Ein Biosensor im Grenzgebiet zwischen Physik und Physiologie ?
Das Phänomen Wünschelrute
Friedrich Balck, Einleitung zum Vortrag im Audi-Max 10.5.2007
Vorgeschichte:
Zwei Erlebnisse, die neugierig machen.
1.) Vor rund 10 Jahren mußte am Unteren Eschenbacher Teich die
Dammdichtung saniert werden. Zur Ablagerung
des Baumaterials schob ein Bagger die Mutterbodenschicht einer
Wiesenfläche. Dies war eine günstige Gelegenheit im
Gelände einen Suchschnitt für eine archäologische
Untersuchung freilegen zu lassen.
Um
eine mögliche Gefährdung einer unterirdischen Gasleitung
auszuschließen wurden zwei Mitarbeiter der Stadtwerke
herbeigerufen, die die Gasleitung orten sollten. Dem Baggerfahrer war
die Situation schon vor der Ortung klar, denn er hatte das Gelände
vorher mit zwei L-förmig
gebogenen Schweißdrähten abgesucht: "Die Gasleitung ist
dort".
Auch die Mitarbeiter der Stadtwerke probierten zunächst ihre
rutengängerischen Fähigkeiten aus, bevor sie die Leitung mit
elektronischen Mitteln detektierten. Erstaunlich war für den
Autor, daß alle drei Angaben übereinstimmten. Nach kurzem
"Anlernen" gelang auch dem nun verblüfften Autor das "Auffinden"
der Gasleitung mit Hilfe der Schweißdrähte.
2.) Lisa, das Enkelkind des Autors, war etwa
ein Jahr alt. Sie
äußerte häufig ihr Unbehagen, wenn sie in ihrem
Kinderbett schlafen sollte. In ihrem Zimmer gab es tatsächlich
einen länglich ausgedehnten Bereich, der auch beim Autor ein
gewisses Unbehagen beziehungsweise eine Anspannung im Kopf verursachen
konnte. Sollte es sich hier um einen der schon so oft erwähnten
Reizstreifen gehandelt haben?
Nach Umstellen des Bettes verschwanden die Schlafprobleme beim
Enkelkind.
Einleitung
Das Phänomen Wünschelrute beschäftigt seit vielen
hundert Jahren die Menschen.
Ist es Täuschung, Erfindung, Magie, Hexerei oder
übersinnliche Wahrnehmung, gehört es in das Gebiet der
Parapsychologie?
Auf der einen Seite gibt es Personen, die glauben oder wissen,
daß sie dieses Phänomen erfolgreich nutzen können, auf
der anderen Seite sind da überzeugte Skeptiker, die nicht daran
glauben, obwohl sie die Nichtexistenz des Phänomens nicht beweisen
können.
"Was man wissenschaftlich nicht nachweisen kann, kann nach den Regeln
des Verstandes nicht existieren." Leider führt diese These in der
Sache nicht weiter. Gerade aus der Sicht vieler Wissenschaftler, die
allem Unbekannten oder Neuem grundsätzlich skeptisch
gegenüberstehen sollten, wird dieses Phänomen zur
Glaubensfrage gemacht, da die Kritiker keine Gegenbeweise besitzen.
"Ich glaube nicht daran",
"Das kann nicht funktionieren.",
"Es ist doch schon längst nachgewiesen, daß es nicht geht.",
"... sollten einer psychiatrischen Untersuchung zugeführt
werden."/Prokop, Wimmer 1985/
Jedoch gibt es noch weitere Schauplätze außerhalb der
exakten Wissenschaft - allerdings ohne hartnäckige Kritik. Die
Zustände von Trance oder Hypnose entziehen sich unser durch
Verstand geprägten Vorstellungswelt. Ebenso sind die
Einflüsse von Gefühl und Empfindung bisher nicht
meßbar. Noch kann sie die Wissenschaft nicht mit elektronischen
Meßmethoden erfassen.
Homöopathie, chinesische Heilkunde und andere Bereiche aus der
Nicht-Schulmedizin gehören nicht zum Standard-Leistungsumfang der
Krankenkassen und scheinen daher nicht nachweisbar zu funktionieren.
Und sogar die Vorgänge des Riechens in unserer Nase und Schmecken
im Mund entzieht sich überwiegend noch dem Nachbau durch moderne
Bioelektronik.
Dagegen scheinen sich die Science-Fiction-Fähigkeiten des Dr.
Frankensteins in unserer Zeit in den Bereich des vielleicht
(theoretisch) Machbaren bewegt zu haben, wie es die zunehmenden
Fortschritte der modernen Gentechnik vermuten lassen.
Dogmatische Ablehnung von Vorgängen außerhalb der
üblichen Denkweisen unseres Verstandes bringen keine Fortschritte.
So hat auch der Einfluß der Kirche Galileos
Vorstellungen über unser Weltbild nur kurzzeitig aufhalten
können. Heute können wir mit Satelliten auf elegante Weise
zeigen, daß die Erde nicht der Mittelpunkt der Erde ist,
während Galileo damals keine (für jedermann einsichtigen)
überzeugenden Beweise liefern konnte.
Was bisher bei den "wissenschaftlichen Beweisen" für das
Wünschelrutenphänomen nicht meßtechnisch erfaßbar
war, kann möglicherweise mit der verbesserten Empfindlichkeit
heutiger Meßgeräte greifbarer werden. Immer wieder haben
sich neben selbsternannten "Forschergruppen" auch angesehene
Wissenschaftler mit diesem Phänomen (/Bähr/, /Lauterbach/,
/Reinicke/, /Betz/, /Dobler/, /Brüche/, /Depping/, /Langer/,
/Wüst und Wimmer/) beschäftigt.
Und viele kommen zum Schluß, daß irgendetwas daran wahr
sein muß. Nur vollständig erklären könnten sie es
nicht.
Sogar Max Planck hielt es für nötig, ein Forschungsinstitut
dafür einzurichten: "man sieht sie als nicht
wissenschaftsfähig an; ich denke anders und möchte auch da in
universaler Form forschen helfen. Kein Gebiet sei ausgeschlossen"
/Brüche (2)/
Wenn die wiederholt geforderten Doppel-Blindtests nur selten Zweifler
überzeugt haben, dann auch sicher deswegen, weil das
Wünschelrutenphänomen nicht unter allen Testbedingungen
funktioniert, auf keinen Fall unter Streß oder Erfolgszwang, da
es sich um einen biologischen Sensor handelt. Auch besonders, wenn die
Ziele zu hoch gesteckt sind (Bestimmen einer exakten Position oder
Tiefe, Suchen eines Erzbrockens oder sogar einer Goldmünze), kommt
es zum scheinbaren Versagen des Verfahrens, obwohl mit einem Fehlschlag
das prinzipielle Nichtfunktionieren nicht nachzuweisen ist.
Eigentlich sollte es genügen, mit
einem
nach statistischen Gesichtspunkten
aussagekräftigen
Experiment das Phänomen als nachweisbar zu bestätigen.
Die Fragen, wie zuverlässig es ist, was man damit erreichen kann,
sind dann nachrangig. Die Arbeitsweise des Brunnenbauers Bernd
Textor aus
Burbach ist ein solches Experiment /Arte-2005/. Textor bestimmt seit 24
Jahren
erfolgreich seine Bohrpunkte mit der Rute. Seine Trefferquote
bezüglich Wassermenge und Tiefe liegt bei mindestens 90%.
Für die immer noch übrig gebliebenen Zweifler sei gesagt:
• Eine Sonnenfinsternis kommt auch nicht jeden Tag vor und ist, selbst
wenn man den richtigen Tag gewählt hat, nur bei gutem Wetter zu
beobachten.
• Manche Medikamente helfen zwar vielen aber nicht allen. Sind sie dann
trotz keiner 100-prozentigen Wirksamkeit wirkungslos?
• Auch ein guter Spürhund ist mal in einer schlechten Form.
Auch sollte nach den Regeln des Verstandes, aufbauend auf den exakten
Naturwissenschaften, eine noch nicht vorhandene Erklärbarkeit
nichts mit der grundsätzlichen Existenz des Phänomens zu tun
haben.
Im Verlauf der Wissenschaftsgeschichte hat es genügend Beispiele
gegeben, wo Theorie und Experiment auf der Zeitachse weit
auseinanderlagen. Manchmal war die Theorie vor dem Experiment, in der
Regel war es aber umgekehrt. War der Zeitabstand groß zwischen
beiden, dann gab es verständlicherweise viele Zweifler, aber
hoffentlich nur wenige Dogmatiker, die aus Mangel an besserem Wissen
das Neue grundsätzlich für unmöglich hielten.
Georg Agricola, ein Arzt aus Chemnitz, hat im 16. Jahrhundert
Bergbaugeschichte aufgeschrieben. In seinen zwölf Büchern
findet man Verfahren zur Gewinnung und Verhüttung von Erzen. Auch
für die Prospektion, d.h. das Aufsuchen von abbauwürdigen
Positionen unter der Tagesoberfläche nennt er verschiedene
Verfahren.
Beim Bergbau sind es Indizien, die auf das Vorhandensein von "Erzadern"
schließen lassen, auch wenn die
Adern nicht direkt an der Erdoberfläche zu sehen sind.
Indizien können sein: sogenannte Weiserpflanzen, die
offensichtlich auf unterschiedliche Chemie des Erdbodens reagieren,
oder auch Bäume, die durch ihr verändertes Wachstum auf
geologische Störungen in der Erde hinweisen. Darüberhinaus
beschreibt Agricola auch ausführlich die Verwendung von
Wünschelruten.
Hier bei uns im Oberharz wurde seit vielen Jahrhunderten Erzbergbau
getrieben. Die meisten der Gruben sind mit ihren Schächten,
Stollen, Wasserläufen und Gräben in den Akten des
Niedersächsischen Bergarchive gut dokumentiert, so daß diese
Region gute Vorraussetzungen für eine Prüfung des
Phänomens der Wünschelrute im Sinne Agricolas bietet.
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Technikgeschichte und Physik -
Das Phänomen
Wünschelrute ist eine interdisziplinäre
Aufgabe zwischen diesen und auch anderen Gebieten.
Wiederholbarkeit