gezeigt, keiner die
Ausforderungen angenommen, keiner die vorgelegten
Thatsachen bekämpft, keiner die daraus gezogenen
Schlüsse in ihrem Zusammenhange zu widerlegen versucht
hat. Mit kurz abgebrochen Stößen hat man mir bald da,
bald dort Krieg gemacht; sobald ich aber diese
zurückgab, so ist man gewichen und verstummt. Dieß in
der That nicht, weil es an Lust und Anreiz dazu gefehlt
hätte, sondern weil man fühlte, weil man einsah, daß die
Thatsachen der Sensitivität und des Odes auf zu festem
Boden gestellt sind und ihre Wurzeln zu tief in
denselben geschlagen haben, als daß man sie mit einem
Sturmwind von Uebelwollen so leicht umwerfen könnte, ja
auch nur wirksam zu erschüttern vermöchte. (Seite x)
Einer hat gesagt, und es ist dieß der Freiherr von
Leibig, Aussprüchen von Kranken, nämlich von Sensitiven,
könne man keine Geltung einräumen, meine Untersuchungen
seyen folglich zuzulässig, ja unverständig, meinte er.
Aber, - zum mindesten, - haben wir es denn gerade mit
Kranken zu thun? Wir arbeiten ja überall, wo es die
Fundamentalgesetze anlangt, durchweg nur mit Gesunden;
alle Thatsachen und Folgerungen daraus sind von vorne
herein von kräftigen gesunden Menschen und aus dem
gemeinen Leben geschöpft, nicht aber vom Krankenbette
hergeholt. Darauf gerade fußt die Odlehre und dadurch
unterscheidet sie sich wesentlich von den häufig
verschraubten und dunkeln Wirrnissen des sogenannten
animalen Magnetismus. Erst im Verfolg jener empirischen
und auf denkgesetzlichem Weg ermittelten physischen und
physiologischen Unterlagen hebt sich unsere Disciplin zu
den Steigerungen hinan, die sich endlich im Somnambulism
(Seite xi)
und in geistigen Störungen kund geben. Nicht Gesetze
suchen wir bei den Kranken, sondern nur theilweise
Bestätigungen der bei den Gesunden auf dem Wege exakter
Naturforschung gewonnenen wissenschaftlichen
Errungenschaften. Die odischen Briefe, soweit sie bis
nun erschienen, können der kranken Hochsensitiven
gänzlich entbehren und bedienen sich ihrer hauptsächlich
nur zur Darstellung der Hochpunkte sensitiver
Perception, nicht aber zur Auffindung der odischen
Grundgesetze. Der Vorwurd ist also falsch, er
überschießt sein Ziel; er beruht auf Unkenntniß des
Untersuchungsganges und gänzlichem Verkennen der
eingehaltenen Methode.
Zur Entschädigung jedoch werden allmälig auch andere
Stimmen laut. Nicht Jedermann fürchtet die Bannstrahlen
einiger heutigen Großdignitarien der Naturwissenschaft.
So hat Herr Dr. Buchmann zu Alvensleben in seiner
interessanten Schrift: "die Hydrometeore in ihrer (Seite xii)
Beziehung zur Reizung der sensitiven Nervenfaser"
öffentlich erklärt, daß der "durch vielfache eigenen
Versuche meine Experimente über die Reizung der
senitiven Faser durch ein besonderes Agens, das Od
nämlich, glänzend bestätigt gefunden habe." - In einer
andern Schrift: "das Od, eine wissenschafliche Skizze"
hat Herr Dr. Büchner zu Tübingen, eine Reihe von
Beispielen aufgezählt, wie unter seinen Augen odische
Gefühls- und Lichterscheinungen von vielen Menschen
entschieden mit meinen Angaben übereinstimmend
beobachtet worden sind. An diesen Versuchen nahmen der
Herr Dr. Ranke und Professor Rapp Thel. - In Berlin hat
Herr Kreisphysikus Dr. Neumann, nachdem er, selbst
sensitiv, Odlicht in allen Hauptformen gesehen, eine
Dunkelkammer gebaut, die erste in Berlin, und theilt mir
mit, daß bereits 34 Personen in derselben die von mir
angegebenen Lichterscheinungen so vollständig gesehen
haben, wie er selbst. Einen Theil (Seite
xiii) seiner eigenen Wahrnehmungen
hat er in der Zeitschrift "Athenäum für Heilgymnastik"
publicirt. - In Edinburg hat der Professor Gregory,
nächst Faraday bekanntlich jetzt die erste chemische
Autorität England, meine Mittheilungen über Sensitivität
und Od allenthalben bestätigt gefunden, dieß in seinem
Werke: Letters on animal Magnetism vielfach
öffentlich ausgesprochen und so lebhaften Theil daran
genommen, daß er verschiedene meiner Schriften,
namentlich auch die odischen Briefe, ins Englische
übersetzte. Aehnliche Erklärungen hat in London Dr.
Ashburner ausgesprochen in seiner englischen
Uebersetzung meiner Dynamide des Magnetism, der
Elektricität etc. - Ebenso Dr. Ellis, Dr. Elliotson im
Zoist u.a.m. Solche öffentliche Bestätigung meiner
Fundamentalversuche und der weiteren Ergebnisse meiner
Arbeiten durch auswärtige mir fremde Beobachter mehren
sich fort und fort, und Anerkennungen mancherlei Art
erheben meinen Muth. (Seite
xiv)
Die Schrift, auf deren Erscheinen ich mich in der
Vorrede zur ersten Auflage dieser Briefe bezog, ist
mittlerweile fertig geworden; sie führt die Aufschrift:
"Der sensitive Mensch und sein Verhalten zum Ode" (
Stuttgart, J.G.Cotta'sche Buchhandlung) und enthält in
zwei Bänden umständliche Entwicklungen und geregelte
Beweisführungen für alle die mannighaltigen Andeutungen,
welche hier in den odischen Briefen in gedrängter
Kürze mitgetheilt worden sind. - die gegenwärtige neue
Ausgabe enthält verschiedene Verbesserungen und Zusätze,
wesentlich weicht sie nicht von der vorhergegangenen ab.
Die wohlwollende Aufnahme, welche derselben zu Theil
geworden, ermuthigt mich, im Verlaufe einiger Monate
dieser ersten eine zweite Reihe ähnlicher Briefe folgen
zu lassen, in welchen ich mich theilweise auch über die
psychischen Erscheinungen der Sensitivität aussprechen
zu können hoffe.
Im Januar 1856 R.
1.
Brief Die sensitiven Menschen.
Beispiele aus dem täglichen Leben.
2. Brief
Das Od ein Zweig der Naturkräfte. Die Kristalle, ihr
Leuchten und ihre Gefühlserregungen.
Die Dunkelkammer.
3. Brief
Das Sonnenlicht. Das Mondlicht. Das prismatische
Farbenbild. Das polarisierte Licht.
Geodetes Wasser. Od als kosmisches Dynamide.
4. Brief
Der Magnetismus. Gefühls- und Gesichtserscheinungen.
Verschiedenheit von Od
und Magnetismus.
5. Brief
Sogenannter tierischer Magnetismus. Leuchtende Pflanzen,
Tiere, Menschen.
Rechte und linke Seite der organisierten Wesen in
odpolarem Gegensatze.
6. Brief
Menschenod. Beispiele von mancherlei odischen Paarungen
aus dem täglichen Leben.
7. Brief
Mesmerismus und Od, dieses als Weltkraft, jenes als ihre
spezielle Anwendung und Benützung
in der Heilkunst. Der Strich. Das Verfahren
der Ärzte.
8. Brief
Der Chemismus. Die Verdampfung mit der Destillation. Die
Gährung und Fäulnis. Grablicht.
9. Brief
Der Klang. Die Reibung. Die Quellensucher.
10. Brief
Die Wärme. Die Elektrizität. Die gesamte Körperwelt als
Odträger.
11. Brief
Einzelne Stoffe von größerer odischer Wirksamkeit.
Metalle. Spiegel. Geschmeide, Kupfer.
Messing und Eisengeräte. Erzlager und Bergbau.
Ausbildung des sensitiven Gefühls
12. Brief
Verladung des Odes auf feste Körper, auf Wasser, auf
Luft, Atem, Kleider und Betten.
Durchleitung des Odes.
Annäherungsverladung und Durchleitung.
13. Brief Odischer Dualismus.
Odchemische Reihe der einfachen Stoffe. Unipolarität
jedes einzelnen.
Alkalien und Säuren. Magnetpole, Kristallpole, lebendige
Pole, linke und rechte Hand.
14. Brief
Das Farbenbild des Odlichtes. Das Polarlicht der Erde.
15. Brief
Der Erdmagnetismus und das Erdod. Die Lagerung
der Sensitiven im Wachen und Schlafen.
Kirchen- und Theaterbau, Stellung von Stühlen,
Klavieren, Werktischen, Schreibpulten.
16. Brief
Leitungsgeschwindigkeit. Strahlung. Tragweite. Odische
Atmosphäre der Menschen in Gesundheit
und Krankheit. Odoskop. Etymologie des Wortes Od.
Schluß
Die nachfolgenden Textblöcke
wurden übernommen aus
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Der Autor Paul Allen vermerkt zum Copyright:
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mir z.B. mittels bezahltem Download, DVD, CD-Rom, und
anderen Medien (ausdrücklich erlaubt ist jedoch jede
kostenlose Weiterverbreitung auch mittels der genannten
Medien). Paul
Allen, Juni 2004.
(Seite 1) 1. Brief Die sensitiven Menschen.
Beispiel aus dem täglichen Leben.
(Seite 3) (Seite 3)
Sind Sie niemals, mein werter Freund, im Leben
einzelnen Menschen begegnet, welche die sonderbare
Eigentümlichkeit hatten, eine ausgesprochene Abneigung
gegen alles, was gelb ist, gegen die gelbe Farbe ganz
überhaupt, zu hegen? Ein feines Zitron, ein glänzendes
Gold, ein feuriges Orange gewähren doch gewiß einen
reizenden Anblick; was sollte daran Widriges sein?
Fragen Sie diese Leute, welche Farbe ihnen etwa
angenehm sei, so werden Sie von allen aus einem Munde
hören: blau. Das Azur des Himmelstiefen ist ein
wohltuender Anblick; aber wenn der Abend es in goldene
Rahmen faßt, so gesellt sich zum Schönen doch gewiß
noch das Schönere: (Seite
4)das
Prachtvolle. Wenn man mir die Wahl stellte, ob ich
lieber in einem strohgelb ausgemalten Zimmer meine
Tage verleben wollte oder in einen hellblauen, so
würde ich wahrscheinlich das gelbe vorziehen. Alle
Feinde des Gelben, denen ich dies sagte, verlachten
mich und beklagten meinen Geschmack.
Ich kehre die Frage um und möchte von Ihnen hören, ob
Sie irgend einen Menschen getroffen haben, der Ihnen
gesagt hätte, blau sei ihm zuwider? Gewiß nie; kein
einziger hat jemals blau verabscheut. Woher nun bei
gewissen Menschen solche Übereinstimmung in der
Abneigung gegen Gelb und der Vorliebe für Blau?
Wir wissen aus der Farbenlehre, daß Gelb und Blau in
einer gewissen Wechselbeziehung zueinander stehen. Es
sind Komplementärfarben, die eine Art von polaren
Gegensatz zueinander bilden. Sollte in diesem noch
etwas anderes verborgen liegen als die bloße
Wirksamkeit auf unser Sehvermögen? (Seite 5)Noch
ein unbekannter tieferer Unterschied als der einfache
optische Farbenunterschied, den wir alle kennen? Und
sollte für das Empfinden eines Unterschieds auch unter
den Menschen ein Unterschied bestehen, so zwar, daß
die einen wahrzunehmen imstande wären, was die anderen
nicht zu erkennen vermöchten? Sollte es sozusagen
Menschen von zweierlei Sinnen geben? Das wäre doch
eine ziemlich sonderbare Sache! Versuchen wir ihr
weiter nachzugehen.
Ein Mädchen schaut wohl gern in den Spiegel. An
Männern fehlt es vielleicht auch nicht, die des lieben
Widerscheins sich freuen. Wer möchte es ihnen auch
verdenken, wenn ein wohlgelungenes Abbild von Gottes
schönem Meisterwerke daraus entgegenlacht und all das
Vorgefühl der Siegeslust erweckt,die ihnen blüht? Gibt
es doch nichts herrlicheres, nichts beseligenderes in
der Welt als ein schönes Ichselbst. Wie aber, und dies
sollte möglich sein, (Seite
6)daß
es Mädchen, Frauen, daß es Männer gäbe, die den
Spiegel scheuen? Die sich davon abwenden und ihren
eigenen Anblick nicht vertragen? - Wahrhaftig, es gibt
solche. Es gibt Menschen, und sie sind nicht eben
selten, denen der Spiegel ein eigenes Gefühl von
Bangigkeit, wie wenn ein laulich widriger Hauch sie
anginge, verursacht, daß sie nicht eine Minute lang
ruhig aushalten mögen. Der Spiegel wirft ihnen nicht
bloß ihr Bild, er wirft ihnen noch einen unnennbar
peinlichen Eindruck zurück, manchen stärker, manchen
schwächer, manchen nur kaum noch so weit fühlbar, daso
eine unbestimmte Abneigung gegen den Spiegel übrig
bleibt. Und was ist dies? Woher rührt es? Warum
empfinden diese Widrigkeit nur gewisse Menschen, warum
nicht alle?
Sie haben viel Reisen gemacht, es ist unmöglich, daß
Sie nicht in Eilwagen, im Omnibus,auf der Eisenbahn
mit Leuten zusammengetroffen wären, die mit den
zudringlichsten Eigensinne überall die Forderung (Seite 7)
durchsetzten, die Wagenfenster aufzureißen. Mochte es
Unwetter, Zugwind oder Eiskälte geben, sie wollten
keine Rücksicht auf rheumatische Gefährten nehmen und
benahmen sich unerträglich. Sie halten dies für
Ungezogenheit. Aber ich bitte Sie, schieben Sie Ihr
Urteil ein wenig auf. Wenigstens solange noch, bis
einige meiner Briefe an Ihnen vorübergegangen sein
werden. Vielleicht werden Sie daraus die Überzeugung
schöpfen, daß im Raume einer eng beisammen
befindlichen Gesellschaft noch unbekannte Dinge
vorgeben, stark genug, manchen Mitgliedern derselben
ganz unausstehlich zu werden, während andere davon
auch nicht das geringste wahrnehmen.
Sollten Sie keinen unter Ihren Freunden haben, der die
Grille hegt, bei Tisch, im Theater, in der
Gesellschaft, in der Kirche nicht in der Reihe
zwischen andern sitzen zu wollen, sondern der imer fÜr
sich das Besondere haben will, den Ecksitz
einzunehmen, den Flügelmann zu machen? Merken Sie sich
diesen, (Seite 8)
er ist unser Mann, und wir werden bald nähere
Bekanntschaft mit Ihm machen.
Gewiß haben Sie schon weibliche Personen bemerkt,
denen es in der Kirche öfter übel wird,während sie
sonst gesund sind. Geben Sie diesen einen Ecksitz. Es
wird Ihnen hier dennoch Übel werden; man muß sie
bisweilen ohnmächtig hinwegtragen. Wenn Sie darauf
achten, so werden Sie finden, daß es immer die
nämliche, immer nur gewisse Personen sind, welche
hiervon befallen werden. Diese sind durchaus unfähig,
das Sitzen in Schiff einer Kirche längere Zeit zu
ertragen, ohne in Übelbefinden zu geraten, und doch
sind es sonst gesunde Leute.
Ihr Arzt wird Ihnen sagen, um gut und gesund zu
schlafen, müssen Sie sich auf die rechte Seite legen.
Fragen Sie Ihn einmal warum? Er wird, wenn er ehrlich
ist, Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Er weiß die
Ursache nicht, aber er weiß aus vielfältiger
Erfahrung, daß viele Menschen auf der linken Seite (Seite 9) liegend
nicht einschlafen können. Das hat er oftmals gehört,
aber was es damit für ein inneres Bewandtnis hat, ist
ihm unbekannt. Wollen Sie etwas genauer darauf acht
geben, so werden Sie gewahr werden, daß nicht alle
Menschen rechts liegen müssen, um schlafen zu können:
daß sehr viele auch links schlafen-, ja, daß es deren
genug gibt, denen es ganz gleichgültig ist, links oder
rechts einzuschlafen, und denen eine ruhige Nacht auf
dem linken Ohre ganz ebenso erquicklich wird wie auf
dem rechten. Aber Sie werden dann auch finden, daß
diejenigen, welche nicht links, sondern nur rechts zu
schlafen vermögen, eine kleinere Anzahl bestimmter
Personen sind, denen diese Eigenschaft so fest
anhaftet, daß sie stundenlang, ja halbe Nächte auf der
Linken liegen können ohne einzuschlafen, während sie,
sowie sie sich auf dem Lager auf die rechte Seite
umkehren, augenblicklich einschlafen. Das ist wohl
eine sonderbare Sache, aber Sie können sie überall
beobachten.
(Seite 10)
Wie viele Menschen gibt es, die ohne Ekel nicht
vertragen, mit einen Löffel von Packfong, von
Argentan, von Neusilber, von Chinasilber, und wie das
Stoppelwerk alles heißt, zu essen, während andere gar
nicht spüren, was da für ein Unterschied von echtem
Silber für den gewöhnlichen Gebrauch sein soll. Wie
viele Personen trifft man, die nicht imstande sind,
Kaffee, Tee, Schokolade aus messingenem Kochwerkzeug
zu genießen, was die meisten andern gar nicht merken.
Wie viele Leute hegen Abneigung gegen warme, besonders
vielgekochte Speisen, dann gegen Fettes, gegen
Süßigkeiten, und ziehen kalte, einfache, besonders
schwach säuerliche unendlich vor. Es gibt darunter
nicht wenige, die eine solch außerordentliche Vorliebe
für Salat haben, daß man sie sagen hört, sie würden
alle anderen Speisen unbedingt hingeben bloß um den
Salat. Andere können gar nicht fassen, was dies für
eine grenzenlose Lust sein soll.
Es gibt Leute, die es durchaus nicht vertragen, (Seite 11) wenn
jemand nahe hinter Ihnen steht. Diese fliehen alle
Volksaufläufe, alle Menschenhaufen, allen Markt.
Andern ist es widerwärtig, wenn man ihnen die Hand
reicht, und unausstehlich, wenn man ihre dargebotene
Hand eine Zeit lang festhalten will. Sie machen sich
los oder reißen aus. Wie viele gibt es nicht, welche
die Wärme aus einem eisernen Heizofen nicht vertragen,
sehr gut aber die aus einem steinernen! Soll ich noch
mehr, soll ich Ihnen noch Hunderte von solchen
Wunderlichkeiten aufzählen, die gewissen Menschen
eigen sind? Und nun, was haben wir davon zu halten?
Sind es Einbildungen aus vernachlässigter Erziehung,
sind es üble Gewohnheiten, vielleicht aus Anlaß
örtlicher Gesundheitsstörungen? So mag es allerdings
denen scheinen, welche nur über die Oberfläche der
Sache hinblicken, und von diesem Scheine hat man sich
leider nur zu häufig verleiten lassen, jenen
empfindlichen Leuten Unrecht zu tun. Treten nämlich
diese seltsamen Erscheinungen (Seite 12) vereinzelt
auf, zerstreut als Zufälligkeiten unter verschiedenen
Menschen in mancherlei Lagen, so wäre man vielleicht
berechtigt, geringschätzig davon zu denken. Allein ein
merkwürdiger Umstand, der bis jetzt der Aufmerksamkeit
nicht wert gehalten worden, stellt die Sache
wesentlich anders. Es finden sich nämlich all die
angegebenen Eigenschaften jener Menschen nicht
einzeln, sondern immer
vergesellschaftet ein. An einem und demselben
Individuum finden Sie, wenn Sie nachforschen wollen,
die meisten, oftmals alle jener Eigentümlichkeiten
beisammen, und niemals, nicht ein einziges Mal treffen
Sie eine allein an. Der Gelbfeind scheut den Spiegel;
der Ecksitzer reißt die Wagenfenster auf; dem
Rechtsschläfer wird in der Kirche übel; die Messing-,
die Packfong Ekeln speisen gern Kaltes, Einfaches,
verschmähen Fettes und Süßes, sind verliebt in Salat
usw. Und dies geht überall bei derselben Person in
einer ununterbrochenen Reihe fort vom Gelbhasse bis
zum (Seite 13) Zuckerekel,
von der Blauliebe bis zur Salatgier. Es besteht Solidarität
dieser wunderlichen Eigenschaften bei ihren Trägern.
So zeigt es allenthalben die Erfahrung, und wer eine
von ihnen hat, hat in der Regel die andern alle auch.
Es erhellt hieraus klar: sie stehen unter sich
in einem unverkennbaren Zusammenhange. Und ist dem so,
so kann es nur dadurch geschehen, daß sie alle sich
zurückbeziehen auf einen Grundverband, auf einen
verborgenen gemeinschaftlichen Quell, aus dem sie
miteinander hervorgehen. Wenn nun dieser Quell in
einigen Menschen liegt, in andern aber nicht, so ist
es offenbar, daß es von diesem Gesichtspunkte aus in
der Tat zweierlei Menschen gibt: gewöhnliche, die von
allen jenen Reizbarkeiten nichts besitzen, und
eigentümlich reizbare, die von ihnen bei jedem kleinen
Anlasse in obig bestimmtem Sinne erregt werden.
Man kann die letzteren 'Sensitive' nennen, denn sie
sind in der Tat häufig reizbarer als eine Mimose. (Seite 14) Sie sind
es ihrem innersten Naturell nach, das sie weder
ablegen noch willkürlich bewältigen können, und
überall, wo man ihre Absonderlichkeiten für Grillen
und Unarten nahm, ist man ihnen wohl zu nahegetreten.
Ohnehin haben sie unter ihrem bisher nirgends
anerkannten Eigengefühl von unserer darauf nicht
berechneten Umgangswelt genug zu leiden und sind zu
mehr Rücksichtnahme berechtigt, als man ihnen bisher
angedeihen ließ. Ihre Anzahl ist nicht klein, und wir
werden bald sehen, wie tief diese Dinge in die
menschliche Gesellschaft einschneiden, von denen ich
Ihnen heute nur die ersten, auf der Oberfläche
liegenden Andeutungen geben wollte.
(Seite 15) 2. Brief Das Od, ein Zweig der Naturkräfte. Die Kristalle, ihr Leuchten und ihre
Gefühlserregungen. Die Dunkelkammer.
(Seite 17) (Seite 17)
Ohne Zweifel ist es Ihnen gelungen, nach den
Merkmalen, die ich Ihnen gab, unter Ihren Bekannten
einige herauszufinden, zu denen gehörig, die ich
Sensitive nannte. Es ist auch gar nicht schwierig,
solche zu treffen, sie sind überall zahlreich
vorhanden. Und stehen Ihnen nicht alsbald ganz Gesunde
zu Gebote, so fragen Sie nur nach solchen. die
unruhigen Schlaf haben, im Schlafe die Decke häufig
abwerfen, im Traume reden oder gar aufstehen, viel von
kurzer Migräne geplagt sind, häufig an schnell
vorübergehendem Magenweh leiden, über nervöse
Verstimmungen klagen, größere Gesellschaft nicht
lieben, sich gern zu wenigen Freunden halten (Seite 18) oder
selbst das Einsame gerne suchen. Mit seltener Ausnahme
sind alle diese Leute von mehr oder minder sensitivem
Naturell.
Aber dies sind alles nur die trivialen Seiten des
Gegenstandes, über den Sie mich befragen. Auf den
wissenschaftlichen Prüfstein gelegt, da kommen Dinge
von ganz anderer Erheblichkeit zum Vorscheine.
Verschaffen Sie sich einmal einen natürlichen
Kristall, so groß wie Sie ihn bekommen können, etwa
einen Gipsspat von zwei Spannen Länge, einen
Schwerspat oder einen fußlangen Gotthardter
Bergkristall. Legen Sie ihn horizontal über eine
Tischdecke oder Stuhllehne,so daß die beiden Enden
frei darüber hervorstehen, und führen Sie nun eine
sensitive Person davor mit der Weisung, die linke
innere Handfläche den Kristallenden nacheinander bis
auf drei, vier oder sechs Zoll zu Nähern. Es wird
keine zehn Sekunden anstehen und der Sensitive wird
Ihnen schon sagen, daß aus dem Ende der obern
Zuspitzung ein (Seite
19) feiner kühler Hauch der Hand
entgegenwehe, aus dem ändern Ende, der unteren
Bruchfläche aber, an welcher der Kristall aufgewachsen
war, etwas Lauliches der Hand zugebe. Das Kühlige wird
er angenehm und erfrischend finden, das Lauliche
unangenehm und von einer widrigen, fast ekligen
Empfindung begleitet, die bei kurzer Andauer den
ganzen Arm ergreifen und wie müde machen wird.
Als ich diese Beobachtung das erstemal machte, war sie
ebenso neu wie rätselhaft: man wollte sie mir nirgends
glauben. Inzwischen habe ich sie mit Hunderten von
sensitiven Menschen (in Wien) wiederholt, man hat sie
in England, in Schottland, in Frankreich bewährt
gefunden, und jeder kann sie leicht selbst erproben,
denn Sensitive gibt es überall. Halten diese ihre
Hände in die Nähe von anderen Stellen der Kristalle,
etwa der Seitenkanten, so empfinden sie zwar ebenfalls
bald lauliche, (Seite
20) bald kühlige Anwandlungen, aber
überall ohne Vergleich schwächer (Seite
20) als an den beiden
Enden, die sich polar entgegenstehen. Nichtsensitive
empfinden von alldem nichts.
Da diese entgegengesetzten Empfindungen erregt werden,
ohne daß man die Kristalle berührt, auf Abstand von
mehreren Zoll ja bei stark sensitiven Personen auf
mehrere Fuß Entfernung, so war es augenscheinlich, daß
von diesen sozusagen halborganisierten Steinen etwas
ausgehe, ausströme, ausstrahle, das die Physik noch
nicht kennt und das, wenn wir es auch nicht zu sehen
vermögen, dennoch durch körperliche Wirkungen sein
Dasein kundgibt. Nun die Sensitiven dem Gefühle
nach so ausserordentlich viel mehr zu leisten
imstande sind als andere Menschen, so kam ich auf den
Gedanken, ob sie nicht auch im Gesichtssinne
in gewissen Beziehungen uns übertreffen könnten, ob
sie nicht vielleicht imstande wären, von diesen
sonderbaren (Seite 21)
Emanationen der Kristalle im tiefen Finstern irgend
etwas wahrzunehmen?
Um dies zu prüfen, brachte ich in einer finstern Nacht
(Seite
21) (Mai 1844) einen
mächtigen Bergkristall zu einem hochsensitiven
Mädchen, Fräulein Angelika Sturmann. Ihr Arzt, der
unter den Pathologen rühmlich bekannte Professor
Lippich, war zufällig zugegen. Wir stellten
vollkommene Finsternis in zwei Zimmern her, in deren
einem ich den Kristall auf eine jedermann unbekannte
Stelle brachte. Nach einigem Verweilen, um die Augen
erst an Finsternis zu gewöhnen, führten wir das
Mädchen in das Zimmer, wo der Kristall war. Es verging
nur kurze Zeit, als sie mir schon die Stelle
bezeichnete, wo ich denselben niedergelegt hatte. Sie
sagte mir, daß der ganze Körper des Kristalls in einem
feinen Lichte durch und durch erglühe und daß über
seiner Zuspitzung eine handgroße Leuchte emporströme,
blau, in beständig wogender Bewegung, mitunter
scintillierend, tulpenförmig, oben in einen feinen
Dunst (Seite 22)
sich verlierend. Wenn ich ihn umkehre, so sah sie über
dem andern, stumpfen Ende des Kristalls einen (Seite
22) dumpfen, rotgelben
Rauch sich erheben. Sie können sich denken, welche
Freude mir diese Erklärung machte. Es war dies die
erste Beobachtung von tausenden ihresgleichen, die mit
Kristallen in unzähligen Abänderungen von da bis heute
folgten und in denen durch eine Menge sensitiver
Personen die Tatsache festgestellt wurde, daß
Gefühlserscheinungen, die von Kristallen erzeugt
werden, Lichterscheinungen zur Seite gehen, welche
ihnen gleichen Schritts folgen, sich blau und rotgelb
polar gegenüberstehen und nur von sensitiven Menschen
wahrgenommen werden.
Wenn Sie diese Versuche wiederholen wollen, so muß ich
Sie aufmerksam machen, daß Sie nur in absoluter
Finsternis das Gelingen derselben erwarten
dürfen. Das Kristallicht ist so fein und so überaus
schwach, daß, wenn man auch nur eine Spur von anderem
Lichte in der Dunkelkammer irgendwo (Seite 23)
wahrnehmen wird, dies hinreicht, den sensitiven
Beobachter zu blenden, d.h. seine Reizfähigkeit für (Seite
23) so äußerst schwaches
Licht zeitweilig abzustumpfen. Ferner sind nur wenige
Menschen so hochsensitiv wie das genannte Fräulein, um
nach so kurzem Aufenthalt im Finstern schon dies zarte
Licht gewahren zu können. Bei mittleren Sensitiven hat
es meist einer bis zweier Stunden Aufenthalt im
Finstern bedurft, bis ihr Auge von der Überreizung des
Tages- oder Lampenlichts gehörig befreit und für die
Erkennung des Kristallichts zureichend vorbereitet
war. Ja ich habe viele Fälle gehabt, wo
Schwachsensitive in der dritten Stunde noch nichts
gewahrten, in der vierten dennoch dazu gelangten,
Kristalle recht gut leuchten zu sehen und sich von der
Realität dieser Erscheinung zu überzeugen.
Sie sind nun ungeduldig zu erfahren, was dies denn
eigentlich sei und wohin in der Physik und Physiologie
diese Erscheinungen nach ihrem subjektiven (Seite 24) und
objektiven Bestande gehören. Wärme sind sie nicht,
obgleich sie Empfindungen, ähnlich denen von (Seite
24) lau und kühl, rege
machen. Denn hier liegt kein denkbarer Wärmequell und
wenn einer da wäre, so würden nicht bloß Sensitive ihn
empfinden, sondern auch Nichtsensitive oder doch ein
feines Thermoskop. Elektrizität sind sie nicht,denn zu
dem ewigen Strom, der hier entquillt, ist kein Erreger
da, ein Elektroskop wird nicht affiziert, und
Ableitung nach elektrischen Gesetzen ist wirkungslos.
Magnetismus können sie nicht sein, weil Kristalle
nicht magnetisch sind, wenigstens in dem Sinne nicht,
in welchem wir den gewöhnlichen Magnetismus verstehen.
Phosphoreszenz sind sie nicht, weil diese uns nur
erglühende Erscheinungen liefert, nicht aber
leuchtende Materie aussendende. Gemeines Licht können
sie nicht sein, weil, wenn hier auch Licht beigesellt
vorkommt, das bloße Licht nirgends laue und kühle
Empfindungen erzeugt usw.
Was also sind nun die geschilderten (Seite 25)
Erscheinungen? Wenn Sie es durchaus zu wissen
begehren, so zwingen Sie mich, Ihnen einzugestehen,
daß ich (Seite 25)
es selbst nicht weiß. Ich erkenne überall neue
Eigenschaften der Materie, von denen wir bis jetzt
nichts wußten. Ich nehme die Kundgebungen eines
Dynamides wahr, die ich unter die bekannten nirgends
zu registrieren vermag. Beurteile ich die gewonnenen
Tatsachen nicht irrig, so stellt es sich in die Mitte
zwischen Magnetismus, Elektrizität und Wärme, kann
aber mit keinem von allen dreien identifiziert werden.
In dieser Verlegenheit habe ich es einstweilen mit dem
Worte "Od" bezeichnet, wovon die Ethymologie ein
andermal folgt.
(Seite 27) 3. Brief Das Sonnenlicht. Das Mondlicht. Das
prismatische Farbenbild. Das Polarisierte Licht. Geodetes Wasser. Od als
kosmisches Dynamide.
(Seite 29) (Seite 29)
Sie kennen die Sensitiven und sie kennen das Element,
worin diese sich bewegen, das Dynamide nämlich,
welches ich mit den Worte Od bezeichnet habe. Aber
damit haben wir von dem großen Gewande, in welches die
gesamte Natur sich mit letzterem gehüllt hat, nur erst
eine Ecke des Saumes berührt. Jene merkwürdige Kraft
entströmt nicht den Polen der Kristalle allein, sie
quillt aus zahlreichen anderen Bornen des Weltalls
eben so stark, ja wohl stärker. Zunächst will ich Sie
zu den Gestirnen führen, und zwar zur Sonne.
Stellen Sie eine sensitive Person in den Schatten,
geben Sie Ihr eine gewöhnliche leere Barometerröhre
oder jeden andern Glasstab, (Seite 30) oder
auch nur einen hölzernen Stock in die linke (Seite
30) Hand und lassen Sie
diesen Stab in den Sonnenschein halten, während Person
und Hand im Schatten bleiben. Bald werden Sie von
diesem einfachen Versuch etwas hören, das Sie
überrascht. Sie werden erwarten, daß die prüfende
Person den Stab vielleicht warm werden fühlt; der
Sonnenschein kann ihn ja höchstens erwärmen. Aber
gerade das Gegenteil werden Sie vernehmen: die
sensitive Hand wird verschiedene Einwirkungen
empfinden, der Ausschlag davon aber wird - Kühle sein.
Zieht sie den Stab in den Schatten zurück, so wird die
Kühle verschwinden und sie wird ihn warm werden
fühlen. Bringt sie ihn nochmals in den Sonnenschein,
so wird er ihr wieder kühl werden. Sie kann so
abwechslungsweise die Genauigkeit Ihrer eigenen
Empfindung kontrollieren. Es gibt also höchst
einfache, bis jetzt nicht beachtete Umstände, unter
denen der unmittelbare Sonnenstrahl nicht nur nicht
warm macht, sondern höchst (Seite 31)
unerwarteter und seltsamer Weise sogar kalt. Und von
dieser Kühle werden Ihnen die Sensitiven sagen, daß
sie in ihrer Wirkungeweise alle Ähnlichkeit mit jener
habe, welche die obere Zuspitzung des Bergkristalls
besaß. Wenn nun diese Kühle von der Natur des Odes
ist, so muß sie sich auf irgend eine Weise in der
Finsternis als Lichterscheinung ausprägen lassen. Dies
wird Ihnen auch gelingen, wenn Sie meinen folgenden
Versuch wiederholen wollen. Ich leitete aus einem
erhellten Zimmer einen Kupferdraht durch ein enges
Löchelchen in die Finsternis der Dunkelkammer. Dann
führte ich das äußere Ende desselben in den
Sonnenschein. Kaum war dies geschehen, als der im
Finstern befindliche Teil des Drahtes leuchtend zu
werden begann, sich mit einem feinen Lichtschein
umhüllte und an seinen Ende eine kleine flammenartige
Erscheinung von Fingergröße aufstieg. Der Sonnenstrahl
goß also odisches Wesen in den Draht, das Sensitive
fühlten und lichtförmig in der Finsternis ausströmen
sahen. (Seite 32) (Seite
32)
Aber gehen Sie einen Schritt weiter. Lassen Sie den
Sonnenstrahl auf ein gutes Glasprisma fallen und
werfen Sie damit Regenbogenfarben an die nächste Wand.
Lassen Sie die sensitive Person mit dem Glasstabe in
der linken Hand die Farben nacheinander prüfen. Wenn
sie ihn so hält, daß sie damit in der Luft nur die
blaue oder violette Farbe auffängt, so wird ihr Gefühl
höchst angenehm kühl angeregt werden, viel reiner und
kühler als vom Gesamtsonnenstrahl geschehen. Bringt
sie statt dessen den Stab in den gelben, besser noch
in den roten Strahl, so wird die wohlbehagliche Kühle
unverzüglich verschwinden, statt deren wird Wärme
eintreten, eine widrige Läue wird bald den ganzen Arm
schwer machen. Sie
können statt des vermittelnden Stabes auch einen
bloßen Finger der Sensitiven in die Farben halten
lassen, die Wirkung wird die nämliche sein. Ich wählte
den Stab bloß, um die Mitwirkung der wirklichen
Wärmestrahlen auf die Hand (Seite 33) durch
einen (Seite 33) schlechten
Wärmeleiter auszuschließen. Diese Wirkungen des
zerlegten Sonnenlichts werden genau denen der
Kristallpole ähnlich befunden werden. Sie sehen
hieraus: Od von beiden Wirkungsarten ist im
Sonnenstrahl enthalten. Es strömt uns in
unermesslicher Menge jeden Augenblick von unserem
Tagesgestirn mit dem Lichte und mit der Wärme zu und
bildet ein neues mächtiges Agens in demselben, dessen
Tragweite wir noch gar nicht übersehen können.
Nun werden Sie es mir vergönnen, daß ich Sie jetzt um
einen kurzen Rückblick auf die Gelbfeinde und auf die
Blaufreunde meines ersten Briefes bitte. Haben wir
nicht gesehen, daß der Kristallpol, welcher angenehme
Kühle aushauchte, blaues Licht gab? Und finden wir
hier nicht auf ganz anderem Wege das Sonnenlicht mit
dem blauen Strahl überaus angenehme, erfrischende
Kühle spenden? Umgekehrt hatte nicht das rotgelbe
Licht des andern Kristallpoles (Seite 34) und eben
so der gelbe und rote Strahl der Sonne (Seite
34) lauwidrige
Peinlichkeiten bei den Sensitiven erzeugt? Sie sehen,
daß in beiden so unendlich weit von einander
abgelegenen Allen jedesmal Blau wohlbehagliche,
Rotgelb aber mißbehagliche sinnliche Empfindungen in
seinem Gefolge hatte. Somit haben Sie den ersten
Fingerzeig, der Sie bedenklich machen mag gegen
schnelle Verurteilung der vermeintlichen Caprizen
sensitiver Personen. Sie sehen, daß in der Tat in dem
Gelb und in den Blau unserer Farben noch etwas anderes
verborgen liegen muß als bloße optische Wirkung auf
die Netzhaut unseren Auges; daß ein tiefliegender
Instinkt für ein unbekanntes feines Etwas hier das
Gefühl und das Urteil unserer Sensitiven leitet, und
daß dies der äußersten Spannung unserer Aufmerksamkeit
wert ist.
Aber auch abgesehen von den Farben, will ich Ihnen
noch einen anderen leichten Versuch an die (Seite 35) Hand
geben, den ich oft gemacht habe, den Odgehalt der
Sonnenstrahlen zu unterscheiden. Polarisieren Sie (Seite
35) die selben auf die
bekannte Weise, daß Sie unter 35 Graden auf ein Bündel
von einem Dutzend aufeinandergelegter Glasscheiben
fallen lassen. Sie erhalten dann geteiltes Licht,
einerseits von den Gläsern zurückgeworfenes,
andererseits durch sie hindurchgelassenes. Lassen Sie
den sensitiven Beobachter den Stab in seiner linken
Hand abwechslungsweise in das zurückgeworfene und in
das durchgelassene Licht halten. Sie werden immer
hören,daß das erstere odische Kühle, das letztere
odische Lauwidrigkeit durch den Stab in die befühlende
Hand liefere.
Wenn Sie bei Laune sind, so können Sie hierbei die
Chemiker ein wenig necken. Nehmen Sie zwei gleiche
Gläser Wasser, stellen Sie das eine in das
zurückgeworfene Sonnenlicht, das andere in das
durchgelassene. Nach sechs bis acht Minuten des
Verweilens darin lassen Sie es einen Sensitiven
kosten. Er wird Ihnen sogleich sagen, daß das Wasser
aus dem zurückgeworfenen Lichte kühl und etwas
säuerlich, (Seite 36)
das aus dem Durchgelassenen lau und wie bitterlich (Seite 36) schmecke.
Tun Sie noch eins: stellen Sie ein kleines Glasgefäß
mit Wasser in das blaue Licht der Iris und ein
gleiches in das rotgelbe; oder stellen Sie ein solches
an das zugespitzte Ende eines großen Bergkristalls und
eines an das stumpfe untere. In allen diesen Fällen
können Sie sicher sein, daß der Sensitive das Wasser
aus dem blauen Lichte lieblich, fein säuerlich, das
aus dem rotgelben ekelhaft, bitterlich und herb finden
wird. Das erste Glas wird er mit Lust austrinken, wenn
Sie es zulassen; wenn Sie ihn aber zum andern nötigen,
so kann Ihnen begegnen, was mir geschah, daß der
Sensitive kurz darauf sich heftig erbricht. Nun geben
Sie die Wasser den Herren Scheidekünstlern, sie sollen
Ihnen das Amarum und das Acidum herausanalysieren.
Verfahren Sie wie mit dem Sonnenlichte, so mit dem Mondlichte.
Sie werden ähnliche, aber zum Teil polar umgekehrte
Ergebnisse erhalten. Ein Glasstab von einem Sensitiven
mit der Linken in (Seite
37) volles, reines Mondlicht
gehalten, wird ihm nicht Kühle, dafür aber Läue geben.
Ein (Seite 37) Glas
Wasser, das im Mondenschein verweilt hat, wird er
lauer und widriger schmeckend finden als ein anderes,
das mittlerweile im Schatten stehen geblieben. Den
großen Einfluß, den der Mond auf manche Menschen
nimmt, kennt jedermann, selbst Physiologen und Ärzte
räumen ihn ein. Alle die Personen, welche ihm
unterliegen, sind ohne Ausnahme Sensitive, in der
Regel ziemlich empfindliche. Und da er erweislich
odische Wirkungen ausübt, sein Einfluß auf die
Mondsüchtigen aber mit denen genau übereinstimmt, die
auch durch andere Odquellen auf sie hervorgebracht
werden können, so ist er als odausgebendes Gestirn von
großer Bedeutung für uns.
Mit dem Sonnen- und Mondlichte also strahlt uns
odisches Kraftwesen so reichlich zu, daß wir es bequem
auffangen und in einfachen Versuchen (Seite
38) handhaben können. Wie
unermesslich sein Einfluß auf die ganze Menschheit und
auf die gesamte (Seite
38) Tier- und Pflanzenwelt ist,
davon sollen sie bald Proben empfangen. Das Od ist dem
allem nach ein kosmisches Dynamide, das von Stern zu
Stern strahlt und wie Licht und Wärme das Weltall
umspannt.
(Seite 39)
4. Brief Der Magnetismus. Gefühls- und
Gesichtserscheinungen. Verschiedenheit von Od und Magnetismus.
(Seite 41) (Seite 41)
Odisch-magnetisch heißen diese Briefe. Warum denn aber
magnetisch? Was ist denn magnetisches dabei, fragen
Sie. Fast muß ich Ihnen antworten: wenig oder gar
nichts. Aber der Welt hat es gefallen, eine Anzahl von
Erscheinungen,die hierher Bezug haben, magnetische zu
nennen, und so muß ich mich wohl ihrer Nomenclatur
derzeit noch fügen. Die Veranlassung dazu liegt in dem
Umstande, daß der Magnetismus odische Kräfte mit sich
führt, wie der Sonnenschein und der Mondschein sie in
seinem Gefolge hat, wie sie aus den Kristallpolen
hervorgehen und wie sie noch aus zahlreichen Quellen
fließen, die mit dem Magnetismus, (Seite
42) (Seite 42)wie wir
ihn bis jetzt verstanden, von ferne nichts gemein
haben. Lassen Sie uns auf die Wechselbeziehungen
zwischen Od und Magnetismus jetzt
einige Blicke werfen.
Legen Sie einen guten Magnetstab schräg über eine
Tischecke, so daß beide Enden darüber hinausragen, wie
Sie mit dem großen Kristalle getan. Rücken Sie den
Tisch so zurecht, daß der Stab hierbei in den Meridian
zu liegen kommt, so nämlich wie die Kompassnadel, mit
dem Nordpole gen Norden und mit dem Südpole gen Süden.
Führen Sie einen Sensitiven davor und lassen Sie ihn
mit der linken hohlen Hand bald dem einen, bald dem
anderen Pole auf drei bis sechs Zoll Abstand langsam
sich nähern. Sie werden bei diesem erfahren ganz die
nämlichen Erklärungen von ihm erhalten, wie er sie bei
den Kristallen gab, daß nämlich der eine Pol, und zwar
hier der gen Norden gerichtete, kühles Lüftchen gegen
die Hand sende, der andere, der gen Süden (Seite 43)
gekehrte, (Seite 43) laulichen,
widrigen Hauch ausgebe. Sie können wieder an jeden Pol
ein Glas Wasser stellen und nach sechs, acht Minuten
davon den Sensitiven kosten lassen. Er wird das Glas
am gen Nord gerichteten Pole frisch und kühl, das am
gen Südpol lau und ekel erklären, und wenn Sie noch
einmal unseren Chemikern damit das Hölzchen werfen
wollen und sie fragen. was denn in dem so auffallend
veränderten Wasser nunmehr enthalten sei, so werden
sie ärgerlich werden, und um aus der Verlegenheit zu
kommen, werden sie Ihnen die sonnenklare Beobachtung
rundweg abstreiten und behaupten, sie sei nicht wahr.
Sie können lächeln zu der Blöße, die der Katheder hier
und dort gibt, denn Naturwahrheit kann durch
ungeprüften Widerspruch nicht in Unwahrheit verkehrt
werden. Die Herren werden wider Willen bald eines
besseren sich besinnen müssen.
daß die Vermutungen, welche mich mit Kristallen in die
Finsternis führten, auch bei Magneten (Seite
44) in mir aufgestiegen
sein müssen, finden Sie (Seite
44) selbstverständlich. Den ersten
Versuch machte ich mit Fräulein Waria Nowotny in Wien
(April 1844) und wiederholte ihn später hundertfältig
mit anderen Sensitiven in der Dunkelkammer. Mit
freudiger Befriedigung vernahm ich meine Vermutungen
gerechtfertigt, als jene mir zuerst erklärte: an
beiden Enden des Stabes brenne eine Flamme, leuchtend
und feurig, rauchend und funkenwerfend, am gen Nordpol
blau, am gen Südpol gelbrot. Aber machen Sie den
leichten Versuch selbst, dann ändern Sie ihn ab,
stellen Sie den Magnetstab vertikal auf, den gen
Südpol nach oben, so werden Sie hören, daß die Leuchte
wachse; sie wird, wenn der Magnet nur stark genug ist,
emporsteigen fast bis zur Decke des Zimmers, ja sie
wird am Plafond selbst einen erleuchteten rundlichen
Fleck hervorbringen, einen, zwei bis drei Fuß im
Durchmesser, so hell, daß, wenn der Sensitive reizbar
genug ist, er Ihnen die Malerei (Seite 45) angibt,
die er dort gewahrt. Aber ich warne Sie, (Seite 45)
versäumen Sie keine von den Vorsichtsmassregeln zu absoluter
Finsternis und stundenlanger Augenvorbereitung darin,
die ich Ihnen gegeben, sonst sieht Ihr Gehilfe nichts,
Sie arbeiten umsonst, und die Genauigkeit meiner Worte
gerät in Gefahr unverschuldeten Verdachts.
Schöner noch wird die leuchtende Erscheinung ins Auge
fallen, wenn Sie einen Hufmagnet dazu verwenden und
ihn aufrecht stellen, mit beiden Polen nach oben. Ich
habe ein neunblättriges Hufeisen von hundert Pfund
Tragkraft; von jedem seiner Pole sehen alle Sensitiven
eine feine Leuchte, also zwei nebeneinander
ausströmen, die sich nicht anziehen, nicht aufheben,
nicht aufeinander einwirken, wie dies die magnetischen
Kräfte beider Pole tun, sondern die ruhig
nebeneinander hoch emporströmen, von zahllosen
weissleuchtenden Pünktehen wimmeln und zusammen eine
mannsgroße Lichtsäule bilden, (Seite 46)
die jeder, der sie sah, ergreifend schön schilderte. (Seite 46) Sie
erhebt sich vertikal bis zum Plafond und bildet dort
einen erleuchteten runden Flächenraum von beinahe
einem Klafter Durchmesser. Dauert das Schauspiel eine
zeitlang an, so wird nach und nach die ganze
Zimmerdecke sichtbar. Steht ein solcher Magnet auf
einem Tische, so erleuchtet die flammende Emanation
seine Fläche und die Geräte auf demselben auf
Ellenweite. Hinter einer Hand, die man dazwischen
bringt, entsteht sichtlich ein Schatten. Hält man
einen flachen Körper, ein Brettchen, eine Glasscheibe,
ein Metallblech waagerichtet in die flammenartige
Erscheinung hinein, so biegt sie sich daran um und
strömt darunter ein, gerade wie eine jede andere
Feuerflamme, wenn man eine Pfanne, einen Topf darein
bringt. Bläst oder haucht man darein, so zerflackert
sie, wie wenn man eine brennende Kerze vor sich hätte.
Entsteht ein Luftzug oder bewegt man sich mit dem
Magnet, so legt sie sich auf die Seite
(Seite
47) in der Richtung der
Luftströmung wie eine in (Seite
47) Bewegung befindliche Fackel.
Bringt man ein Brennglas in ihre Nähe, so läßt sich
ihr Licht in seinem Focus sammeln und verdichten. Die
Erscheinung ist also sehr körperlich und hat viele
Eigenschaften mit gewöhnlicher Flamme gemein. Bringt
man zwei derselben so zusammen, daß sie kreuzend sich
treffen, so stören sie einander nicht durch
Anziehungen oder Abstoßungen, sondern sie durchdringen
sich gegenseitig und beide setzen ihren Weg
ungehindert fort. Ist eine davon stärker, wie es
scheint mit stärkerer Wurfkraft versehen, so
durchdringt sie die schwächere in der Weise, daß sie
sich spaltet, die dann auf beiden Seiten um sie
herumstreicht. Ähnliches geschieht, wenn man einen
Stab hineinhält, er spaltet die Flamme, und diese
vereinigt sich wieder hinter ihm. Und wie die
Kristalle von den Sensitiven in feiner Leuchte gesehen
wurden, die ihre ganze Substanz durchdrang, ebenso
sehen sie den Stahl des Magnets (Seite 48)
durch und durch wie in einer Art von weißlicher Glut (Seite 48)
befindlich. Ganz ebenso verhalten sich Elektromagnete.
*)
Diese Eigenschaften besitzen, wie Sie leicht erkennen,
keinen Parallelismus mit Magnetismus, sie sind
eigentümlich odisch. Vergleicht man einen Gipsspat mit
einem Stabmagnet, beide von beiläufig gleichem
Gewichte, so findet man, daß die odischen
Ausströmungen der gleichnamigen Pole sowohl an
Gefühlswirkung als an Leuchte nicht wesentlich
verschieden, ja daß der Kristall dem Magnet an
odischer Kraft noch überlegen ist, seine Kühle und
Wärme deutlicher, Lichtstärke größer. Der Kristall hat
aber keinen Magnetismus oder doch verschwindend wenig.
(Seite
49) Sie haben also hier
neben einander Od mit Magnetismus gepaart und
Od (Seite 49) ohne
Magnetismus, in beiden Fällen Od von gleicher Stärke.
Man kann also schlechterdings nicht sagen, das Od sei
ein Angebinde oder gar nur eine von den Eigenschaften
des Magnetismus, es sei Magnetismus selbst. Im
Kristall tritt das Od getrennt vom Magnetismus auf,
und ich werde Ihnen eine Menge von noch schlagenderen
Beispielen aufführen, wo das Od in größter Stärke
vorkommt, während von weitem kein Magnetismus (im
gewöhnlichen Sinne) zugegen ist. Das Od muß demnach
als ein für sich bestehendes Dynamide angesehen
werden, das im Gefolge des Magnetismus auftritt, wie
es im Gefolge der Kristalle, der Sonnenstrahlen und
vier anderer Naturerscheinungen, die wir berühren
werden, sich einstellt. Wir kennen die großen
Ähnlichkeiten des Magnetismus und der Elektrizität;
wir wissen, daß der eine so sehr im Gefolge der andern
und umgekehrt erscheint, daß wir (Seite
50) schon nahe daran
waren, sie für identisch zu halten. Ähnlich verhalten
sich (Seite 50) Licht
und Wärme, eines ruft das andere hervor, alle
Augenblicke geben sie ineinander über. Dessen
ungeachtet sind wir noch nirgends im Stande, den
gemeinschaftlichen Ausgangspunkt nachzuweisen, von dem
sie sich beide herleiten. So verhält es sich mit dem
Ode. Wir ahnen freilich, daß diese dynamidischen
Erscheinungen in letzter Instanz aus einem
gemeinschaftlichen Quell hervorgehen. Aber so lange
wir noch nicht im Stande sind, diese Einheit des
Herkommens darzutun, so lange bleibt uns nichts übrig,
als Elektrizität, Magnetismus, Licht, Wärme, usw.
jedes als eine abgesonderte Gruppe von Erscheinungen
für sich zu behandeln. Indem wir nun sehen, daß die
zahlreichen odischen Erscheinungen unter keines von
den bekannten Dynamiden eingereiht werden können, so
bleibt uns nichts anderes übrig, als sie für sich zu
vereinigen und ebenfalls als eine eigene solche Gruppe
aufzustellen. (Seite 51) Daß
sie weder an Umfang noch an Bedeutung denen, welche in
der physikalischen (Seite
51) Doktrin bereits Bürgerrecht
genießen, irgend etwas nachgibt, werden meine
folgenden Briefe überzeugend dartun.
______________________________
* Ausführlich und mit den nötigen Beweisen
belegt findet man diese Magnetlichterscheinungen
abgehandelt in der Schrift "Untersuchungen über die
Dynamide des Magnetismus, der Elektrizität, der
Wärme, des Lichts etc. in ihren Beziehungen zur
Lebenskraft", von Freiherrn von Reichenbach.
(Seite 53)
5. Brief Sogenannter tierischer Magnetismus. Leuchtende Pflanzen, Tiere, Menschen. Rechte und linke Seite der organisiertenWesen in odpolaren Gegensatze.
(Seite 55) (Seite 55)
Jetzt hört man wieder viel von dem wunderlichen Dinge,
das schon um 1800 von Mesmer tierischer Magnetismus
genannt wurde. Unsere Väter, unsere Groß- und
Urgroßväter haben es mit Haut und Haar hinweggeworfen,
und dennoch steht es immer wieder auf und will nicht
sterben. Worauf beruht denn dieses zähe Leben? Auf
"Lug und Trug und Aberglauben", als welche es ein
berühmter Berliner Physiolog kurzweg abgefertigt hat?
. . . Wir wollen einmal sehen, ob diejenigen
wohlgetan, die nichts besseres wußten, als solche Rede
nachzubeten.
Fassen wir, es diesmal, ohne viel Präambel, gleich (Seite
56) bei den Hörnern.
Führen Sie einen guten Mittel- (Seite 56) oder
einen Hochsensitiven in die Finsternis der
Dunkelkammer, nehmen Sie eine Katze, einen Vogel,
einen Schmetterling, wenn er zu haben ist, und einige
blühende Blumentöpfe mit. Nach Verlauf von ein paar
Stunden werden Sie seltsame Dinge hören. Die Blumen
werden aus dem Dunkel heraustreten und wahrnehmbar
werden. Erst werden sie in Form einer verschwommenen
grauen Wolke sich aus der Schwärze der allgemeinen
Finsternis herausheben. Später werden sich darin
hellere Stellen bilden. Endlich werden sie auseinander
gehen, die einzelnen Blüten werden unterscheidbar
werden, immer heller erscheinend werden Gestalten sich
erkennen lassen; und als ich dem verstorbenen
Professor Endlicher, dem berühmten Botaniker, der
Mittelsensitiver war, einen solchen Topf vorgesetzt
hatte, rief er mit erschrockenem Erstaunen: Es ist
eine blaue Blume,es ist eine Gloxinie! Es war in der
Tat Gloxinia
(Seite
57) speciosa, var.
coerulea, die er in absoluter Finsternis gesehen (Seite 57) und nach
Form und Farbe erkannt hatte. Ohne Licht kann man aber
in der Finsternis nichts sehen; Licht muß also
dagewesen sein, um die Pflanze mit solcher
Deutlichkeit wahrnehmen zu können, daß nicht bloß die
Gestalt, sondern sogar die Farbe erkannt wurde. Und
woher kam hier dies Licht? Es kam in der Tat aus der
Pflanze selbst. Sie leuchtete! Fruchtknoten,
Staubfäden, Staubbeutel. Blumenkronen, Schaft, alles
zeigte sich feinleuchtend, selbst das Laub konnte,
wenn auch matter, erblickt werden. Alles erschien in
einer zarten Glut, die Genitalien am deutlichsten, der
Schaft heller als das Laub. Ihr Schmetterling, ihr
Vogel, ihre Katze - alle werden in der Finsternis zum
Vorschein kommen, Teile derselben werden leuchtend
werden und sich mit ihnen hin und her bewegen. Aber
bald werden Sie von Sensitiven die Erklärung
empfangen, daß er - Sie selbst sehe. Erst werden Sie
ihm erscheinen (Seite 58) wie
ein ungestalter weißlicher Schneemann, bald wie ein
Geharnischter (Seite 58)
mit hohem Helm, endlich furchtbar wie ein leuchtender
Riese. Lassen Sie die sensitive Person ihre eigene
Gestalt beschauen. Sie wird mit einiger Betroffenheit
sich selbst leuchtend finden, nicht bloß ihre Arme,
auch ihre Füße, ihre Beine, ihre Brust, ihren Leib
durch die Kleider hindurch, alles wird sie in feiner
Glut schimmernd erblicken. Richten Sie Ihre
Aufmerksamkeit auf die Hände. Erst werden sie einem
grauen Rauche ähneln, dann werden sie einen
Schattenrisse auf schwach erhelltem Grunde gleichen-,
endlich werden die Finger selbstleuchtend auftreten,
sie werden das Ansehen haben, das sie gewinnen, wenn
man seine Hand dicht vor eine Kerzenflamme hält. Wie
durchscheinend. Die Hand wird länger erscheinen als
sie wirklich ist; an jedem Finger wird sich eine
leuchtende Verlängerung befinden, und es wird von
feiner Spitze eine Leuchte außtrömen, die nach
Umständen halb bis ganz so (Seite 59)
lang ist, als jeder Finger selbst. Die Hand wird durch
diese feurigen Schweife, die (Seite 59) an jedem
Finger sich befinden, ihre wirkliche Länge um das
Doppelte zu überschreiten scheinen. Am hellsten werden
die letzten Gliedchen der Finger sein, und auch an
diesen werden die Nagelwurzeln vorleuchten.
Wenn die erste Verwunderung über diese bis jetzt
verborgen gebliebene Selbstleuchte aller Menschen sich
gelegt haben wird und Sie wollen die Frage auf ihre
Farbe richten, so werden sie vielleicht mit neuer
Überraschung hören, daß diese zwischen verschiedenen
Teilen des Leibes nicht gleich sei, daß die rechten
Hände in bläulichem Feuer leuchten, während die linken
gelbrot erscheinen, und daß eben darum jene dunkler,
diese heller seien, daß der gleiche Unterschied
zwischen beiden Füßen stattfinde; daß selbst die ganze
rechte Seite Ihres Gesichts dunkler, bläulicher sei
als die linke, ja, daß die ganze rechte Seite Ihres
gesamten Leibes bläulich und etwas dunkler, die (Seite
60) ganze linke Seite
aber rötlich-gelblich und merkbar (Seite 60) heller
sich darstelle. Unverzüglich muß Ihnen beifallen, daß
Sie hier auf denselben Farbengegensatz von Blau und
Rotgelb stoßen, der ihnen im Kristallicht, im
Sonnenschein und in den Magnetflammen begegnet ist.
Wird der Parallelismus, der sich zwischen kühlem und
blauem Odlichte, wie zwischen blau und rotgelb überall
einfand, auch beim Menschenlicht sich finden und
beweisen lassen? Das halten Sie für zweifelhaft, und
doch, wenn eine solche Tatsache sich nicht herstellen
ließe, würde die Natur des Menschenlichtes rätselhaft
darstehen. Ich habe mit dem fünfzigjährigen Tischler
Bollmann in Wien, einem Mittelsensitiven (August
1845), folgenden Versuch gemacht: in seine linke Hand
legte ich meine Rechte, so nämlich, daß unsere Finger
sich kreuzten, aber kaum berührten. Nach einer Minute
ersetzte ich meine Rechte durch meine linken Finger.
So wechselte ich einige Male hin (Seite
61) und her ab und erfuhr
dabei, daß der Sensitive (Seite
61) meine rechte blauleuchtende
Hand kühler empfand als meine linke gelbleuchtende,
welche ihm um vieles wärmer erschien. Das Gesuchte war
gefunden. Ich wiederholte das Erforschte nach gerade
mit mehr als hundert anderen Sensitiven in unzähligen
Abänderungen, an denen es sich ebenso oft bestätigte.
Dann dehnte ich es über Wangen, Ohren, Augen,
Nasenflügel, ja über Zungenhälften in zahllosen
Varianten aus; immer erhielt ich nur ein Ergebnis, daß
mittels der linken sensitiven Hand die Rechte jedes
Menschen, gleichviel ob männlich oder weiblich,
kühler, die Linke dagegen wärmer empfunden wurde. Und
somit sehen Sie, daß der Mensch von der Rechten zur
Linken geradeso und mit den nämlichen Merkmalen dual
ist, wie ein Kristall zwischen den Polen seiner großen
Are, wie der Magnet zwischen seinem Nord und Süd, wie
das Sonnenlicht zwischen Blau und Rotgelb. Und da die
Wirkungen mit ihren Merkmalen (Seite 62) dieselben
(Seite 62)
sind, so haben wir ein Recht zurückzuschließen, daß
auch die Ursachen dieselben sein werden; und dies ist
folglich, daß auch der Mensch Od emaniert, und gerade
in denselben zweierlei Formen, wie wir sie in allen
anderen Odquellen bisher beobachtet haben. Ich habe
Katzen, Hühner, Enten, Hunde, Pferde, Rinder auf
dieselbe Weise prüfen lassen, sie wurden alle ebenso
gefunden. Pflanzen, die ich von der Wurzel bis zu den
Blättern hinaus untersuchen ließ, zeigten sich
denselben Gesetzen untertan. Alles also, die ganze
organische lebendige Natur leuchtet und überfließt von
strömendem Reichtum an odischem Dynamid, und wenn Sie
diese weitumfassende Tatsache in ihrer unermeßlichen
Tragweite durch das All der Schöpfung überschauen
wollen, so wird Ihnen ein neuer Tag anbrechen für das,
wovon man einen kleinen Bruchteil bis jetzt ebenso
uneigentlich als unpassend tierischen Magnetismus
genannt hat. Ich werde es versuchen, durch dieses
verworrene Gebiet, (Seite 63)
(Seite 63)
jetzt mit der Leuchte der Theorie in der Hand, mit
Ihnen einen raschen Durchflug zu machen: den Schlüssel
zur Pforte habe ich Ihnen soeben ausgeliefert.
(Seite 65)
6. Brief Menschenod. Beispiele von mancherlei odischen Paarungen ausdem täglichen Leben.
(Seite 67) (Seite 67)
Sie haben gesehen, daß, wenn ich in eine sensitive
linke Hand meine Rechte lege, ein Gefühl von
angenehmer Kälte erregt wurde; wenn ich aber mit
meiner Linken daßelbe tat, unangenehme Wärme,
lauwidrige Empfindung entstand. Man kann dies umkehren
und kann in die sensitive rechte Hand eine Linke
legen, es wird dies kühlig angenehm empfunden; tut man
es mit einer Rechten, so wird lauwidriges Gefühl
eintreten. Dies gibt ein Gesetz: odisch gleichnamige
Händepaarungen (Linke in Linker oder Rechte in
Rechter) sind laudwidrig; odisch ungleichnamige
Händepaarungen (Rechte in Linker) sind kühl und
angenehm. Nun bitte ich Sie, sich aus (Seite 68) (Seite 68)
meinen ersten Briefe der Bemerkung zu
entsinnen, daß es Leute gebe, denen es widerwärtig
sei, wenn man ihnen die Hand reiche, und die sich
losreißen, wenn man die dargebotene Hand eine zeitlang
festhalte. Man reicht sich aber einander nach üblicher
Sitte immer die rechten Hände, man macht also eine
odgleichnamige Händepaarung. Diese ist lauwidrig, wird
den Sensitiven peinlich und sofort schnell
unerträgglich, sie machen sich los.
Gehen Sie auf diesen Weg weiter, setzen Sie Ihre
rechten Finger auf den linken sensitiven Arm, auf die
Schulter, unter die Achsel, an die Schläfe, in die
Lende, auf das Knie, den Fuß, an die Zehenspitzen,
überall auf der linken Seite des ganzen sensitiven
Leibes werden Ihre rechten Finger kühl und
wohlbehaglich empfunden werden: es sind lauter
ungleichnanige Paarungen. Tun Sie daßelbe auf der
rechten Seite mit ihren linken Fingern, so werden Sie
die nämlichen Gefühle von Kühle (Seite 69) (Seite
69) erzeugen: es sind
ebenfalls ungleichnamige Paarungen. Vollbringen Sie
aber all diese Berührungen auf der sensitiven Linken
mit Ihren linken Fingern, oder auf der sensitiven
Rechten mit Ihren rechten Fingern, so wird alles lau
empfunden werden und jede Berührung unangenehm sein:
es sind lauter gleichnamige Paarungen.
Setzen Sie meine Angaben auf die Probe und wählen Sie
dazu eine andere Form von Paarung aus dem gemeinen
Leben. Stellen Sie sich neben einen Sensitiven, so
dicht wie die Soldaten, wenn sie in Reih und Glied
stehen, Ihre ganze rechte wird dann die ganze
sensitive linke Seite berühren; darüber werden Sie
nichts Mißfälliges hören. Nun aber kehren Sie sich auf
Ihrer Stelle um, so daas Ihre Linke die linke Seite
des Sensitiven berührt. Unverzüglich wird Beschwerde
laut werden, er wird lauwidriges Mißbehagen fühlen,
und wenn Sie sich nicht bald wieder umwenden,so wird
er nicht aushalten, sondern zurücktreten. In ersten
Fall bewirkten (Seite
70) (Seite 70) Sie
eine ungleichnamige, im zweiten eine gleichnamige
Paarung.
Wählen sie ein anderes Verhältnis. Stellen Sie sich
dicht hinter Ihren Sensitiven, Ihre Vorderseite seinem
Rücken zugekehrt; oder ebenso vor ihn, Ihren Rücken
seiner Vorderseite zugekehrt. In beiden Fällen kommt
Ihre rechte Seite zunächst an die sensitive rechte
Seite zu stehen, und gleichzeitig ihre Linke an seine
Linke. Dies sind beiderseits odgleichnamige Paarungen.
Der Sensitive hält sie nicht aus, und wenn Sie die
Situationen nicht schnell ändern, so ändert er sie,
indem er weggeht. Hier muß ich Sie wieder um einen
Rückblick auf die Stelle meines ersten Briefes bitten,
wo ich Sie darauf aufmerksam machte, daß es Menschen
gibt, die es durchaus nicht vertragen, wenn jemand
nahe hinter ihnen oder vor ihnen steht, die deshalb
alle Volksaufläufe, alle Menschenhaufen, allen Markt
fliehen. Sie sehen nunmehr, wie sehr sie Grund dazu
haben. (Seite 71)
(Seite 71)
Ich kenne Junge, kräftige und lebhafte Männer, welche
nicht gern reiten. Das ist doch beinahe wider die
männliche Natur: der Jugendkraft ist das Tummeln eines
Pferdes Hochgenuß. Aber auf dem Pferde reitend kehrt
man dem Tiere die odgleichnamigen Seiten zu. Der Fall
ist also ganz ebenso, wie wenn man den Rücken eines
Menschen dicht vor sich hat. Die Männer, bei welchen
ich diese Abneigung fand, waren alle sensitiv; als
Beispiele darf ich die Freiherren August und Heinrich
von Oberländer nennen. Ebenso gibt es Frauen, welche
kein Kind auf dem Rücken zu tragen im Stande sind,
auch nicht einige Minuten zum bloßen Scherze. Dieser
Fall ist nahezu der gleiche mit dem vorigen; er kommt
überein mit dem, wo man jemand dicht hinter sich hat;
diese Frauen sind immer Sensitive.
Viele Menschen sind schlechterdings nicht im Stande,
zu zweien in einen Bett zu schlafen; die mauvais
coucheurs sind sprichwörtlich. Der Grund ist nach (Seite 72)
(Seite
72) dem
Erörterten einleuchtend. Aber auch die allgemeine
Sitte aller Kulturvölker, der Person, welcher man den
Vorzug einräumt, die rechte Seite zuzugestehen, indem
man sich auf ihre linke stellt, links sich neben sie
setzt, am linken Arm sie führt, findet ihre tiefe
Begründung in unserer odischen Natur. Man sagt zwar,
dies geschehe um der bevorzugten Person die rechte
Hand frei zu lassen. Dies mag seinen Anteil an dieser
Sitte haben, allein ungleich schwerer in die Wagschale
fällt hier der Einfluß der Sensivität. Wenn zwei
Menschen seitwärts nahe aneinander stehen, so verladen
sie von ihrem Ode gegenseitig auf einander. Der,
welcher rechts steht, erhält vom linksstehenden
odnegative Zuladung; der, welcher links steht, vom
andern odpositive. Es gewinnt also der Rechte an
Negativität so viel, als der linke davon verliert;
andererseits gewinnt der Linke so viel an Positivität,
als der Rechte auf ihn ablädt. Nun ist aber Zustand
der größten odischen
(Seite 73) (Seite 73) Negativität,
wie Sie wissen, der kühlere und angenehmere, der der
größeren Positivität der lauere und widrigere. Die
Frau also, die wir rechts stellen, gewinnt an
Wohlbehagen eben so viel, als der Mann links an
Mißbehagen auf sich nimmt. Der Schlüssel zu dieser
uralten Sitte liegt also nicht bloß im Herkommen,
sondern er findet sich im Innersten unseres Naturells.
Dies geht soweit, daß etwas stark sensitive Personen
auf der linken Seite gar nicht auszuhalten vermögen.
Solche Fälle kommen im menschlichen Leben unzählig
viele in tausend Verbindungen und Abänderungen vor;
sie lassen sich alle nach dem hier entwickelten
Gesetze erklären und beurteilen. Man wird aber
durchaus erkennen, wie wohlbegründet oftmals die
Ansprüche der Sensitiven auf Rücksichtnahme und
Schonung sind.
(Seite 75)
7. Brief Mesmerismus und Od, dieses als Weltkraft, jener
als ihre spezielleAnwendung und
Benützung in der Heilkunst. Der Strich. DasVerfahren der
Ärzte.
(Seite 77) (Seite 77)
Sie werden mich nun fragen, was denn - von unserem
Gesichtspunkte aus - das sogenannte Magnetisieren
eines Menschen sei, und werden daßelbe vielleicht als
den Angelpunkt ansehen, um den sich meine Briefe
drehen. Dies ist nun zwar auf keine Weise der Fall,
dennoch ist es eine sehr beachtenswerte Seite der
odischen Erscheinungen. Es hat eine weite praktische
Bedeutung gewonnen und zu dem geführt, was man Mesmerismus
nennt, das ist zu einer von Dr. Mesmer in die Medizin
eingeführten Methode, das odische Dynamid zum
Heilungsverfahren in Krankheiten zu benützen. Mesmer,
nach dem Stande der Naturwissenschaft seiner Zeit,
hielt es (Seite 78) (Seite
78) für Magnetismus und
nannte es tierischen Magnetismus. Die Ausdrücke Od und
Mesmerismus werden einander nicht im Wege stehen: der
eine gehört in die Physik und bezeichnet eine
Weltkraft; der andere gilt einer speziellen
Anwendung dieser Kraft in der Therapie und
gehört der Heilkunde.
Lassen Sie uns hier an den fünften dieser Briefe
anknüpfen, wo ich Sie einlud, mit der Leuchte der
gewonnenen Therorie in der Hand im raschen Durchfluge
durch das verworrene Gebiet jenes sogenannten
tierischen Magnetismus mich zu begleiten.
Sie wissen, daß, wo immer Sie mit Ihren Fingern einen
Sensitiven berühren, eine fühlbare und im Finstern
sichtbare Einwirkung auf ihn ausgeübt wird. Es ist
aber nicht einmal notwendig, daß diese Berührung
wirklich vollzogen werde, schon die bloße Annäherung
Ihrer Finger bringt erhebliche Wirkungen hervor. Die
Ausströmung, welche im Dunkeln sichtlich Ihre Finger
weit überragt, erreicht (Seite
79) (Seite
79) unverzüglich
den Körper, dem sie genähert werden, und wirkt auf ihn
ein. Auf mehrere Zoll Abstand können Sie noch sehr
kräftige Reize hervorbringen: aber auch auf einen Fuß,
selbst mehrere Fuß Entfernung werden sie von
Mittelsensitiven noch empfunden. Bei Hochsensitiven
aber geht dies weit, auf Zimmerlänge, ja ich habe
viele Fälle gehabt, wo die Wirkung auf die
überraschende Weite von zwanzig, dreißig und mehr
Schritten sich noch deutlich fühlbar machte.
Bis hierher betrachteten wir nur stillstehende
Berührungen, Paarungen ohne Bewegung. Nun aber lade
ich Sie ein, mit Ihren Fingerspitzen oder mit Ihrer
flachen Hand oder mit einem Kristallpol oder mit einem
Magnet von irgend einer Stelle am Leibe des Sensitiven
zu irgend einer anderen eine Fortbewegung zu machen.
Setzen Sie z.B. Ihre rechten Fingerspitzen auf die
linke Schulter Ihres Sensitiven und streifen Sie damit
gelinde und langsam (Seite
80) (Seite 80) herab
bis ins Ellenbogengelenk, oder wenn Sie wollen, den
ganzen Arm hinab bis über die Finger hinaus. Wie
bisher bei den unbeweglichen Berührungen, so hier bei
der fortbewegten Berührung werden Sie auf der ganzen
Linie herab eine Einwirkung hervorbringen, Sie werden
einen kühlen Streifen bewirken, den man als eine Kette
von unzählig vielen kühl gemachten Punkten betrachten
kann. Dies nennen die Ärzte einen Strich. Tun Sie
daßelbe auf anderen Stellen, über die linke Kopfseite,
den linken Leib, den linken Fuß herab bis über die
Zehen hinaus, so werden Sie entlang eine kühle
Empfindung hinterlassen. Vollbringen Sie dieselben
Bewegungen mit Ihrer linken Hand über die rechte Seite
hinab, so erzeugen Sie hier die nämlichen Wirkungen
wie dort; es sind beides ungleichnamige Paarungen.
Nehmen Sie endlich Ihre beiden Hände zugleich und
führen Sie beide angegebene Striche rechts und links
zumal über den Sensitiven von der Stirn bis zu (Seite
81) den (Seite 81) Fußzehen
hinab, so wird der ganze so gestrichene Mensch ein
angenehmes Kältegefühl und Ruhegefühl über sich kommen
sehen. Und dies nun, was Sie soeben getan haben, das
ist es, was die Jünger Mesmers und alle sogenannten
magnetischen Ärzte einen animalisch-magnetischen,
einen mesmerischen Strich nennen. Sie können jetzt
magnetisieren.
Es ist hierbei, wie Sie leicht einsehen, im
wesentlichen gleichgültig, ob Sie den Strich mit den
Händen oder mit Kristallpolen oder mit Magneten
machen, ob Sie ihn unmittelbar auf der nackten Haut,
über Kleider, aus Abstand einer halben Spanne, einer
Elle oder mehr vollziehen. Immer wird der Art nach
gleiche Wirkung erzeugt werden, nur der Stärke nach
wird sie mit dem wachsenden Abstand abnehmen.
Der Einfluß also, den fremde, ungleichnamige
Odemanationen auf die Seiten eines Sensitiven nehmen,
macht das Wesen des sogenannten Magnetisierens aus.
Wenn Sie es in der Finsternis tun, (Seite 82) (Seite 82)
so sehen die Sensitiven die feurigen
Büschel der streichenden Finger oder Pole über sich
herabstreifen; sie sehen ferner da, wo diese Flammen
gerade hinströmen, auf ihrem eigenen Leibe einen in
stärkere Leuchte geratenden Fleck entstehen, der mit
dem leuchtenden Erreger über sie hinunter läuft. Aus
dieser Lichterscheinung sowohl als aus dem erzeugten
Kühlegefühl erkennen Sie klar, daß der Streichende auf
den Organismus des Gestrichenen einen Reiz ausübt, und
zwar einen, den man einen bedeutungsvollen nennen muß:
daß das Od, das mit blauem Lichte ausströmt, auf die
Träger des Odes mit rotem Lichte, das ist
ungleichnamiges auf ungleichnamiges, in ganz eigener
Weise erregend einwirkt, und da der menschliche Leib
ein starker Träger von Od ist, odisches Wesen mithin
mächtigen Anteil an seinem Tiefinnersten hat, so
begreift es sich, daß odische Striche tief in die
psysische und geistige Ökonomie des Menschen
eingreifen können. Erzeugung (Seite 83) (Seite
83) von Schlaf oder von
Unruhe; Einflüsse auf krankhafte Störungen im Leibe,
nützliche und schädliche Einwirkungen durch
"Händeauflegen, Bestreichen und dergleichen" sind
daher nicht ein "bedauernswertes Irrsal von Lug und
Trug und Aberglauben", wie man anderwärts behaupten zu
können vermeint, sondern sehr naturgesetzliche und in
der Erfahrung wohlbegründete physiologische Tatsachen.
Nur diejenigen, welche sich nie die Mühe haben geben
mögen, sie zu prüfen, können solch unreife Urteile
darüber sich entschlüpfen lassen.
Fragen Sie mich aber nach dem wirklichen Gewinne, den
die Heilkunde aus dem odischen Streichverfahren zieht,
so hege ich zwar die Überzeugung, daß er unermeßlich
groß werden kann, wenn die Physik und Physiologie des
Odes erst entwickelt sein wird, verberge jedoch nicht
das Bekenntnis, daß er mir bis jetzt noch ziemlich
eingeschränkt und unsicher erscheint. Hört und liest
man die Magnetiseure, so (Seite
84) (Seite 84) sind
sie freilich, wie Mesmer schon vor 30 Jahren, so noch
heute im Stande, fast alle Krankheiten zu heilen.
Jeder Arzt, zu welcher Schule er immer gehören mag,
bildet sich ein, wenn der Kranke gesundet, er und
seine Kunst allein habe ihn geheilt; warum sollte der
magnetische Arzt weniger Selbstzufriedenheit nähren?
Wir anderen wissen wohl, daß unter zwanzig Genesenen
neunzehn von selbst oder wohl trotz des Arztes wieder
auf die Beine kommen. Soviel indes habe ich im
allgemeinen als sicher gefunden, daß auf jedem Fleck
des menschlichen Körpers, auf welchen man eine Hand
legte oder bewegte, und zwar in odungleichnamiger
Paarung, eine Steigerung der Lebenstätigkeit
statthatte, und zwar nicht bloß eine oberflächliche,
sondern eine, die bald tief hineinwirkte bis auf die
innersten Organe. Wo also örtliche Erschlaffung
statthat, dahin kann man Belebung und erhöhte
Tätigkeit leiten. Dies ist ein großes und
vielumfaßendes allgemeines Ergebnis, das einsichtige (Seite 85) (Seite
85) Ärzte zu würdigen
wissen werden. In Krankheiten, die mit Somnambulismus,
Katalepsie, Mondsucht und ähnlichen Nervenzuständen
verbunden sind, zeigt sich odische Behandlung
überraschend wirksam. Im besonderen alsdann erachtete
ich den Einfluß des Odes auf Krämpfe für entschieden;
ich habe sie unzähligemal willkürlich gestillt und
willkürlich hervorgebracht. Aber wenn ich Ärzte am
Krankenbette operieren sah, so habe ich sie, mit
seltener Ausnahme, solche aller gesunden Physik des
Odes zuwiederlaufende Sprünge machen sehen, daß es
ganz unmöglich war, daß hieraus etwas Ersprießliches
für den Kranken hervorgehen konnte. Ohne irgendwelche
Kenntnis von dem Wesen und von den Gesetzen einer so
verwickelten Kraft wie das Od; ohne alle Rücksicht auf
die dualen Gegensätze in Streicher und in
Gestrichenem; ohne Erwägung, wie vollständig der eine
Pol den Wirkungen des andern entgegentritt und sie
aufhebt; auf dem Wege eines fast blinden Tatonnements,
was konnte (Seite 86) da
bis jetzt irgend Solides gewonnen werden? Hoffen
dürfen wir aber, daß, wenn die Natur des Odes und
seine Komplikation mit den Kräften des lebenden
Organismus durch gründliche Forschungen erkannt und
wissenschaftlich entfaltet sein wird, auch unsere
Ärzte anfangen werden, an die Stelle des bisherigen
Herumtappens (Seite 86)
ein rationelles Verfahren zu setzen,
die Wirksamkeit des Odes auf den kranken Leib unter
feste Gesetze zu bringen und für die Welt einiges
verläßliche Heil aus diesen außerordentlichen Dingen
zu ziehen, wie sie es schon so lange mit Recht davon
erwartet.
(Seite 87) 8. Brief Der Chemismus. Die Verdampfung mit der
Destillation. Die Gährung und Fäulnis. Grablicht.
(Seite 89) (Seite 89)
Ich habe ihnen bereits gezeigt, was man unter
animalischem Magnetismus versteht. Es ist keine
magnetische, sondern eine odische Einwirkung auf den
menschlichen Leib, die durch zahlreiche andere
Odträger ebenso gut und mitunter viel besser ausgeübt
wird als durch den Magnet, der dabei auch nur als
gelegentlicher Odträger und nicht als Magnet wirkt.
Lassen wir daher das unpassende Wort "tierischer
Magnetismus" als obsolet fallen. Es stammt aus einer
Zeit, wo man von diesen Dingen die dunkelsten und
verworrensten Vorstellungen sich machte, und verträgt
sich nicht mehr mit dem jetzigen Stande
wissenschaftlicher Aufklärung darüber. Ehe ich Sie
jedoch (Seite 90) (Seite
90) auf dieser Seite
weiter in die Tiefe der Sache hineinführe, muß ich Sie
zuvor mehr mit dem Umfange des Odes in der Natur
bekannt machen.
Sie kennen Od, das ewig und unveränderlich aus
unbekannter Ursache fortströmt, aus den Kristallpolen.
Sie kennen solches, das aus allmählich sich
schwächendem, aus schwindendem Quell herkommt, aus
Stahlmagneten. Sie kennen endlich solches Od, das aus
vergänglichem, aber lebendigem Borne quillt, aus
organisch belebtem. Jetzt will ich Sie zu
augenblicklich aufflammendem führen, das rasch wieder
erlischt, und das ist das aus dem chemischen Hergange,
dem Chemismus sage ich, hier wohl zu
unterscheiden von Affinität, welches die chemische
Kraft bezeichnet.
Öffnen Sie eine Flasche Champagner im Finstern Ihrem
Sensitiven. Mit freudigem Erstaunen wird er einen
Feuerstrahl sehen, der vom Flaschenmunde bis zur
Zimmerdecke dem Fluge des Stöpsels (Seite 91) (Seite 91)
folgt. Dann wird die ganze Flasche in
heller Weißglut erscheinen, als ob sie aus leuchtendem
Schnee wäre, und über ihr wird eine lichte wallende
Wolke spielen. Da sie von all dem köstlichen Feuerwerk
nichts sehen, so wissen Sie schon, daß es ein odisches
Phänomen ist, und wollen Sie es verstehen, so folgen
Sie mir auf einigen Versuchen. Werfen Sie im Finstern
einen Löffel von feinzerstoßenen Zucker oder
abgeknistertes Kochsalz in ein Glas Wasser. Von beiden
sah Ihr Sensitiver vorher wenig, vielleicht nichts; so
wie Sie sie aber im Wasser miteinander umrühren, wird
er unverzüglich das Wasser samt dem Glase leuchtend
werden sehen. Hält er es in der linken Hand, so wird
er es stark kalt werden fühlen. Die bloße einfache Lösung
also entwickelt Od, sie ist ein Odquell.
Stellen Sie einen Eisendraht, Kupferdraht, Zinkdraht
in ein Glasgefäß, worin verdünnte Schwefelsäure ist.
Der ganze Draht wird in eine Art von Glut geraten, und
aus seinem oberen (Seite
92) (Seite 92) Ende
wird schnell eine Lichterscheinung heraustreten, der
Form nach ziemlich ähnlich der Flamme einer
gewöhnlichen Kerze, nur unendlich schwächer an
Leuchtvermögen. Die Sensitiven verglichen sie mir
oftmals mit den feinen, kaum sichtbaren Saume, in
welchen eine gewöhnliche Kerzenflamme gehüllt ist und
in dem die eigentliche Verbrennung vorgeht. Oben wird
sie in Rauch mit vielen feinen Fünkchen übergehen, die
vertikal in die Höhe strömen. Der Draht wird in der
sensitiven Linken viel kälter erscheinen, als er zuvor
war. Die Auflösung ist also ebenso ein
Odquell. Machen Sie mit Brausepulver ein Sauserwasser.
Erst lösen Sie im Finstern das doppeltkohlensaure
Natron in einem halben Glase Wasser; alsbald wird es
leuchten . In einem anderen halben Glase Wasser lösen
Sie die Weinsteinsäure; es wird ebenfalls und noch
stärker leuchtend werden. Wenn nach einigen Minuten
beide wieder dunkel geworden, gießen Sie die Lösungen
zusammen. (Seite 93) Augenblicklich
wird das Gemisch hellauf leuchtend werden, in der
linken Hand eiskalt erscheinen, und eine mächtige,
hellweißliche Wolke wird über dem Glase sich
auftürmen. Die chemische Zerlegung also (Seite 93) entwickelt
heftig reichliches Od. - Machen Sie eine Lösung von
Bleizucker und gießen Sie eine Lösung von Alaun
hinein: augenblicklich wird die ganze Flüssigkeit im
Finstern sichtbar erscheinen. Führen Sie von einem
Voltaschen Apparate die beiden Polardrähte ins Wasser.
Sobald die Zerlegung beginnt, wird Ihr Sensitiver das
Wasser leuchtend und zunehmend heller werden sehen,
das Gefäß aber wird er in der Linken kalt finden. Alle
chemische Aktion also entwickelt Od. Der Chemismus ist
ein heftiger, plötzlich auftretender Odquell, der aber
unverzüglich wieder versiegt, so wie das Spiel der
Affinitäten sein Ende hat.
Wenn von einer Flasche Alkohol, besser Äther,
Schwefelkohlenstoff, Ätzammoniak, am besten von (Seite
94) reinem Rupion von
0,65 spez.Gewicht, im Finstern der Stöpsel abgenommen
wird und die Luft unter Abhaltung von Atemzügen ruhig
ist, so sieht eine sensitive Person eine leuchtende
Säule aus der Mündung (Seite
94) lotrecht emporsteigen, um so
rascher, je größer die Tension der Substanz ist.
Während dies geschieht, wird auch die Flüssigkeit im
Gefäße leuchtend. Aber nicht nur Stoffe, deren
Verflüchtigung so rasch ist wie der genannten, sondern
auch andere Körper, wie Quecksilber mit seinem äußerst
schwachen Verdunstungsvermögen, treiben durch die
Flaschenöffnung einen leuchtenden Rauch aus. Feste
Stoffe, wie Kampfer, verhalten sich ebenso-, besonders
ist es Jod, welches einen helleuchtenden Rauch
ausstößt und gleichzeitig für sich leuchtend wird. Die
Verdunstung und Verdampfung also, und
folglich die Destillation geht unter beständiger
Odentwicklung vor sich.
Jede gährende Zuckerflüssigkeit leuchtet beständig (Seite
95) fort; die Luftblasen
steigen darin wie glühende Perlen auf. Der jährende
Weinmost ist eine solche chemisch tätige Flüssigkeit,
die fortwährend in Leuchte steht. Das Aufgehen Ihres
Champagners in Feuer und Flammen werden sie sich ohne
mein Zutun erklären. (Seite
95)
Aber auch die Fäulnis ist ein Gährungsprozeß; alles
Faulende wird darum leuchtend. Das wissen wir zwar
alle längst aus der Lehre von der Phosphoreszenz; aber
wie nahe diese das Odlicht angeht, haben wir noch
nicht besprochen, und wenn wir Nichtsensitive an
faulenden Stoffen keine Spur von Phosphoreszenz mehr
wahrnehmen, so stehen sie doch für die Sensitiven in
vollem Lichtglanze.
Und da wir eben an der Verwesung sind, so haben wir
nicht weit zu den Verstorbenen. Folgen Sie mir einen
Augenblick ins Reich der Toten, auf mein Wort, Sie
schnell zurückzuführen, bereichert mit einem
lehrreichen Blick in ihr nächtliches Treiben.
(Seite
96) Sie wissen doch, daß
die abgeschiedenen Seelen der Verblichenen eine
zeitlang feurig auf ihren Gräbern herumwandeln, bis
sie alles Irdische, das sie diesseits noch anging,
gelöst, gesühnt, und die ewige Ruhe gefunden haben?
Sie schauen mich zweifelhaft an? Mir aber ist es
Ernst, denn diese Geister werden ja (Seite 96) gesehen,
Sie können genug der Zeugen vernehmen. Sie werden aber
auch von Ihrer Amme gewiß gehört haben, daß es nicht
jedermann gegeben sei, Gespenster und Seelen der
Abgeschiedenen zu sehen, sondern daß nur gewisse
Menschen auserwählt seien, ihrer ansichtig zu werden.
Dies alles fiel mir warm aufs Herz, als ich mit guten
Sensitiven über Fäulnis von Fischen arbeitete. Ich
wollte wissen, ob ich mit den feurigen Toten nicht
Bekanntschaft machen könnte. Fräulein Leopoldine
Reichel willigte ein, in einer recht finsteren Nacht
auf den Friedhof von Grinzing bei Wien, von meiner
Wohnung nicht allzufern, geführt zu werden. In der Tat
sah sie (November 1944) (Seite 97) auf
mehreren Gräbern feurige Erscheinungen. Darauf nach
den ungeheuren Leichenhöfen von Wien gebracht, sah sie
eine Menge Totenhügel mit beweglichen Leuchten
besetzt. Sie machten gleichförmige Bewegungen hin und
her, fast wie Reihen Tanzender oder exerzierender
Soldaten. Einige waren groß, fast wie (Seite 97) Männer,
andere klein, am Boden kriechend wie zwerghafte
Kobolde. Alle aber waren in den Reihen der Jüngeren
Gräber, die alten Grabhügel trugen keine feurige
Bewachung. Fräulein Reichel ging schüchtern und
langsam darauf zu. Mit ihrer Annäherung zerflossen die
menschlichen Gestalten: sie erkannte, daß es nichts
anderes als leuchtende Nebel waren, wie sie in meiner
Dunkelkammer tausendfältig gesehen. Nun wagte sie sich
heran, sie fand nichts als hellen Dunst. In einen
davon ging sie unerschrocken hinein: er ragte ihr bis
an den Hals, sie konnte ihn mit den Bewegungen Ihres
Kleides zerwehen. Der Tanz und das exerzieren lösten
sich auf in die Bewegungen (Seite 98)
des Windes, der mit allen diesen Leuchten gleichförmig
gespielt hatte. Ein andermal schickte ich vier
sensitive Personen auf den Friedhof zu Sievering. Es
war so finster, daß auf den Wege dahin mehrmals einige
zu Boden fielen. Aber bei den Gräbern angekommen,
sahen alle die feurigen (Seite
98) gespenstischen Gestalten mehr
oder minder stark, je nach der verschiedenen Höhe
ihrer sensitiven Reizbarkeit. Sie fanden es wie
leuchtende Luft auf jungen Gräbern. Eine von Ihnen
zeichnete mit ihren Stockschirme Figuren in solche
Grabhügel; die Striche blieben in verstärkter Leuchte
über der aufgeritzten Erde zurück. Was war, was ist
nun das? Gar nichts anderes als die faulenden Miasmen,
welche die Gräber aushauchen und die über ihnen in die
Luft aufsteigen, wo der Wind mit ihnen spielt und die
Furchtsamkeit ihre Schwankungen im Luftzuge wie Tänze
lebendiger Geister ausdeutet. Es ist kohlensaures
Ammoniak, Phosphorwasserstoff und andere bekannte und
(Seite
99) unbekannte
Verwesungsprodukte, die bei der Verdunstung Odlicht
entwickeln. Es ist einfach und klar Chemismus, der die
Leichen zersetzt, sie teilweise gasifiziert und
leuchtend in die Luft aushaucht. Ist die Verwesung zu
Ende, so hören die Leuchten auf, die Toten sind
gesühnt und kehren ein zur ewigen Ruhe.
Aber, mein Freund, bei unseren alten Weibern haben wir
etwas gut zu machen, ein Unrecht ihnen (Seite 99) abzubitten.
Die feurigen Geister über den Gräbern existieren also
doch in Tat und Wahrheit; ihr Dasein kann nimmer
geleugnet werden; wir müssen wohl oder übel es ihnen
einräumen,und sie behalten Recht. Ja sogar, daß die
Gespenster nicht von jedermann gesehen werden, sondern
nur von Auserwählten (den Sensitiven), auch davon
müssen wir beschämt die Wahrheit eingestehen. Nicht
ihre Schuld ist's, daß wir so lange nicht begriffen,
was sie uns seit Jahrtausenden beteuerten.
(Seite 101)
9. Brief Der Klang. Die Reibung. Die Quellensucher.
(Seite 103) (Seite 103)
Mit meinem letzten Briefe sind sind wir dem
Aberglauben zu Leibe gegangen und haben ihn in einem
Schlupfwinkel aufgesucht, in welchem er seit
Jahrtausenden nistet. Heute will ich ihm noch einen
solchen Streich versetzen. - Lassen Sie uns dem Umfang
des Odes in der Natur weiter nachgehen. Ich hatte den
Wiener Mechaniker, Herrn Euter, einen
Mittelsensitiven, in der Dunkelkammer (Oktober 1351)
und wollte prüfen, ob auch nicht der Schall
mit dem Ode in einigem Verbande stünde. Ich brachte
eine Luftpumpenglocke, faßte sie am Kopfe und schlug
sie mit einem Schlüssel behutsam an. So wie sie
erklang, wurde sie leuchtend und sichtbar. Je stärker
(Seite 104) (Seite
104) der Anschlag, desto
heller die Leuchte. Ein Metallstab, ein Magnethuf,
klingend angeschlagen, wuchs an Leuchte. Eine
Metallglocke von starkem einschneidendem Klange,
längere Zeit fortwährend angeschlagen, wurde so
leuchtend, daß im ganzen Zimmer sich ein heller Schein
verbreitete, den alle Sensitiven sahen. Auf einer
angestrichenen Violine wurden nicht allein die Saiten,
sondern der ganze Resonnanzboden leuchtend. Die
klingenden Körper wurden nicht bloß für sich
odglühend, sondern sie verbreiteten auch eine lichte
Helle rund um sich her, sie waren wie mit einem
Heiligenschein umgeben. Jedes Trinkglas, das ich mit
einem Messer anschlug, wie man pflegt, wenn man
Bediente herbeiruft, gewann eine Lichthülle, und eine
um so hellere, je höher der Ton war, den das
Instrument angab. Sie zeigte ein merkliches Zittern,
wie der Schall selbst. An lichtesten war jedesmal
gerade der Fleck, wo ich anschlug.
In solche Glocken von Glas und von Metall (Seite 105)(Seite
105) hinein ließ ich
Sensitive die Hände stecken, doch so, daß die nirgends
den Glockenkörper berührten. Schlug ich nun außen an
und der Klang ertönte, so fand sich die Linke kühl,
die Rechte lau angeregt. Die odische Gefühlswirkung
trat also ein, und zwar im Sinne des blauen
Sonnenstrahls, des oberen Kristallendes, des
magnetischen gen Nordpols.
--------------------------Zusatz 2. Auflage
Noch lag die Aufgabe auf mir, die Verladbarkeit des
Schallodes zu prüfen. Zu dem Ende stellte ich ein Glas
Wasser mitten in eine Metallglocke hinein, die in der
Weise gestellt war, daß ihre Kuppel sich unten befand,
der Rand aber nach aufwärts schaute, so wie ein
stehender Topf. Ich schlug nun die Glocke an und fuhr
damit einige Minuten lang fort. Als ich hierauf das
Glas Wasser heraus hob und Sensitive es kosten liese,
fanden sie es wohlkülig,frisch und angenehm odnegativ
geworden: es hatte also von Schalle odische Verladung
empfangen. (Seite 106)
--------------------------
Ich hatte mit einem Worte die Genugtuung, im Schalle
einen neuen, sehr starken Odquell aufzufinden.
Ein andermal faßte ich die Reibung ins Auge und gab
den Fräulein Maria Maix (Juli 1844) einen Kupferdraht
in die linke Hand, an dessen anderes Ende ich ein
Brettchen befestigt hatte. Als ich mit einem änlichen
Brettchen darauf rieb, strömte Wärme durch den langen
Draht in die sensitive Hand. Rieb ich den Draht selbst
in der Finsternis an einem Schleifstein, der auf der
Drechselbank lief, so wurde der ganze Draht odglühend
und hüllte sich entlang in einen leuchtenden Schein.
An seinem abgewendeten (Seite
106) Ende stieg eine Leuchte empor
von der Gestalt einer Kerzenflamme. Zur Gegenprobe
nahm ich eine gläserne Barometerröhre, stellte sie mit
einem Ende in ein Glas Wasser, mit dem anderen rieb
ich sie einige Minuten an dem schnell umlaufenden
Drehreibstein. Die ganze Röhre ward leuchtend samt dem
Glase Wasser. Alle Sensitiven fanden es beim (Seite
107) Kosten lau,
bitterlich und ekel, und eine davon, die ich
überredete, das Glas leer zu trinken, geriet kurz
darauf in heftiges, wiederholtes Erbrechen. Sehr
lebhafte Odentwicklung aus dem Quell der Reibung war
also außer Zweifel.
Dies führte in der Anwendung zu einem Ergebnis, von
dem ich mir verspreche, daß es Ihnen Vergnügen
gewähren wird. Ich wollte wissen, ob die Reibung von
Flüssigkeiten auch Od verriete. In der Tat,
verschlossene Glasgefäße, worin Alkohol, Äther,
Essiggeist, Terpentinöl, Kreosot enthalten waren,
wurden mit ihrem Inhalte alle leuchtend, als (Seite 107) sie im
Finstern geschüttelt wurden. Aber auch Wasser, in
verstöpselten Flaschen geschüttelt, wurde leuchtend
und in der linken Hand lauwidrig. So wie es wieder in
Ruhe kam, wurde es in wenigen Sekunden unsichtbar und
durch den Rückschlag kühlend. Jetzt fiel mir etwas
Seltsames ein-, erschrecken Sie nicht, es war nicht
mehr und nicht weniger als - die (Seite
108) Wünschelrute, die
tief verrufene. Die Wassersucher, die Wellenfinder
stiegen mir in der Erinnerung auf. Wie, dachte ich,
wenn geschütteltes Wasser Od in Bewegung setzt, könnte
fließendes Wasser nicht vielleicht Gleiches tun? Es
ist ja auch Wasser in Reibung. Dies zu prüfen,
umwickelte ich eine Glasröhre dick mit Papier, gab sie
an dieser Stelle in die linke Hand von Sensitiven und
goß durch einen Glastrichter aus gläsernen Gefäßen
oben Wasser hinein in fortdauerndem Strahl. Alle
fanden, daß ihnen Wärme durchs Papier zukam, so lange
ich zugoß, Kühle zurückkehrte, so oft ich zu gießen
aufhörte. Machte ich den Versuch im Finstern, so (Seite 108) ward
das Wasser im Trichter während des Zugusses und
sogleich im Laufe die ganze Röhre abwärts alles
leuchtend. Es war kein Zweifel, im bloßen Durchlaufen
durch eine Röhre entwickelte das Wasser Od. Meine
Hoffnung wuchs. Jetzt nahm ich Fräulein Zinkel, eine
Mittelsensitive, hinaus in den Park, der mein Landhaus
(Seite
109) umgibt. Ich kannte
die Richtung einer Wasserleitung, die unter einer
großen Waldwiese geführt, auf der Oberfläche aber
unkennbar ist. Ich ließ sie nun langsam quer über die
Wiese gehen, wobei sie die Richtung der Wasserleitung
schneiden mußte. Als sie in deren Nähe kam, sah ich
sie in ihrem Gange stocken, vor- und rückwärts
schreiten und endlich stehen bleiben. Hier,
versicherte sie, empfinde sie bis zu den Knien herauf,
besonders im linken Fuße, laue Widrigkeit, was auf der
ganzen übrigen Wiese nirgends der Fall gewesen ist.
Sie stand in der Tat genau über der Röhrenfahrt, durch
welche eine Quelle eine halbe Stunde weit her der
Meierei zugeleitet wurde. (Seite 109) Ich
wiederholte den Versuch mit mehreren anderen
Sensitiven mit immer gleichem Erfolge, und siehe da,
die Wünschelrute steht auf aus der tiefen
Erniedrigung, in welche Unkenntnis und unverschuldeter
Spott sie geschlagen! Nicht die Rute zwar als solche -
das mag wohl nur Gewand sein, in welches sich (Seite
110) die Wahrheit hüllte,
allein desto gewisser Ihr innerer Kern, der da
verborgen lag und der sich nicht zur Geltung zu
bringen vermochte. Nun wohlan, es ist nichts anderes
als die Wirkung des durch die Wasserreibung in
Tätigkeit gesetzten Odes, dessen Bewegungen von
Sensitiven empfunden werden.
Monsieur Sourcier in Frankreich, der berühmte
Quellensucher, Abbe Paramel, den man weithin im Lande
kommen läßt und der das Wasserfinden zu einer
bewundernswürdigen Fertigkeit gebracht hat, ist
sicherlich nichts anderes als ein guter Sensitiver, so
oft er über unterirdisches Wasser schreitet, das in
Bewegung ist, empfindet er dessen odischen Einfluß auf
seinen (Seite 110) reizbaren
Leib. Er kann, nach Maßgabe des größeren oder
geringeren Reizes, auf größere oder geringere Tiefe,
auf größere oder geringere Menge des Wassers schließen
und hat es darin durch Ubung zu einer Fertigkeit und
Sicherheit gebracht, die ihm die Bewunderung und den
Dank der halben (Seite 111) französischen
Welt zuwandte. Sein Geheimnis, das ihm selbst ein
Rätsel war und daß er zu verraten sich außer Stande
sah, ist jetzt aufgedeckt, und vielleicht bald werden
wir in Deutschland hunderte von Quellmännern und
Quellfrauen haben, alle Hochsensitiven werden sich
nach kurzer Übung vortrefflich dazu eignen. Und die
Wünschelrute ist von nun an ein aller Welt enthülltes
Gemeingut.
(Seite 111)
10. Brief Die Wärme. Die Elektrizität. Die gesamte Körperwelt als Odträger.
(Seite 113) (Seite 113)
Es bedarf gewiß meines
Zutuns nicht, um Sie auf die Rolle aufmerksam zu
machen, die so mächtige Agentien wie die Wärme
und die Elektrizität gegenüber dem Od spielen müssen.
Die Verwicklung wächst jedoch hier so sehr, daß ich in
dem engen Rahmen einiger Briefe keinen Raum für sie
sehe und mich auf einige kurzgefaßte Tatsachen werde
beschränken müssen. Bringen Sie ein Becken mit
glühenden Kohlen einem Hochsensitiven entgegen, oder
zünden Sie in seiner Nachbarschaft Weingeist an, oder
führen Sie ihn in Abstand von einigen Schritten vor
ein Holzfeuer, oder werfen Sie ihm gegenüber einige
Kaliumkugeln auf Wasser und fragen (Seite 114) (Seite
114) Sie ihn nach der
Empfindung, die ihm all dies verursache. Gewiß
erwarten Sie, daß er Ihnen antworte: Wärme. Sie und
Ihr Sensitiver werden aber betroffen sein, fühlen und
hören zu müssen, nicht Wärme sondern Kühle sei die
vorherrschende Empfindung, die ihn durch all dies
Feuerwerk erzeugt werde. Geben Sie ihm einen leichten
hölzernen Stab, etwa ellenlang; an einem Ende soll er
ihn in die linke Hand fassen, am andern soll er ihn
anzünden. Er wird finden, daß er ihn in der Hand kalt
wird, während er brennt. Geben Sie ihm statt dessen
eine Eisenstange, einen Glaßtab, eine Porzellanröhre
in die Hand und lassen Sie ihn dieselbe über der
Zugröhre einer Argandschen Lampe erhitzen. Er wird
Ihnen mit Kopfschütteln sagen: sie werden alle kalt.
Die Erklärung dieser Anomalie im Wärmegesetz ist
einfach die, daß die Erhitzung, wie der Akt der
Verbrennung, Od entwickelt. Führen Sie einen
Metalldraht von etwa Strohhalmdicke so in die (Seite 115) (Seite 115)
Dunkelkammer, daß ein Stück davon
innen und ein anderes außerhalb ihr endet, etwa durch
ein enges Loch der Türe hindurch.Das Äußere führen Sie
auf eine Glutpfanne und erhitzen es über ihr. So wie
die Erwärmung außen beginnt, wird Ihr Sensitiver im
Finstern Ihnen das Auftreten eines leuchtenden
Flämmchens auf der bei ihm befindlichen Drahtspitze
melden.
Ohne mich aufzuhalten will ich zur Elektrizität
eilen, doch auch nur, um sie mit wenigen Zügen
abzufertigen. Die vorwaltende Empfindung, welche alle
Sensitiven äußern, wenn Sie in die Nähe von positiv,
elektrisierten größeren Körpern geführt werden, ist
Kühle. Ein geriebener Elektrophor aber gibt Läue,
während der Pelz Kühle aushaucht Schlagen Sie Ihrem
Sensitiven einen Harzkuchen stark mit einen
Fuchsschwanz in der Finsternis und lassen Sie ihn
denselben von der Seite beschauen. Sie werden hören,
daß er davon eine flammenartige leckende (Seite
116) Leuchte aufsteigen
sieht, etwa 1,5 Fuß hoch. Der (Seite 116) Schwanz
wird einer weißleuchtenden Walze gleichen. Die
Kuchenflamme wird nach einigen Minuten verschwinden.
Aber während sie lodert, wird sie einen leuchtenden
Rauch von sich geben, der bis zur Zimmerdecke
aufsteigt und dort eine große erhellte Platte
verursacht, wie Sie es von Kristallen und Magnetpolen
wissen. Ich habe eine größere Elektrisiermaschine,die
mit dem Stativ auf dem Zimmerboden steht, ebenso der
Konduktor. Das Ganze macht somit ein etwas großes
Gerüst. Steht die Maschine ruhig, so sehen
Mittelsensitive davon im Finstern fast nichts; wird
die Scheibe so langsam in Bewegung gesetzt, daß
nirgends elektrisches Licht sichtbar werden kann, so
wird dennoch das ganze Bauwerk weißleuchtend. Einige
Sensitive machten die sonderbare Vergleichung mit
einem geladenen Kalkwagen, der einen ähnlichen,
durchaus weißen Anblick gewährt. Eine geladene
Kleistsche Flasche erschien durch und durch leuchtend.
(Seite
117) Ein langer
Eisendraht, durch die Dunkelkammer (Seite 117) geführt,
mit seinen beiden Enden aber außerhalb derselben,
durch den ich von außen eine Flaschenladung entlud,
wurde nach jedem Schlage entlang auf die Dauer von
vier bis fünf Minuten weißleuchtend. Im Augenblicke
der Entladung sehen die Sensitiven eine blitzschnelle
stärkere Helle an ihm hinfahren, wovon sie mir genau
die Richtung, von der inneren Belegung nämlich nach
der äußeren, anzugeben vermochten. Von der Voltaschen
Säule will ich hier nur das eine anführen, daß der
geschlossene Polardraht nicht bloß für sich
glutleuchtend wird, sondern daß er außerdem mit einer
schraubenartigen Leuchte umgeben ist, die heftig
strömend um ihn herumeilt. Man sollte glauben, daß
diese einzige Tatsache die Physiker zur lebhaftesten
Teilnahme veranlassen müßte. Was sie mit unendlichem
Aufwand von Scharfsinn erschlossen haben, das kann
hier jedes sensitive Kind so zu sagen mit Händen
greifen und ihnen als (Seite 118) Sinnenanschauung
mit allen Nebenumständen (Seite
118) schildern: die Ampereschen
Schrauben des Voltasschen Stroms. Und endlich werden
sich ja doch wohl auch einige sensitive Physiker
finden, wie ich schon wenigstens ein Dutzend sensitive
Ärzte gefunden habe. Wie lange es aber noch dauern
wird, bis das Interesse der Physiker in Bewegung
gelangt, das weiß ich nun freilich nicht.
Wärme und Elektrizität sind also kräftige Odquellen,
aber den Reichtum der Erscheinungen, die sie
darbieten, hier auseinander zu setzen, muß ich mir für
jetzt versagen.*) Statt dessen will ich Sie zur
letzten und wichtigsten dieser Odquellen führen.
Der jetzige Österreichische Offizier, Herr Anschütz,
ein guter Mittelsensitiver, lag krank in Baden;
während dessen hatte sich seine Reizbarkeit überaus
gesteigert. Schlaflos auf dem Lager liegend, fiel es
ihm auf, daß er jedesmal dann, wenn die Nächte (Seite 119) (Seite
119) recht finster waren,
die Beschläge, Angeln und das Schloß seiner
gegenüberstehenden Tür wahrnahm, während er sonst
nichts anderes im Zimmer zu erkennen vermochte.
______________________
*) Näheres hierüber in der schon angeführten
Schrift Reichenbachs: »Physikalisch-physiologische
Untersuchungen über die Dynamide des Magnetimus, der
Elektrizität.
Er erkannte, daß sie einen Schein hatten, daß sie als
Selbstleuchter wirkten. Andere, aber nur
Hochsensitive, sahen alle Möbelbeschläge, alle
Schlüssel, alle vergoldeten Gegenstände in Ihren
Zimmer, jeden Nagel an der Wand leuchten und kleine
Flämmchen oder leuchtenden Rauch außenden. Ich stellte
eine kleine Musterkarte von mehreren Metallen zusamen.
Sie wurden von Hochsensitiven alle schwach leuchtend
gefunden, einige mehr, andere weniger helle, aber
allen sichtbar. Ein Glasschrank mit Silbergeschirr
aller Art angefüllt erschien in der Finsternis nach
und nach ganz voll feinen Feuers. Versuchte ich Körper
von anderem Charakter, Kohle, Selen, Jod, Schwefel, so
wurden auch diese leuchtend gefunden. Das Ansehen
dieser Körper war wie bei der Phosphoreszenz dem
Glühen ähnlich, so daß (Seite
120) (Seite
120) sie
wie durchscheinend aussahen; man konnte in sie
hineinschauen. Nächst dieser Glut wurde von den
Hochsensitiven rund um diese Stoffe her dieselbe
flammenähnliche, in Rauch sich verlierende
Lichtemanation beobachtet, welche uns schon von
konzentrierten Odausflüssen bekannt ist. Auch hier wie
dort ließ sie sich durch Hauch und Luftbewegung
zerflackern und verwehen und war in manchen Fällen
fähig, die Finger, zwischen welche die Körper gefaßt
wurden, zu beleuchten. Von Farbe wurden sie keineswegs
gleich gefunden, und dies gab ein sicheres Mittel ab,
die Genauigkeit der Beobachtungen zu kontrollieren. So
wurde alles, was von Kupfer war, rotglühend gesehen,
mit grüner Flamme umhüllt; Zinn, Blei, Palladium und
Kobalt blau: Wismuth, Zink, Osmium, Titan, Kalium rot;
Silber, Gold, Platin, Antimon, Cadmium weise; Nickel,
Chrom grünlich, ins Grüngelbe ziehend, Eisen beinahe
bunt, mit Regenbogenfarben spielend; Arsen, Kohle, Jod
(Seite 121) (Seite
121) und Selen rot,
Schwefel blau, dieser selbst von Mittelsensitiven
oftmals blau gesehen. Aber auch zusammengesetzte
Stoffe leuchteten, einzelne auffallend stark, z.B.
Theobromin weiß, Parabansäure auffallend schön blau,
gebrannter Kalk rot. Ich stellte mehrere hundert
chemische Präparate in eine dichtgereihte tragbare
Sammlung, bewahrte sie im Finstern und schloß sie nur
in Finstern der Dunkelkammer wieder auf.
Mittelsensitive sahen nur einzelne davon,
Hochsensitive aber alle ohne Ausnahme schwächer und
stärker leuchten. Selbst die gemauerten Wände der
Dunkelkammer erschienen nach längerem Aufenthalt im
Finstern fein weißlich leuchtend. Dies ging soweit,
daß meine Seher am Ende alles im Zimmer wie in einer
Dämmerung gewahrten, ja mich, der ich schlechterdings
gar nichts sah, am Arm nahmen und mit größter
Sicherheit zwischen meinen Apparaten herumführten.
Alles also leuchtet, alles, alles! Wir sind (Seite 122) (Seite
122) in einer Welt voll
leuchtender Materie. Wie in der Sonne eine heftige, so
auf der Erde eine äußerst schwache Lichtaussendung
findet ganz allgemein von allen statt, was da
vorhanden ist. Am schwächsten leuchten lockere Körper,
wie Baumwollzeuge, Wollgewebe, Holz, Lehm; alle Steine
sind Licht, am hellsten unter den amorphen Körpern
leuchten die Metalle und die einfachen Stoffe
überhaupt. Diese Quelle des Lichts aus allem Ding, das
ja ist, ist schwächer an Intensität als alle vorher
engegegebenen, aber dafür unendlich an Ausdehnung.
Und die Leuchte ist odisch? Sie ist es, weil sie alle
Charaktere derselben an sich trägt, auch die
Gefühlseinwirkung aller Odträger. Legen Sie Metalle,
welche Sie wollen, legen Sie Schwefel, Jod, Kohle,
Graphit auf irgend ein Brettchen, etwa von Lindenholz,
und lassen Sie stark sensitive Personen die hohle
linke Hand zunächst darüber halten, so werden Sie
vernehmen, daß sie sich kühl oder lau, (Seite 123) (Seite
123) angenehm oder widrig
davon affiziert fühlen, am stärksten von den hellst
leuchtenden, am schwächsten bis gar nicht von den
mattest leuchtenden. Oder geben Sie ihnen
abwechselungsweise Körper aller Art, feste und
flüssige, offen oder in Gläser eingeschmolzen, in die
entblößte oder mit Handschuhen bedeckte Hand. Sie
werden jeden anders empfinden, kühler und lauer,
angenehmer und widriger, mitunter viele mit
eigentümlichen Nebenwirkungen verbunden, z.B.
Schwefel, Brom, doppelchromsaures Kali, Sauerstoffgas,
Arsen, Quecksilber, Kupfer. Aber alles werden sie nach
seinem odischen Charakter durchs Gefühl unterscheiden
und abstufen.
Also nicht bloß auf speziellen Quellen fließt
konzentriertes Od, sondern es ist eine allgemeine
Beigabe der ganzen Natur, ein ungleich verteiltes,
aber allverbreitetes Dynamid, wie es Wärme, wie es
Elektrizität, Licht etc. sind. Es durchdringt und
erfüllt das Weltgebäude im Kleinsten wie im Größten.
(Seite 125)
11. Brief Einzelne Stoffe von größerer odischer
Wirksamkeit. Metalle, Spiegel, Geschmeide, Kupfer, Messing
und Eisengeräte.Erzlager und
Bergbau. Ausbildung der sensitiven Gefühle.
(Seite 127) (Seite
129)
Erinnern Sie sich noch, wie ich Ihnen sagte, daß
manchmal das schönste Mädchen den Spiegel fliehe? Aus
dem Inhalte meines letzten Briefes werden Sie die
Erklärung dieser seltsamen Erscheinung geschöpft
haben. Das Quecksilber ist eines von jenen Metallen,
die am meisten lauwidrig auf sensitive Menschen
reagieren. Nähert sich ein solcher einer großen
Spiegelfläche, so empfindet er über seinen ganzen
Körper die peinliche Quecksilberwirkung ausgegossen.
Es ist ihm, als ob ein lauer, ekler Hauch ihn anginge;
er fühlt sich weggedrückt und weggetrieben, und will
er dem Trotz bieten, so ergreift ihn Magenweh,
Übelkeit, Kopfschmerz, selbst (Seite 128) (Seite
130) Erbrechen, er muß weichen.
Dies geht soweit mit der zunehmenden Erfahrung, daß es
bei Hochsensitiven bis zum Schauder vor dem Spiegel
führt, ja, daß sie ihn verhängen, wenn sie ihn nicht
wegschaffen können.
Auch zu dem Ekel vor Esslöffeln aus Packfong,
Argentan, Neusilber, Chinasilber wollen wir jetzt
einen Blick zurückwerfen. Kupfer, das in allen diesen
Zusammensetzungen den Grundbestandteil ausmacht, ist
ein vorzugsweise stark odischer Körper, der sehr
widrig lau und ekelerregend reagiert. Mag man
galvanische Versilberung darauf tragen, so viel man
will, dies ist alles umsonst; das Kupfer wirkt odisch
durch, wird schon Mittelsensitiven unerträglich und
erzeugt Hochsensitiven nicht selten Magenweh, ja
Zungenkrämpfe, Mundsperre. Oft genug habe ich von
sensitiven weiblichen Personen gehört, daß sie kein
Geschmeide tragen können, weil es ihnen peinlich wird;
daß sie keinen metallenen Fingerhut aushalten, sondern
einen (Seite 131) elfenbeinenen
haben müssen; daß sie keine stählene (Seite 129) Planchette
anlegen können, daß sie keinen stählenen Haarkamm
vertragen, ja, daß sie nicht einmal Haarnadeln in
ihren Kopfputz zu dulden vermögen - alles dieses
einzig der lauwidrigen odischen Reaktion wegen.
Für sensitive Mädchen, die im Haushaltungsdienst
beschäftigt sind, sind messingene Mörser, kupferne
Kochgeräte, am meisten metallene Bügeleisen
Gegenstände des Abscheues. Der geachtete Fabrikherr zu
Azgersdorf bei Wien, Herr J.Fichtner, ein guter
Mittelsensitiver, hat aus seiner Küche alle
Messinggeräte entfernen lassen, es ist ihm unleidlich,
Speisen oder Getränke zu genießen, die in messingenen
Gefäßen bereitet worden sind. Hochsensitiven kann man
Metalle unter Papier, Leinwand oder jeder anderen
leichten Bedeckung verbergen, sie sind jedesmal im
Stande, ohne Berührung, nach dem bloßen Gefühle ihrer
darüber gehaltenen hohlen linken Hand, die (Seite
132) Stellen aufzufinden,
wo die Metallstücke liegen. Fällt (Seite 130) Ihnen
dabei nicht unwillkürlich der neunte dieser Briefe
ein, wo ich von der Wasserreibung und Monsieur
Sourcier sprach? Gesetzt, es lägen unterm Boden nicht
tief unter der Oberfläche, etwa in einem Keller,
Metalle, Geld in einiger Menge vergraben, so ist gar
kein Zweifel, daß ein Hochsensitiver sie durch das
Gefühl noch leichter und schneller finden würde, als
meine Mittelsensitiven die Wasserleitung durch den
Park fanden. Nehmen Sie nun den Fall, nicht allzutief
unter der Erdoberflläche fließe ein Gang von
Bleiglanz, von Kupferkies, von Rotgültigerz und dergl.
aus, wie sie sich so oft wenige Fuß unter der Dammerde
verborgen finden, und ein Hochsensitiver schritte mit
einiger Aufmerksamkeit darüber, können Sie nach dem,
was Sie nun wißen, noch einen Augenblick zweifeln, daß
er sie empfinden würde und die Stelle, wo sie liegen,
genau angeben könnte? Aber auch andere Dinge, Ausbisse
von Steinkohlenflötzen, werden (Seite 133)
auf einen für Od sehr reizbaren Menschen anders (Seite 131) einwirken
als der Sandstein und der Schieferton, in denen sie
eingelagert sind. Er wird, wenn er vorher die odischen
Gefühle, welche Kohlenmaßen auf ihn hervorbringen,
beobachtet und sich zu eigen gemacht hat, es sogleich
erkennen, wenn er ein solches Lager überschreitet.
Kein anderer Mensch wird etwas davon wahrzunehmen
vermögen, aber ein Hochsensitiver wird mit voller
Bestimmtheit ansagen: da oder dort befindet sich
unterm Boden dieses oder jenes Mineral, und die
Nachgrabung wird dies scheinbare Wunder rechtfertigen,
das bis jetzt um so staunenswürdiger erschien, als der
Finder selbst, weder sich noch viel weniger andern,
irgend befriedigende Rechenschaft darüber zu geben im
Stande war. Das Wunder ist nun aufgedeckt - es ist
nichts als ein rein physiologischer Einfluß des
odischen Dynamids auf das menschliche Nervengebäude.
Er wirkt auf einen dunklen Sinn, worüber man nicht
Aufschluß zu geben im Stande (Seite 134)
ist, und eine Menge instinktartige Vorkommnisse bei (Seite 132) Tieren
werden auf demselben Wege ihre Erklärung finden, auf
welchem ich hier die der Metall- und Erzfinder gebe.
Und nun, mein Freund, da haben Sie vollends die
letzten Geheimnisse der Wünschelrute; nicht zwar der
Rute als solcher im wörtlichen Sinne und ihres
angebliches Neigens, Drehens und Anschlagens - das war
wohl kaum etwas anderes als der Hokuspokus dabei für
die neugierige Menge, der die Vielbefragten etwas
Handgreifliches hingeben mußten - aber den bisher
tiefverborgenen haltbaren Kern der Sache.
Sie sehen daraus, welche überaus praktische Bedeutung
die Sensitivität gewinnen muß und welche Rolle ihr
bevorsteht. Diese Leute, an deren äußerster Spitze
endlich die Kataleptischen, die Mondsüchtigen, die
Schlafwandler stehen, werden bald gesucht, gekauft,
gezahlt werden, wie Wohltäter ihrer Umgebungen, ihrer
Gegenden, ihres Landes. Dem (Seite 135) Bergbau
zunächst verspricht diese Entdeckung einen ungemeinen
(Seite 133) Aufschwung,
und dies nicht bloß in Aufdeckung neuer
Erzlagerstätten, sondern auch für den inneren
Grubenbetrieb selbst, wenn das Flötz verfahren wird,
wenn die Gänge sich verwerfen, wenn die Nester
ausgebaut sind. Wohin soll man sich wenden, um neue
Anbrüche aufzuhauen? Wo hat man das verlorene Trumm
wieder zu suchen, in Hangenden oder im Liegenden? Über
alles das läßt, die rationellste Grubenkunde den
Bergmann nur zu oft im Stiche; sehr oft aber wird ein
einigermaßen in die odischen Sensationen eingeübter
Sensitiver augenblicklich auf die rechte Fährte
zurückverhelfen.
Das sensitive Gefühl ist einer ungemeinen Ausbildung
fähig. Wenn ich neue Leute bekomme, so sind ihre
Angaben bisweilen auffallend schwankend. Nach zwei,
drei Sitzungen gewinnt alles schon Klarheit und
Bestimmtheit. Aber längere Beschäftigung mit diesen
Empfindungen gewährt Deutlichkeit und (Seite
136) Fertigkeit, und ich
habe Mittelsensitive, welche durch (Seite 134) sechs-
und siebenjährigen Umgang damit eine Schärfe der
Unterscheidung erlangt haben, in der sie es neuen
Hochsensitiven öfters zuvortun. Solche Menschen werden
künftig in Beziehung auf Fälschung von Waren von
großem Nutzen sein. Schon jetzt ist eine gute
sensitive Person sehr leicht im Stande, reines Silber
oder Gold von solchem zu unterscheiden, das mit Kupfer
legiert ist. Dies kann aber für Mischungen aller Art
ausgebildet werden, so sehr, daß z.B. in einer
Apotheke die Vorräte unterschieden werden könnten, ob
sie die wirksamen Prinzipe enthalten oder verloren
haben. Ja, ich werde Ihnen vielleicht später zeigen,
welche überraschende Erkennungen an Kranken durch das
bloße Gefühl gesunder Sensitiver erlangt werden.
(Seite 135)
12. Brief Verladung den Odes auf feste Körper, auf
Wasser, auf Luft, Atem,Kleider und
Betten, Durchleitung des Odes. Annäherungsverladung und Durchleitung.
(Seite 137) (Seite
139)
Sie kennen jetzt die wichtigsten Odquellen, wenigstens
so weit es mir bis jetzt gelungen ist, sie
aufzufinden. Die Kristalle, Sonne und Mond, Magnete,
Pflanzen, Tiere und Menschen, der Chemismus samt
Gährung und Verwesung, der Schall, die Reibung mit der
Wasserbewegung, die Wärme, die Elektrizität, zuletzt
die ganze Körperwelt in abgestufter Stärke - sie alle
senden die merkwürdigen fühlbaren und sichtbaren
Erscheinungen aus, die wir keinem der bekannten
Dynamide einreihen können, die aber einen
gemeinschaftlichen Gesichtspunkt darbieten, von
welchem aus sie Zusammengehörigkeit erkennen lassen
und daher als eine für sich bestehende (Seite 138) (Seite 140)
physikalische Disziplin behandelt
werden müssen. Das Prinzip, das als ihnen zu Grunde
liegend gedacht werden muß, wollen wir nun nach
einigen seiner Eigenschaften betrachten.
Die nächste, auf die wir stoßen, ist die seiner
Überführung von einen Körper auf den anderen, das ist
seine Verladbarkeit. Ein Körper, der heiß oder
der elektrisiert ist, macht einen anderen, den man mit
ihm in Berührung setzt, auch heiß, auch elektrisiert;
man sagt dann, die Dynamide lassen sich verladen.
Ähnlich verhält sich das Od. Sie haben gesehen, daß
ein Glas Wasser, an die Pole der Kristalle oder
Magnete gehalten oder mit einem geriebenen Glasstabe
verbunden, oder in Sonne oder Mondlicht gestellt, in
die blauen oder roten Regenbogenfarben gebracht,
odische Beschaffenheit annahm. Sie können aber jeden
anderen beliebigen Körper jenem Glase Wasser
unterschieben. Nehmen Sie ein Stückchen Holz, einen
Knäuel Garn, Ihre Taschenuhr, (Seite 139)
(Seite 141) eine
Porzellanschale, einen kleinen Stein, ein Stückchen
Zucker, was Ihnen immerhin zufällig in die Hände
geraten mag, lassen Sie es erst eine sensitive Hand
einen Augenblick fassen und prüfen, bringen Sie es
kurze Zeit, einige Minuten, vor einen odausgebenden
Pol, und dann geben Sie es dem Sensitiven in dieselbe
Hand zurück. Er wird es verändert finden; er wird
sagen, daß er es wärmer oder kühler zurückempfange.
Und bemerken Sie wohl, er wird es gerade in den Sinne
verändert finden, in welchem die Odquelle auf ihn
gewirkt haben würde, welcher Sie den geprüften
Gegenstand aussetzten, und nicht im entgegengesetzten,
wie dies in solchen Fällen der Magnetismus im Eisen
bewerkstelligt. Es findet also nichts anderes statt,
als daß der odausgebende Pol den in seinen
Wirkungskreis gebrachten indifferenten Gegenstand in
denselben odischen Zustand versetzt hat, von den er
selbst überfloß. Dies ist Mitteilung, Verladung, hier
wohl zu unterscheiden von Induktion. (Seite 140) (Seite 142)
Erstere ist odische Wirkung,
letzteres ist eigentümlich magnetische Einflußweise
auf andere Körper. Alle die verschiedenen Gläser
Wasser, die Sie mancherlei Odquellen ausgesetzt sahen,
wurden also mit Od geladen, geodet, und die
Veränderung, die in ihnen vorging, muß betrachtet
werden als analog jener, welche in einem Glase Wasser
stattfindet, wenn man es erwärmt oder erkaltet. Es ist
daßelbe Wasser, nichts Greifbares ist hineingekommen.
Eine dynamidische Umstimmung nur ist damit
vorgegangen; aber merkwürdig genug, eine Umstimmung,
die gleichwohl auf den Geschmacksinn wirkte.
--------------zweite Auflage
Sie sind, wenn Sie sich des dritten und vierten dieser
Briefe entsinnen, etwas schmollend von den Chemikern
geschieden. Ich denke, Sie werden sich jetzt mit ihnen
aussöhnen. Die Änderung in geodetem Wasser ist keine
stoffliche, sie kann nicht mit chemischen Reagentien
erreicht werden. Sie ruht bei weiten tiefer im Innern
der Natur und ist eine so verborgene, daß (Seite
143) sie für uns und die
gesamte Chemie weit jenseits der Grenzen des
Begreiflichen und des Erklärbaren liegt. Sie können
dies auch auf Leuchte prüfen.
--------------------------
Führen Sie einen Kupferdreht mit den einen Ende in die
Dunkelkammer, das andere lassen Sie außerhalb
derselben an Tageslichte, und bringen nun an dieses
nacheinander einen starken Kristallpol, einen
Magnetpol, eine Ihrer Hände, oder gehen Sie mit einer
Feile reibend darüber, oder stecken Sie ihn in ein (Seite 141) Glas,
worin Sie ein Brausepulver bruchteilweise anmachen,
oder halten Sie ihn über ein Kohlenfeuer, oder bringen
Sie ihn in die Verteilungssphäre des elektrischen
Konduktors. - In allen diesen Fallen wird Ihr
Sensitiver in der Finsternis den Draht leuchtend
werden und an seinem Ende ein rauchendes Flämmchen mit
Funken versetzt so lange ausströmen sehen, als Sie die
Einwirkung auf den Draht fortsetzen. Das auf den Draht
verladene Od wird ihn in höhere Leuchte versetzen,
wird aus seiner Endspitze für das sensitive (Seite
144) Auge sichtbar
ausströmen und sich in die Luft zerstreuen.
Auf gleicher Weise geht aus Ihren Fingerspitzen, aus
Ihren Fußzehenspitzen, aus Ihrem ganzen Leibe
fortwährend Odausströmung in die Luft. Diese
Entweichung in dieselbe ist nichts anderes als eine
wahre Verladung von Od auf die Luft. Eine der
stärksten Verladungen dieser Art geschieht durch den
Atem alles dessen, was lebt. In den Lungen geht
bekanntlich eine sehr lebhafte chemische Tätigkeit vor
(Seite 142) sich.
Od tritt also nach seiner Regel in Bewegung und
verlädt sich auf die Respirationsluft, die dann in
starker Beladung ausgeatmet wird. Frau Cäcilie Bauer,
die sehr kräftige, kerngesunde und dabei stark
sensitive Gattin eines Gastwirts in Wien, erzählte mir
mit einiger Ängstlichkeit, wenn sie in finsterer Nacht
erwache und nichts zu erkennen vermöge, so sehe sie
doch immer ihren schlafenden Mann und ihr Kind wie
leuchtend neben sich liegen und aus dem (Seite
145) Munde von beiden
gehen bei jeden Atemzug leuchtende Dunstwolken empor.
Das ist der odisch geladene Atem, den fast alle
Sensitiven in Finstern wie Tabakwölkchen aus ihren
eigenen Munde quellen sehen.
Denken Sie sich nun zurück zu meinem ersten Briefe in
den gefüllten Wagen eines Omnibus oder der Eisenbahn,
worin ein Sensitiver zwischen anderen Menschen
eingeklemmt sitzt, dem die Rückwirkung alles
gleichnamigen Odes peinlich wird. Nun aber wird die
Luft in engem, geschlossenem Raum in ganz (Seite 143) kurzer
Zeit von den vielen menschlichen Gliedern und von dem
Hauche sämtlicher Lungen odisch vollständig geladen
und überladen. Nicht einen Atemzug kann der Sensitive
mehr tun, mit welchem er nicht ebenso stark schon
geladene Luft einzöge, als auszuhauchen ihm
unerläßliches Bedürfnis ist und denken Sie sich jetzt
in die Lage des Gequälten, wenn ihm das Öffnen eines
Wagenfensters verweigert wird. Er sitzt auf einer
Folterbank, und niemand erkennt seine (Seite
146) Pein an. Sie aber
werden von nun an ihm Ihr Mitgefühl und Ihre Hilfe
zuwenden. Ebenso wird es Ihnen jetzt klar geworden
sein, warum ein höherer Sensitiver in vollen
Gesellschaften nicht aushält, am allerwenigsten in
Räumen, deren Decke nicht sehr hoch ist. Die Luft wird
bald odisch überladen; ihm wird bange, heiß,
unleidlich, und kann er nicht fliehen, so wird er
mißlaunisch, gereizt und ärgerlich beim geringsten
Anlasse. Je länger er weilen muß, desto höher steigt
seine Verstimmung. (Seite
144)
So geht es den Sensitiven im Bette. Sie laden mittels
Ihrer eigenen Odausströmungen ihre Pfülben, Decke und
Lager. Dies wird bald widrig und beunruhigt sie. Sie
wenden und drehen sich hin und her die ganze Nacht
hindurch, kommen um ihr Bedeckung, und erst wenn sie
bloß liegen, werden sie einigermaßen ruhig.
Ein Mensch von hoher Sensivität ist immer ein
unruhiges Wesen, wörtlich ein mauvais coucheur, und
muß es aus Naturell sein. Er lädt von sich (Seite
147) selbst aus immer
alle seine Kleider gleichnamig odisch mit dem Gliede,
das sie bedecken. Kleider und Glieder in gleichnamiger
Ladung reagieren gegenseitig lauwidrig aufeinander.
Der Sensitive erleidet also in der Ruhe beständig
Belästigung und findet nur in der Bewegung einige
Erleichterung durch Fortschaffung von Od in die Luft.
Er verträgt darum wenig Bekleidung, und alles will ihm
immer zu viel werden. Nach beständigem Wechsel der
Lage und der Beschäftigung fühlt er einen
immerwährenden Drang. (Seite 145)
Das Od läßt sich nicht nur verladen auf alle anderen
Körper, es läßt sich auch durchleiten. Einen Beweis
davon haben wir schon erhalten, als Ihr Sensitiver
einen Stab in den Sonnenschein hielt. Das Od vom
Sonnenschein (Heliod) ging durch den Stab hindurch in
seine Hand. Setzen Sie aber einen künstlichen Stab
zusammen, reihen Sie an einen Holzstab eine
Metallstange, an diese fügen Sie eine Wachskerze und
zuletzt hängen Sie (Seite 148) noch
eine Seidenschnur daran. Geben Sie diesen vierfach
zusammengesetzten Stab am Holzende in die linke Hand
des Sensitiven, und nachdem er innerhalb einer halben
Minute sich damit vertraut gemacht hat, fassen Sie die
Seidenschnur mit Ihren rechten Fingern. Nach einigen
Sekunden werden Sie hören, daß der Stab kühl werde.
Legen Sie statt dessen ihre linken Finger an, so wird
er umschlagen und lauwidrig werden. Bringen Sie die
Seidenschnur auf Kristallpole, in die Iris, in
Mondschein, in ein (Seite
146) Brausepulver, auf Schwefel,
überall her werden Sie die dem Odquell entsprechenden
Wirkungen zuleiten, sie werden durch alle die
verschiedenen Leitungsstoffe der sensitiven Hand
zufließen. Sie können auch Leitstangen aus Schwefel,
aus Glas, Seide, Harz, Guttapercha und jedem
beliebigen idioelektrischen Körper zusammensetzen, sie
werden alle eben so gut Od leiten wie die Metalle. Es
gibt keinen Isolator für dieses Dynamid. Darin liegt
die (Seite 149) Schwierigkeit,
die es jeder Untersuchung entgegenstellt.
Bei alledem ist es nicht einmal nötig, daß Sie den
Stab, dessen Ende der Sensitive in der Hand hält, mit
den Odträgern wirklich in Kontakt setzen, es genügt
sogar bloße Annäherung. Geben Sie ihm einen
Glasstab in die Hand und nähern Sie ihm am anderen
Ende Ihre Fingerspitzen, ohne ihn irgend zu berühren.
Alsbald werden Sie erfahren, daß Sie, zwar etwas
schwächer, jedoch qualitativ ganz gleiche Wirkung auf
Stab und sensitive Hand (Seite
147) ausüben. Bringen Sie einen
Kristallpol, eine Katzenpfote, eine Gabe in Glas
eingeschmolzenes doppelchromsaures Kali, ein Stück
Schwefel, eine Flasche gährenden Weinmost nur in die
nächste Nähe eines solches Stabes, und sogleich wird
die sensitive Hand die entsprechende Reaktion
empfinden. Dies stimmt überein mit den leuchtenden
Ausströmungen aus allen diesen Odquellen. Gute Leiter,
wie Metalle, Glas, (Seite 150) Seide,
werden von jeder stärkeren Verladung oder Durchleitung
leuchtend und umgeben sich entlang mit einer lichten
Dunsthülle, möge durch wirkliche Berührung oder nur
durch Annäherung auf sie eingewirkt werden.
(Seite 149)
13. Brief Odischer Dualismus. Odchemische Reihe der einfachen Stoffe. Unipolarität jeder einzelnen. Alkalien und
Säuren. Magnetpole, Kristallpole, lebendige Pole. Linke und rechte Hand.
(Seite 151) (Seite
153)
Wo man nur immer in der Natur den Blick hinwirft,
trifft man auf duale Gegensätze; auch auf dem Felde,
auf dem wir hier uns ergehen, fehlen sie nicht. Schon
sind Sie ihnen einzeln begegnet bei den Kristallen,
bei den Magneten, auf den beiden Hälften der Tiere und
Menschen, wo Sie immer einerseits rötlichgelbes
Odlicht mit laudwidrigen Gefühlen, andererseits blaues
Licht mit Kühle vorfanden. Aber diese Opposition tritt
in den Oderscheinungen zahllos auf, sie gehört zum
innersten Wesen dieses Dynamids.
Nehmen wir diesmal die chemisch-einfachen Körper zum
Ausgangspunkte. Geben Sie nacheinander eine (Seite 152) (Seite
154) kleine
Flasche mit Kalium und eine andere mit Schwefelpulver
Ihrem Sensitiven in die linke Hand. Sie werden bald
die Erklärung erhalten, daß die erstere lau und
widrig, die andere kalt und angenehm wirke. Tun Sie
daßelbe mit Natrium, Gold, Platin, Quecksilber, Kupfer
einerseits, dann mit Selen, Jod, Phosphor, Tellur,
Arsen andererseits, so werden sie von ersteren
lauwidrige, von letzteren kühle Wirkung erhalten, von
jedem etwas stärker oder schwächer. Ja Sie können
diese gradweise Verschiedenheit in der odischen Kraft
der einfachen Körper dazu benützen, daß Sie sie in
eine Reihe bringen, an deren einem Ende Kalium als der
am meisten lauwidrige, und an deren anderem Ende
Sauerstoff als der am meisten kühle Körper steht, und
schauen Sie die Reihe prüfend an, so werden Sie mit
Erstaunen finden, daß sie mit geringen Abweichungen
mit derjenigen zusammentrifft, welche die Chemie nach
den Affinitätsstärken zum Sauerstoff ausgemittelt hat
und (Seite 153)(Seite
155) die elektrochemische
Reihe nennt. Wir sind auf einem ganz anderen Wege zu
dem nämlichen Ergebnis gelangt, zu einer jener gleich
kommenden, die wir die odchemische Reihe
nennen müssen. Ist es nicht etwas in hohem Grade
Überraschendes, daß ein unkundiges, schlichtes Mädchen
nach dem bloßen Gefühl mit ihren leeren Fingern die
gesamte einfache Körperwelt innerhalb einer Stunde in
eine Reihe zu ordnen imstande ist, deren Aufstellung
die größten Geister und die gelehrtesten Männer
unserer Zeitperlode mehr als ein halbes Jahrhundert
unendlichen Fleißes und die Anstrengungen des
äußersten Scharfsinnes gekostet hat? Der große
Berzelius, der Schöpfer des elektrochemischen Systems,
hat dies sehr lebhaft gefühlt, als ich ihm im Jahre
1845 in Karlsbad Beweise davon vorlegte. Seit seinem
Tode aber haben die ihn überlebenden Chemiker diese
Kleinigkeit nicht weiter für beachtenswert gehalten. Einem Physiologen
gar hat es nicht an Mut gemangelt, den (Seite 154)(Seite
156) toten Berzelius der
Altersschwäche darum zu beschuldigen, weil er diese
Ergebnisse meiner Untersuchungen nachdrücklich
öffentlich in Schutz genommen*). Um der Haltlosigkeit
seines eigenen entgegengesetzten Urteils hierüber
nachzuhelfen, benötigte der junge Herr weiter nichts
als die bescheidene Versicherung: Berzelius habe in
seinen letzten Lebensjahren beiläufig den Verstand
verloren.
In dieser odischen Reihe zeigen die amorphen Körper,
jeder für sich, allerdings keine dualen Eigenschaften,
und man muß jeden einzelnen für unipolar ansehen,
ungefähr wie die Elektriker die Seife als unipolar
ansahen. Allein sie alle in Gesamtheit erfaßt und in
solcher als kollektive Einheit alles Stoffes genommen,
findet jener Gegensatz sehr ausgesprochen statt, nach
welchem an dem einen Ende lauwidrige, am anderen kühle
Empfindungen in der (Seite 157) sensitiven
Hand erzeugt werden. Es ist odische Polarität in
der Körperwelt gegeben, und da die (Seite 155)links lauen
Stoffe die elektropositiven, die kühlen die
elektronegativen sind, so muß ich in gleichem Sinne
und konsequenterweise die ersten odpositive, die
letzteren odnegative nennen.
Bei zusammengesetzten Körpern fand ich die Alkalien
und Alkaloide und alles, was ihren Charakter trägt, odpositiv;
dagegen die Haloidsalze, die Mehrzahl der Oxyde und
Säuren odnegativ, organische Stoffe, wie
Gummi, Stärkemehl, manche fette Öle, auch Paraffin,
beiläufig die Mitte haltend.
Bei den Kristallen habe ich gefunden, daß immer die
Stelle, wo sie aufgewachsen waren, links lauwidrig und
gelbrotleuchtend sich ergab, die obere Zuspitzung
aber, an der sie fortwuchsen, kühl und blauleuchtend
sich aussprach. Diese Regel kann man verfolgen bis zu
Faserkristallisationen und zu Erstarrungen hinaus, wo
das Kristallgefüge kaum mehr nachzuweisen ist. (Seite
158) Die Basis der
Kristalle ist dennoch odpositiv, die Spitze
odnegativ. (Seite 156)
Magnete sind am gen Süd
gerichteten Pole links lau und rotleuchtend, also hier
odpositiv, am gen Nordpole kühl und blauleuchtend,
folglich odnegativ. Einige Physiker**), aber nicht
alle, erklären den gen Nordpol der Magnetnadel für
magnetpositiv, ohne Angabe eines bestimmten Grundes.
Odischen Ergebnissen zufolge muß ich an der
Richtigkeit hiervon zweifeln. Odpositive und
elektropositive Körper gehen, wie wir sahen,
miteinander, magnet-positive müssen gleichen Schritt
mit ihnen halten. Folglich kann der gen Nord
gerichtete Pol der Nadel, der blau leuchtet, nur
magneto-negativ sein. Die Wärme, der Chemismus und der
Schall haben bei den bisherigen Prüfungen bloß
odnegative Wirkungen gezeigt, die Reibung nur
odpositive. Die Versuche müssen behufs der odischen (Seite
159) Gegensätze hier
weiter ausgedehnt werden. Das polarisierte Sonnenlicht
ist in seinem durchgelassenen Teile odpositiv. in
seinem
_____________________
*) Du Bois-Reymond in Karatens "Fortschritte
der Physik", III.Jahrgang S.401.
**) Handwörterbuch der Chemie von Liebig etc. Bd.V.
S.34.
zurückgeworfenen odnegativ. (Seite 157) Im
Spektrum sind die roten, brandgelben und gelben, sowie
die Strahlen, die sich unterhalb rot finden, sämtlich
odpositiv; die blauen, violetten und die chemischen
Strahlen odnegativ. daßelbe gilt vom Mondspektrum, ja,
es gilt selbst vom schwachen Spektrum einer
Argandschen Lampe.
Besonders der menschliche Leib, wie auch der der
Tiere, zeigt sich auf seiner ganzen linken Seite, vom
Wirbel bis zur Zehe, wie wir schon wissen positiv
odisch, auf seiner ganzen rechten negativ. Am
stärksten spricht sich dies in den Zehen und
Fingerspitzen aus, und auch hier wieder vorzugsweise
an den Nagelwurzeln, den Stellen der lebhaftesten
organischen Tätigkeit an der ganzen Hand. Der Mensch
ist also der Breite nach polarisiert. Er besitzt aber
auch noch andere, minder stark hervortretende odische
Axen, eine Längenaxe (Seite 160) und
eine Dickenaxe, deren Entfaltung jedoch hier im engen
Raume von Briefen ich mir versagen muß.
Befestigen Sie dies in Ihrer Überzeugung noch (Seite 158)weiter
durch einige leichte Versuche. Legen Sie einem
Sensitiven einen Bogen reines mittelblaues Papier vor
und lassen Sie ihn daßelbe abwechslungsweise bald mit
dem linken, bald mit dem rechten Auge betrachten,
während er jedesmal das andere Auge verdeckt hält. Er
wird den Anblick mit dem linken Auge angenehm, den mit
dem rechten aber unangenehm finden. Das linke Auge ist
odpositiv, die blaue Farbe wirkt, wie Sie schon
wissen, odnegativ. Es trafen also ungleichnamige
Agentien aufeinander, und dies wirkte angenehm. Im
anderen Fall, wo das rechte Auge in das Blaue schaute,
trafen gleichnamige aufeinander, und die Wirkung war
auf die Empfindung widrig. Kontrollieren Sie diesen
Versuch mit einem Blatt oraniengelben Papiers: überall
werden sie dieselben Ergebnisse, aber auf den
umgekehrten (Seite 161) Augen
erhalten. Sie sehen aber auch aus diesem zarten
Versuche, daß die Widrigkeit der gelben Farbe und die
Annehmlichkeit der blauen bei den Sensitiven
vorzugsweise (Seite 159)auf der
Auffassung mit dem linken Auge beruht und daß die
Wirkung auf dieser Seite im Bewußtsein vorwaltend und
merklich überwiegend wird über die rechte.
Blicken Sie mit Ihrem rechten Auge auf kurzen Abstand
in das linke Auge eines Sensitiven, er wird nichts
dawider einwenden. Es versteht sich, daß während
dessen die anderen Augen verdeckt werden. Nun blicken
Sie mit Ihrem linken Auge in sein linkes. Er wird
unverzüglich in Unruhe geraten und sich nicht eine
halbe Minute festhalten lassen. Er wird Ihren Blick
nicht aushalten, und wenn Sie ihn nötigen wollen, wird
er sich abwenden. Ist es ein Hochsensitiver, so wird
eine kurze solche Fixierung so widrig und stark auf
ihn einwirken, daß er nachher einige Sekunden aus dem
Auge nichts mehr sieht, (Seite 162)
ja es wird, wenn Sie ihn zur Ausdauer nötigen,
manchmal geschehen, daß er sich erbrechen muß. Linker
in linken Blick ist gleichnamige Paarung, und solcher
wird ihm unaushaltbar. (Seite
160)
Ob in dem Gegensatze beider Geschlechter
odischer Dualismus auch vorhanden und aufzufinden sei?
Diese Frage stellte ich an die Natur mittels folgenden
einfachen Versuches. Einer sensitiven weiblichen
Person gegenüber stellte ich einen Mann und eine Frau,
jedem von beiden letzteren gab ich ein Glas Wasser in
die rechte Hand. Nach sechs Minuten, innerhalb deren
die Wasser negativ geodet sein mußten, ließ ich die
Sensitive beide Gläser kosten. Sie fand beide kühl,
das aus der Manneshand aber weit kühler und angenehmer
als das aus der Frauenhand. Hierauf stellte ich beide
einem sensitiven Manne gegenüber und verfuhr ebenso.
Er aber fand das Wasser aus der Frauenhand kühler. Sie
sehen klar, auch Mann und Weib stehen in odpolarem
Gegensatze. (Seite 163)
Sie haben bemerkt, daß ich mich zu allen
Gefühlsversuchen immer der linken Hand ihres
Sensitiven bediente, niemals der rechten. Der Grund
hiervon muß Ihnen nun einleuchten. Kühl oder lau (Seite 161)sind keine
absoluten Einwirkungen äußere Reize auf den reizbaren,
sondern nur relative, bezüglich nur auf eine bestimmte
Leibesseite desselben. Auf seiner anderen Seite ist
die Empfindung die umgekehrte. Um nun keine Verwirrung
in meinen Darstellungen aufkommen zu lassen, bezog ich
alle Versuche stets nur auf eine Seite, und zwar auf
die linke, weil die Einwirkungen auf diese in der
Regel größere Stärke und mehr Klarheit haben und daher
auch vorzugsweise deutlich wahrgenommen werden. Ich
hätte ebensogut die rechte wählen können. Die
Ergebnisse wären dieselben gewesen, nur mit
umgekehrten Leuchten und Gefühlen.
(Seite 163) 14. Brief Das Farbenbild des Odlichtes. Das Polarlicht
der Erde.
(Seite 165) (Seite
167)
Die Herrlichkeit des Regenbogens in des Tages Glanze
hat schon oft Ihr Herz erwärmt. Ich will es
unternehmen, sie zu einem Regenbogen in Finsternis
und Nacht zu führen.
Ein schwacher Sensitiver
gewahrt an beiden Kristallpolen im Dunkeln nichts als
eine graulich unbestimmte Wolke, einen trüben
Schein inmitten der allgemeinen Finsternis.
Ein Mittelsensitiver unterscheidet, daß die
Helle an einem Pole blaugrau und blau, am
anderen gelb und gelbrot ist, gerade wie seine
rechte und linke Hand.
Ein höherer Sensitiver endlich erkennt, daß
dieses Blau und Gelb nicht einfach ist, sondern daß
innerhalb desselben noch allerlei (Seite 166) (Seite
168) andere
Farben, grün, rot, orange, violett,
durcheinander zucken, und jede der beiden Polflammen,
genauer genommen, buntes Aussehen besitzt. Dies jedoch
so verstanden, daß diese letzteren nur als
Nebenfarben, als untergeordnete Farbenflecke in dem
allgemeinen Blau des einen und dem allgemeinen
Rot des anderen Pols auftreten.
Es war ein sensitiver invalider Matrose, Friedrich
Weidlich, der mich (Februar 1846) zuerst darauf
aufmerksam machte, daß diese Farben nicht immer in
unruhigem Treiben durcheinander spielen, sondern daß
sie sich ruhig übereinander lagern und ordnen, wenn
sie durch den Luftzug meiner Bewegungen und des Atems
gestört und vermengt werden. Und als ich mich um die
Lagerungsordnung erkundigte, erfuhr ich, daß zuunterst
immer Rot sich absetze, von vielem Rauche getrübt; daß
auf diesem brandgelb, dann hochgelb, dann blaßgelb,
darauf zeisiggelb, und grün erscheine, daß dies in
Blau übergehe, (Seite 169)
erst (Seite 167)in helles,
dann in dunkles-, und das zuoberst veilchenrot
erscheine, was endlich in rauchigem Dunst sich
verliere und alles mit vielen kleinen, hell
leuchtenden Fünkchen oder Sternchen untermischt sei.
Was ich von diesem Manne zuerst erfuhr, das sagten mir
seitdem viele Sensitive in tausend nächtlichen
Versuchen. Was ist aber dies anderes als die
Farbenordnung des prismatischen Spektrums? Die
Erscheinung einer lichten Iris in absoluter
Finsternis... welch ein wunderbarer Anblick! Alle
Hochsensitiven schilderten ihn als das prachtvollste,
dessen sie je in ihrem Leben ansichtig geworden.
Einen starken Magnetstab stellte ich lotrecht
auf, seinen gen Südpol nach oben. Eine rötliche
Tinte beherrschte all die Regenbogenfarben, die
sich in der Ruhe über ihn lagerten. Ich kehrte ihn um,
seinen gen Nordpol nach oben: ein bläulicher
Farbenschein lag über der gedämpften Iris. Der
Querschnitt des Stabes an den Polen betrug einen
Quadratzoll. (Seite 170)
Um (Seite 168)diese
Fläche zu verengen, setze ich eine spitze, eiserne
Kappe darauf. Die Lichtemanation wurde dünner,
leuchtender und länger, aber die Regenbogenordnung der
Farben blieb. Statt der einspitzigen setzte ich eine
Eisenkappe mit zwei Zinken auf. Nun sprangen Leuchten
aus beiden, aber aus der einen eine ganz blaue, aus
der andern eine gelbrote. Endlich setzte ich eine
Kappe mit vier Zinken auf; jetzt zeigte jede Zinke
eine andersfarbige Leuchte. Die erste trug ein blaues
Flämmchen, die zweite ein gelbes, die dritte ein
rotes, die vierte ein weißlichgraues, alle vier
stiegen lotrecht neben einander von den vier Ecken des
Magnetstabes empor. Es war mir also gelungen, einige
Farben dieser rätselhaften Iris voneinander zu trennen
und jede für sich von den anderen sozusagen unabhängig
aufzustellen.
Drehte ich den Stab langsam um seine Vertikalachse, so
zogen die Farben nicht mit ihm, sondern sie beharrten
auf ihrer Stelle, und wenn die Zinke mit (Seite 169) (Seite 171)dem ursprünglich gelben
Flämmchen an die Stelle gelangt war, wo zuvor die mit
dem blauen sich befunden hatte, so war das Gelb in
Blau übergegangen, das Blau in Grau, das grau in Rot
usw. Die Farben waren also nicht vom Stab abhängig,
sondern standen noch in Verband mit irgend einem
äußeren Verhältnisse. Die Bedeutung desselben war bald
aufgefunden, es waren die Himmelsgegenden, welche auf
die Farben des Stabes Einfluß ausübten. Das blaue
Licht stand immer auf der Zinke, welche gen Nord
gerichtet war, das Gelbe auf der gen West, das
Rote auf der gen Süd und das Grauweiße auf der
gen Ost. Ich mochte den Stab mit seinen vier Zinken
drehen wie ich wollte, die Farben derselben wichen
nicht, sondern blieben in derselben Himmelsrichtung
gegeneinander aufgestellt.
Statt der vier aufrechten Zinken befestigte ich auf
meinem Magnetstabe eine horizontale viereckige
Eisenplatte von einen Quadratfuß Fläche. Kaum (Seite 170) (Seite
172) lag
sie auf dem Pole, so strömten von allen vier Ecken
ebenso farbige horizontale Leuchten aus, wie von den
vier Zinken vertikale ausgegangen waren. Drehte ich
die Platte um einen halben Quadraten, so traten an
ihren Ecken die Mischfarben auf: in Nordwesten grün,
in Südwesten orange, in Südosten graurot, in Nordosten
violett.
Nun griff ich zu einer runden Eisenscheibe und legte
sie wagerecht auf den stehenden Magnetstab. Es tauchte
das schöne Bild eines Kreisregenbogens aus der
Finsternis auf. Rund um den Rand der Scheibe herum
strömte Licht aus. Es ging von Nord aus durch alle
Schattierungen des Blau in alle des Grün und von da
gen West in die des Grüngelb, des Gelb, des
Oranienrot, gen Süd Hochrot, Graurot, dann gen Ost in
grau über, im Nordosten sonderte sich ein ziemlich
scharf abgegrenzter roter Streifen aus, und zuletzt
Norden sich nähernd, traten die blauen Tinten wieder
ein. (Seite 171) (Seite
173)
Hierauf ließ ich mir eine hohle eiserne Kugel
anfertigen, groß genug, daß ich sie mit beiden Armen
noch nicht ganz umfassen konnte, und hing sie mitten
in meiner Dunkelkammer an einem seidenen Stricke in
die Luft. In ihrem Innern, durch sie hindurch,
befestigte ich lotrecht einen
Eisenstab, mit Kupferdraht sechsfach umwickelt, den
ich mit einem Voltaschen Apparat von Zink und
Silberplatten nach Smee und Young verbinden konnte.
Außen war davon nichts sichtbar. Im Augenblicke, als
ich den Eisenstab in einen Elektromagnet verwandelt
hatte, sahen meine Sensitiven die schwebende Kugel
leuchtend in bunten Farben aus der Finsternis
heraustreten. Ihre ganze Oberfläche prangte in
Regenbogenlicht. Die Kugelschalen gen Nord waren blau
von Pol zu Pol, die gen Nordwest grün, die gen West
gelb, gen Südwest brandgelb, gen Süd rot, gen Südost
graurot, gen Ost grau, gen Nordost rotgestreift mit
wiederkehrendem Blau. Die Farben bildeten sichtlich
feine (Seite 172)
Linien, (Seite 174) eine
neben der anderen, getrennt durch je eine dunklere
Linie. Die ganze Kugel war in einen feinen,
leuchtenden Dunstkreis gehüllt. Die obere odnegative
Hälfte besaß durchaus einen mehr bläulichen Schein
über alle ihre Farben, die untere odpositive einen
mehr rötlichen. Zu oberst an der Stelle, wo der gen
Nordpol des Elektromagnets sich befand, stieg eine ins
Blaue ziehende armdicke Lichtsäule über die Kugel
handhoch empor, bog denn nach allen Seiten um, wie ein
geöffneter Regenschirm, und strömte ringsum über die
Kugel hinab, in einem Abstand von zwei bis drei Zoll
von ihr. Vom anderen Pol, dem unten befindlichen gen
Südpol, ging ein gleicher Feuerbüschel in rötlichem
Lichte rundum an der Kugel hinauf. Beide zerfaserten
und verloren sich, ehe sie den Äquator der Kugel
erreichten.
Es ist einleuchtend, daß ich mit der Kugel eine
Terelle im Sinne Barlows herzustellen beabsichtigte,
eine schwebende kleine Erdkugel mit einen Nord- und (Seite 173)(Seite
175) einem Südpole, mit
den dazu gehörigen magnetischen Kräften ausgerüstet
und auf den Prüfstein des Odlichtes gelegt. In der Tat
sieht man, daß die Ergebnisse in überraschendem Maße
denen des Nordlichtes und Südlichtes unseren Planeten
ähnlich sind. Nähere Vergleichung halten sie bei einer
weiteren Parallelisierung, als hier gestattet ist, so
vollkommen gut aus, daß die Annahme, das Nordlicht sei
positiven Odlicht, alle Wahrscheinlichkeit für sich
gewinnt.
So sehen wir, daß alle Odlichterscheinungen nicht
einfarbig sind, sondern sich bei genauer Betrachtung
in eine regelmäßige Iris auflösen.
(Seite 175) 15. Brief Der Erdmagnetismus und das Erdod. Die Lagerung der Sensitiven im Wachen und
Schlafen. Kirchen- und Theaterbau. Stellung von Stühlen, Klavieren, Werktischen
und Schreibpulten.
(Seite 177) (Seite
179)
Wenn die Farbenlagerung des Odlichts nach den
Himmelsgegenden sich richtet, wie Sie aus meinem
letzten Briefe entnahmen, so müssen diese etwas in
sich tragen, was zu Od in naher Beziehung steht. Hat
nun schon ein Taschenmagnet vermöge seines Odgehalts
Einfluß auf diese Dinge, so springt es in die Augen,
daß der Magnetismus, der von einem so ungeheuren
Träger ausgeht, wie vom ganzen Erdball, der Erdmagnetismus
also, von dem größten Einfluß auf alle und jede
odische Erscheinungen in unserer Sphäre sein muß.
Dieser Einfluß ist kein anderer als das dem
Magnetismus überall vergesellschaftete Od, das
folglich auch den magnetischen (Seite 178)(Seite
180) Erdpolen beigesellt
und von ihnen aus über den ganzen Planeten wirksam
ist. Man könnte es Erdod nennen.
Sie nahen, daß derjenige Magnetpol, welcher in die
linke Hand odische Kühle gibt, wie dies die
elektronegativen Körper tun, nach Norden sich kehrt,
wann er in der Boussole Freiheit der Bewegung erhält.
Wir mußten ihn daher als negativ erkennen und ebenso
das ihm zugesellte Od. Und da der Erdpol, der ihn nach
dieser Richtung anzieht, ein ungleichnamiger sein
kann, so folgt, dann der Nordpol des Erdballs
odpositiv sein muß und demnach der Südpol odnegativ.
Daraus folgt dann weiter, daß die ganze nördliche
Erdhälfte odpositiv, die südliche dagegen odnegativ
sich verhalten muß.
Davon wollen wir nun gleich eine ganz naheliegende
Anwendung aufs tägliche Leben machen. Schon in meinen
ersten Briefe habe ich Sie darauf aufmerksam gemacht,
daß alle Sensitiven nicht auf (Seite 179)(Seite
181) der linken, sondern
nur auf der rechten Seite liegend einschlafen können.
Ich getraue mir mit voller Zuversicht die Behauptung
aufzustellen, daß dies in Neuholland, in Chile, in
Buenos Aires nicht ebenso sein wird, im Gegenteil, daß
dort alle Sensitiven nur auf der Linken werden
schlafen wollen. In der Nähe des Äquators wird es
ihnen gleichgültig sein, ob sie rechts oder links
liegen. Es muß wohl so sein. Der nördliche Erdboden
ist odpositiv. Kehren Sie ihm die linke, ebenfalls
odpositive Seite einen Sensitiven zu, so ist dies eine
gleichnamige Paarung, und diese verträgt er nicht. Sie
wirkt lauwidrig, beunruhigend, schlafverscheuchend auf
ihn. Legen Sie Ihren empfindlichen Freund aber auf
seine odnegative Rechte, so ist der Mißtand gehoben,
ungleichnamige Paarung tritt ein, negative Seite und
positiver Erdboden sind einander zugekehrt und alles
tritt jetzt in Ruhe und Behagen. Der Sensitive schläft
unverzüglich ein. Umgekehrt verhält sich der Fall auf
der (Seite 180)(Seite
182) südlichen
Hemisphäre. Da haben Sie denn die tiefe Ursache einer
anscheinend sehr oberflächlichen Sache, und die
Pathologie mag ihn registrieren.
Einen ähnlichen, aber belangreichen Gegenstand will
ich im Vorbeigehen mitnehmen. Ich habe Ihnen - um Raum
zu sparen - nichts gesagt von der odischen
Beschaffenheit der menschlichen Längenachse. Mit
Unterdrückung der Beweisführung will ich Ihnen also in
Kürze oktroyieren, daß ich den Menschen nach oben, dem
Gehirn zu, odnegativ, nach unten, dem Bauche zu,
odpositiv gefunden habe. Dies vorausgestellt, bitte
ich Sie, in die Mitte eines Zimmers vier Stühle zu
setzen. Von dem einen richten Sie die Lehne nach
(magnetisch) Nord, vom andern nach West, vom dritten
nach Süd, vom vierten nach Ost. Und fragen Sie einen
guten Sensitiven, ob es ihm gleichgültig sei, auf
welchem von diesen vier Sitzen er einige Zeit ruhen
müße? Wenn er sich auf allen herum versucht (Seite 181)(Seite
183) hat, wird er Ihnen
sagen, daß er sich am behaglichsten auf dem fühle, auf
welchem er den Rücken nach Nord und das Gesicht nach
Süd kehre, und am unbehaglichsten auf dem, auf welchem
er den Rücken nach West und das Gesicht nach Morgen
richte. Über die Eigentümlichkeiten der andern Sitze
will ich hier hinwegeilen, dagegen Sie einladen, den
Versuch, den Sie mit dem Sitze Ihres Sensitiven
machten, auf sein Bett auszudehnen. Legen Sie ihn
hinein und rücken Sie ihn mit seinem Bette nach
einander in die vier Weltgegenden. Sie werden bald von
ihm hören, daß er nur in der Lage sich behaglich
fühle, wo er mit dem Kopf nach Nord und mit den Füßen
nach Süd gerichtet sei. Die Erklärung liegt auf der
Hand. Die obere Körperhälfte ist in Beziehung auf die
Längenachse odnegativ, der Nordpol der Erde odpositiv.
Sind sie einander zugekehrt, so gibt dies eine
ungleichnamige, also angenehme Paarung. Die untere
Körperhälfte ist odpositiv (Seite 182)(Seite
184) und bildet mit dem
negativen Südpol der Erde einen ungleichnamigen
Gegensatz. Jede andere sitzende oder liegende Lagerung
ist minder angemessen und mehr oder weniger
unangenehm, lauwidrig, beunruhigend. Es gibt welche
unter meinen Sensitiven, die immer mit dem Kompaß
reisen, seit die diese Belehrung von mir empfingen,
und in jedem Gasthof ihr Bett nach der Nadel richten.
Hochsensitive habe ich durchaus unfähig gefunden, in
einer andern Lage als in der Nord-Süd-Richtung Ruhe zu
gewinnen. Aber auch auf mittlere und selbst auf
Niedersensitive, z.B. den französischen Sprachlehrer
in Wien, Herrn Delhez, hat die Bettlage einen solch
mächtigen Einfluß, daß sie nicht nur über seine
Nachtruhe, sondern infolgedessen über sein allgemeines
Wohlbefinden entscheidet. Ein sensitiver Gesunder muß
also als diätetische Regel sich merken, daß sein Lager
mit dem Kopf immer nach Nord gerichtet sein soll; ein
sensitiver Kranker aber muß schlechterdings und vor (Seite 183)allem
(Seite
185) andern in diese
Richtung gebracht werden. Ohne sie ist jedes andere
Bemühen um seine Heilung und jedes Medizinieren nahezu
vergeblich.
Jetzt kann ich mit Ihnen auch wieder in die Kirche
zurückkehren, in der ich Sie in meinem ersten Briefe
bei den ohnmächtig gewordenen verlassen habe. Im
christlichen Kirchenbau hat man den von den
heidnischen Völkern zu uns herübergekommenen Gebrauch
als Regel aufgenommen, den Altar auf die Morgenseite
zu stellen, so daß dadurch das Schiff auf die
entgegengesetzte Seite kommt. Die Versammlung sitzt
bei dieser Anordnung so, daß sie mit dem Gesicht dem
Altar zugewendet, also mit dem Rücken nach West
gerichtet ist. Das ist aber, wie Sie sahen, gerade die
Richtung, welcher ein Sensitiver am allerschlechtesten
verträgt. Seine odpositive Linke ist dann dem
odpositiven Nordpol der Erde zugekehrt, seine
odnegative Rechte gleichzeitig dem odnegativen Südpol
derselben. Er sitzt also unter dem doppelten Einfluß (Seite 184)(Seite
186) gleichnamiger
Paarungen, und das vermag er nicht zu ertragen. Dauert
es eine Zeit lang an - Stunden eines ganzen
Gottesdienstes über - und ist die Sensitivität nicht
schwach, so überkommt ihn eine Unbehaglichkeit über
die andere. Es wird ihm heiß, Unruhe und Bangigkeit
befällt ihn, er wird von Migräne oder von Übelkeit,
dann von Magenweh gepeinigt, und kann er nicht
entfliehen, so fällt er endlich ohnmächtig nieder. Das
sehen wir täglich in großen Kirchen, und daran ist
nichts anderes schuld als ihre unzweckmäßige
Baustellung.
Aber dies dehnt sich auch auf das tägliche häusliche
Leben aus. Kein Stuhl, kein Sofa, kein Sitz darf so
gestellt sein, daß derjenige, der ihn einnimmt, den
Rücken nach Abend kehrt, wenn er ein Sensitiver ist,
ja sogar das Stehen mit dem Rücken nach West wird ihm
unleidig. Der Ingenieur-Major Herr Philippi, ein guter
Mittelsensitiver und erfahrener Seemann, bedarf zu
Schiff keines (Seite 187)
Kompasses, um (Seite 185)jederzeit
die Himmelsgegenden bestimmen zu können. Er dreht sich
nur stehend langsam um sich selbst und fühlt deutlich
heraus, wo West und wo Nord liegt. Jeder sensitive
Seemann wird dies bald lernen und den Pol nach
demselben Gesetze finden, nach welchem der sensitive
Quellenmann rinnendes Wasser herausfühlt.
Diese Dinge greifen so weit in das Alltagsleben, daß
sie z.B. über die Stellung eines Möbels, einer
Maschine, eines Klaviers entscheiden. Eine sensitive
Dame spielte in meinem Hause öfters Piano. Aber es war
Ihr dabei niemals behaglich und sie wußte nicht, warum
sie, an meinem sonst guten Instrument sitzend,
jedesmal Unwohlsein anwandelte. Bei einigem Nachsinnen
darüber entging mir nicht länger, daß die Saiten des
Flügels im Meridiane sich befanden und die Spielerin
vor dem gen Südpol derselben, mit dem Rücken nach Süd
gekehrt war. Sie saß also vor den odpositiven Polen
eben so vieler (Seite 186) langer
Magnete, als Stahlsaiten gegen sie (Seite 186)aufgezogen
waren. Das konnte sie unmöglich vertragen, sie würde
nach längerem Verweilen ohnmächtig vom Stuhle gefallen
sein. Ich kehrte das Klavier um, sobald die Dame im
Norden derselben und vor nur gen Nordpolen saß. Nun
war augenblicklich alles gut und sie spielte jetzt mit
Wohlbehagen und Lust. Niemals darf ein flügelförmiges
Fortepiano so stehen, daß der Spieler im Süden oder
Westen desselben zu sitzen kommt, kein Sensitiver wird
davor sich wohlbefinden.
Ich kenne einen Mann, der ein braver Hauswirt und
fleissiger Weber- dabei ziemlich sensitiv war. Er zog
in eine andere Wohnung, und von der Stunde an
schmeckte ihm sein Webstuhl nicht mehr. Er hatte kein
Sitzleder mehr auf seinem Stuhl, geriet ins Weinhaus
und in die Bierschenke, vernachlässigte seine Arbeit
und ging zu Grunde. Der Webstuhl stand in der alten
Wohnung in (Seite 189) Nordrichtung,
in der neuen in Westrichtung für den Rücken (Seite 187)des
Arbeiters. Dies letztere konnte er nicht aushalten.
Die odische Pein, deren Ursache er nicht kannte, aber
deren widrigen Solliziationen er nicht zu widerstehen
vermochte, brachte den armen Mann ins Verderben.
Tausende, welche ihr Leben sitzend gewinnen müssen,
Handarbeiter, Nähende, Schreibende, Beamte, Künstler,
besonders Maler, welche das Licht von Norden einfallen
lassen und dann mit dem Rücken nach West sitzen müssen
und auf diese Weise um die Arbeitslust gebracht
wurden, sind die unschuldigen Opfer der bisherigen
Unkenntnis dieser verborgenen physischen Verhältnisse
geworden.
(Seite 189) 16. Brief Der Erdmagnetismus und das Erdod. Leitungsgeschwindigkeit. Strahlung. Tragweite. Odische Atmosphäre der Menschen in Gesundheit
und Krankheit, Odoskop. Etymologie des Wortes Od. Schluß.
(Seite 191) (Seite
193)
Sie kennen die Durchleitung des Odes durch die Körper,
aber Sie kennen die Geschwindigkeit nicht, mit
der sie sich vollzieht. Die der Elektrizität ist
bekanntlich äußerst groß, dagegen die der Wärme
überaus träge. Das Od hält eine Art von Mittel. Ich
spannte einen Eisendraht von 100 Fuß Länge aus und
brachte an sein Ende verschiedene Odquellen, Hände,
Kristalle, Magnete nach einander. Eine hochsensitive
Person empfand die Ankunft der entsprechenden Wirkung
am andern Drahtende in ihrer Hand, meistens nach
Ablauf von ungefähr einer halben Minute. Sie können
daraus entnehmen, daß das Od langsam genug in dem
Draht fortschritt,
(Seite 192) (Seite
194)
um daß ein Mensch im Laufe ihm zu folgen imstande war.
Sie haben gesehen, daß die Verladung und Fortleitung
sich bewerkstelligen ließ auch ohne wirkliche
Berührung der Odquelle, allein durch bloße Annäherung
an sie. Ob dies durch Einsaugung der leuchtenden
Emanationen des Odträgers oder durch Strahlung
geschah, wissen wir noch nicht. Ob überhaupt Od
strahlenförmig sich ausbreitet oder nicht, darüber
belehrt uns der Umstand, daß das Od mit den
Sonnenstrahlen kommt, durch Glasprismen mit ihnen
durchgeführt, darin gebrochen und durch Glasscheiben
polarisiert werden kann, noch nicht ganz zuverlässig,
denn das Od dieser Hergänge könnte noch das Erzeugnis
des Auffallens der Lichtstrahlen auf die festen
Auffänger sein. Aber stellen Sie sich einen Sensitiven
gegenüber und führen Sie den doppelhändigen Strich
über ihn herab auf den Abstand von einer halben
Armlänge; er wird ihn recht gut fühlen, (Seite 193)wie
(Seite
195) wenn ein kühler
Hauch über ihn herabliefe. Treten Sie zurück um einen
Schritt und wiederholen Sie gegen ihn die Bewegung des
Striches. Er wird die Kühle noch empfinden, doch etwas
schwächer. Treten Sie um zwei, drei, vier Schritte
zurück. Ihr Sensitiver wird mit abnehmender Stärke,
aber immer deutlich genug, Ihre Striche fühlen; ja er
wird sie noch fühlen, wenn Sie sich um die ganze
Zimmerlänge von ihm entfernten. Entfernen Sie sich
stufenweise noch weiter von ihm durch das
nächstanstoßende Zimmer: die Wirkung wird nun schwach
werden, aber immer noch kenntlich sein. Bei einer
mittelsensitiven Person können Sie sich auf solche
Weise auf die Entfernung von 40 bis 60 Fuß
zurückziehen, bis die Empfindung ihres Striches
unsicher und endlich unfühlbar wird. Ein Strich von
unten nach oben wird noch etwas weiter empfunden als
einer von oben nach unten. Aber ich habe Hochsensitive
gehabt, bei denen die Wirkung meiner streichenden (Seite 194) (Seite
196) Hände mit einem
Abstand von 150 Fuß, über welche hinaus ich nicht
weiter verfügen könnte, wenn ich die gerade Reihe
meiner Zimmer geöffnet hatte, noch nicht erschöpft
war. Auch Kristallpole und starke Magnete empfanden
sie eben so weit, und zwar unverzüglich, sowie ich sie
auf jene gerichtet hatte. Sie ersehen hieraus, daß
eine ungemein weite Radiation dem odischen Dynamide
zukommt, deren Grenze vielleicht in der Unendlichkeit
liegt, wie die des Lichtes. Infolgedessen schleppen
wir an unsern Fingern, Zehen und Gliedern unermeßliche
Schweife von uns unsichtbaren Ausstrahlungen beständig
mit uns herum und sind außerdem als stoffliches und
lebendes Wesen mit einer leuchtenden Atmosphäre
umgeben, die mit uns umherwandelt. Oftmals hörte ich
in der Dunkelkammer die Bemerkung aussprechen, mein
Kopf sei mit einer Strahlenkrone umgeben, ich sei in
einen Heiligenschein gehüllt. Und wenig wird fehlen,
so leitet sich die Mythe davon geraden Weges aus (Seite 195)(Seite
197) dieser Erscheinung
her, die schon vor Jahrtausenden im Orient leuchtend
gesehen worden, wie heute hier.
Diese odische Atmosphäre, die jeder Mensch um sich
hat, die von jedem lebenden Individuum ausgeht, ist
nicht überall völlig gleich, sondern bei jedem etwas
verschieden, ungefähr wie die Gerüche, die
Geschmackseinwirkungen verschieden sind, wie das Licht
in Farben, der Schall in die Tonleiter zerfällt. Sie
ist bei einem Weibe etwas verschieden von einem Manne,
bei einem Jungen verschieden von einem Alten, bei
einem Sanguiniker verschieden von einem Choleriker,
bei einem Gesunden verschieden von einem Kranken. Ja
sie ist unter den Kranken verschieden in einem Katarrh
von einem Scharlach, von einem Typhus mit seinem calor
mordax usw.,und alle diese Unterschiede werden von
Hochsensitiven, ja oftmals schon von Mittelsensitiven
erkannt und bestimmt wahrgenommen. Sie finden hierin
die ersten Winke (Seite
196)über
die Möglichkeit, daß z.B. Kranke in extremen (Seite
198) Sensitivitätszuständen
das Nähern ihres Arztes schon erkennen, wenn Gesunde
ihn noch nicht wahrzunehmen vermögen. daß sie vor
manchen Menschen auf das erste Zusammentreffen eine
ebenso unüberwindliche Abneigung haben als für andere
eine unbegründete Vorliebe, daß Raubtiere, daß Hunde
die Spur auf einem Blatte erkennen, auf welches ihre
Beute fliehend den Fuß gesetzt, und ähnliche Dinge
mehr, die wunderbar scheinen, aber auch nur scheinen,
so lange man die physischen Fäden nicht kennt, mit
welchen sie in der materiellen Welt ganz gesetzmässig
und einfach zusammenhängen. Doch ich würde die Grenze,
die ich mir für diese Briefe gezogen habe,
überschreiten, wollte ich in Darlegung dieser höhern
odischen Verhältnisse eingehen. Ich nehme daher hier
von Ihnen Abschied.
Sie kennen jetzt die Erscheinung dessen, was ich Od
genannt habe, nach seinen äußern Umrissen.(Seite 197)
Es ist ein Dynamid, das denen, welche die Wissenschaft
(Seite
199) bereits kennt,
analog und nahe verwandt ist. Es umfaßt eine Gruppe
unwägbarer, aber sinnlich wahrnehmbarer Vorgänge in
der Natur, für welche wir bis jetzt weder ein Maß noch
ein anderes Reagens haben als den menschlichen Nerv,
und auch diesen nur unter
den eigentümlichen Umständen der sensitiven
Reizbarkeit. Der Grund, warum es der
wissenschaftlichen Forschung bis jetzt gänzlich
entgangen, ja von der Wissenschaft geradezu und
hartnäckig zurückgestoßen und ausgeschlossen worden
ist, liegt eben in dem Mangel an einem allgemeinen
Odoskop und Odometer, welche für jedermanns Gebrauch
zugänglich wären und womit sein Dasein leicht und in
die Augen fallend aller Welt darzutun gewesen sein
würde. Und die Ursache, warum hinwiederum ein Odoskop
bis jetzt sich nicht hat finden lassen, entspringt aus
der Natur des Odes selbst, nämlich aus seiner Kraft,
alle Stoffe und Räume zu durchdringen (Seite 198)und
sich nirgends anhäufen, niemals bis zur (Seite
200) allgemeinen
Wahrnehmbarkeit verdichten zu lassen. Für Wärme,
Elektrizität, Licht gibt es bis auf einen gewissen
Grad Isolatoren, für Od habe ich noch keinen
aufzufinden vermocht. Dieses Mangels an aller
Sperrbarkeit habe ich mich bedienen zu sollen
geglaubt, um ihm einen zu mannigfaltigen
wissenschaftlichen Beugungen bequemen Namen zu bilden,
Va im Sanskrit bezeichnet: wehen. Im Lateinischen
vado, im Altnordischen vada heißt: ich gehe schnell,
ich eile dahin, ströme fort. Davon Wodan bezeichnet im
Altgermanischen den Begriff des Alldurchdringenden. Es
ändert in den verschiedenen alten Idiomen ab in Wodan,
Odan, Odin, wo es die alldurchdringende Kraft
bezeichnet, die zuletzt in einer germanischen Gottheit
personifiziert wird. "OD", ist also das Lautzeichen
für ein alles in der gesamten Natur mit unaufhaltsamer
Kraft rasch durchdringendes und durchströmendes
Dynamid. (Seite 200)
Hätte uns die Natur einen Sinn für Od (Seite
201) verliehen, so klar
und deutlich etwa wie für Licht und Schall, so ständen
wir auf einer bei weitem höhern Stufe der Erkenntnis.
Wir würden Wahrheit und Täuschung vermittelst jener
Alldurchdringlichkeit ohne allen Vergleich leichter,
schneller und sicherer unterscheiden. Wir würden
einander, wie man zu sagen pflegt, ins Herz sehen.
Talleyrand könnte nicht mehr die Sprache mißbrauchen,
um seine Gedanken zu verbergen, und wir würden in
weiterer Folge dessen ein Wesen höherer und edlerer
Art sein. Es läßt sich leicht dartun, daß wir, mit
einem Odsinne begabt, eine Art Engel sein müßten, und
daß eine solche Fähigkeit uns nur verliehen zu werden
brauchte, um uns unverzüglich auf eine höhere Stufe
der Sittlichkeit emporzuheben, ohne noch unsere
Verstandeskräfte zu steigern. Die Allweisheit, die nur
irrende Menschen wollte, hat uns darum versagen
müssen, was uns Halbgöttern gleichgestellt haben
würde.
Namensliste der Sensitiven
/Reichenbach 1854/ Der sensitive Mensch und sein Verhalten
zum Od.
Seiten LII bis LV
In meinen vorangegangenen odischen
Schriften, namentlich im zweiten Bande der
"Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus"
etc. Seite 3 ist ein Verzeichniß von 61 sensitiven
Personen angegeben, welche mir ihre Unterstützung zu
meinen odischen Forschungen gewährt haben. Alle die
dort Genannten kommen in gegenwärtigem Werke wieder
oftmals vor. Ihre Anzahl hat sich aber inzwischen
vergrößert und ich habe hier mehr als ebenso viel neue
sensitive Freunde und Zeugen meiner Arbeiten, die sich
den mit ihnen ausgeführten Prüfungen freundlich und
gütig gewidmet haben, vorzuführen. Es sind dieß die
folgenden, die ich nach der beiläufigen Stärke
ihrer Sensitivität in abnehmender Reihe nenne:
Fräulein Bertha Fleischer, Tochter eines Beamten zu
Dresden, gegenwärtig in Wien
Frau Margarethe Kowats, Gattin des Hrn.
Polizeiobercommissärs K. zu Wien
Frau Anna Krebs, Professionisten Frau in Wien.
. . . .
Zusammen 101 neue Sensitive, unter denen 36 weibliche
und 65 männliche.
Sämmtliche in gegenwärtigem Buche neu aufgeführte
Sensitive, dann die ältern, in den "Dynamiden etc."
genannten belaufen sich auf die Anzahl von 162;
und zwar 67 Frauen und 95 Männer. Sie sind von
dem verschiedensten Alter, Anlage, Stand,
Bildungsverhältnissen und von den mannigfaltigsten
Stellungen in der Gesellschaft überhaupt.